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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 116. Psalm
sich ziehet. So thut die Welt mit ihrem äusser-
lichen Schein. O ein unheilsamer Kelch! Laß
dich nicht betriegen/ daß der Wein so süß
schmeckt/ er hält in sich einen greulichen Tod.
Der heilsame Kelch deß HERRN ist Ehren
werth. Ist er schon bitter/ so ist er doch heilsam/
denselben sollen wir willig von der Hand deß
HErrn annehmen. Das ist ein Stück Christ-
licher Danckbarkeit.

Zum andern spricht David: Ich wil deß
HErrn Namen predigen.
Das geschicht/
wenn man GOtt preiset und anruffet. Lei-
den an ihm selbst ist kein Lob/ müssen doch
auch die Gottlosen und die Teuffel leiden/ aber
leiden und dabey den Namen deß HERRN
preisen und anruffen/ das ist ein Christlich
Werck. Die Gedult/ Glaube/ Gebet und
Hoffnung/ die machen das Creutz köstlich und
heilsam/ daß die gläubige Seele so willig zum
Creutz-Tranck sich erbietet: Ich wil den heil-
samen Kelch deß HErrn nehmen; Kommt nicht
her auß einer Verwegenheit/ als wann sie ihren
Kräfften zu viel trauete/ sie verlässt sich nicht
auff eigene Stärcke und Gedult/ sondern siehet
auff ihren GOtt/ darüm spricht sie auch: Ich
wil den Namen deß HErrn predigen und an-
ruffen. Das ist ein köstlich Danck-Opffer/

wenn

über den 116. Pſalm
ſich ziehet. So thut die Welt mit ihrem äuſſer-
lichen Schein. O ein unheilſamer Kelch! Laß
dich nicht betriegen/ daß der Wein ſo ſüß
ſchmeckt/ er hält in ſich einen greulichen Tod.
Der heilſame Kelch deß HERRN iſt Ehren
werth. Iſt er ſchon bitter/ ſo iſt er doch heilſam/
denſelben ſollen wir willig von der Hand deß
HErrn annehmen. Das iſt ein Stück Chriſt-
licher Danckbarkeit.

Zum andern ſpricht David: Ich wil deß
HErrn Namen predigen.
Das geſchicht/
wenn man GOtt preiſet und anruffet. Lei-
den an ihm ſelbſt iſt kein Lob/ müſſen doch
auch die Gottloſen und die Teuffel leiden/ aber
leiden und dabey den Namen deß HERRN
preiſen und anruffen/ das iſt ein Chriſtlich
Werck. Die Gedult/ Glaube/ Gebet und
Hoffnung/ die machen das Creutz köſtlich und
heilſam/ daß die gläubige Seele ſo willig zum
Creutz-Tranck ſich erbietet: Ich wil den heil-
ſamen Kelch deß HErrn nehmen; Kommt nicht
her auß einer Verwegenheit/ als wann ſie ihren
Kräfften zu viel trauete/ ſie verläſſt ſich nicht
auff eigene Stärcke und Gedult/ ſondern ſiehet
auff ihren GOtt/ darüm ſpricht ſie auch: Ich
wil den Namen deß HErrn predigen und an-
ruffen. Das iſt ein köſtlich Danck-Opffer/

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[620/0643] über den 116. Pſalm ſich ziehet. So thut die Welt mit ihrem äuſſer- lichen Schein. O ein unheilſamer Kelch! Laß dich nicht betriegen/ daß der Wein ſo ſüß ſchmeckt/ er hält in ſich einen greulichen Tod. Der heilſame Kelch deß HERRN iſt Ehren werth. Iſt er ſchon bitter/ ſo iſt er doch heilſam/ denſelben ſollen wir willig von der Hand deß HErrn annehmen. Das iſt ein Stück Chriſt- licher Danckbarkeit. Zum andern ſpricht David: Ich wil deß HErrn Namen predigen. Das geſchicht/ wenn man GOtt preiſet und anruffet. Lei- den an ihm ſelbſt iſt kein Lob/ müſſen doch auch die Gottloſen und die Teuffel leiden/ aber leiden und dabey den Namen deß HERRN preiſen und anruffen/ das iſt ein Chriſtlich Werck. Die Gedult/ Glaube/ Gebet und Hoffnung/ die machen das Creutz köſtlich und heilſam/ daß die gläubige Seele ſo willig zum Creutz-Tranck ſich erbietet: Ich wil den heil- ſamen Kelch deß HErrn nehmen; Kommt nicht her auß einer Verwegenheit/ als wann ſie ihren Kräfften zu viel trauete/ ſie verläſſt ſich nicht auff eigene Stärcke und Gedult/ ſondern ſiehet auff ihren GOtt/ darüm ſpricht ſie auch: Ich wil den Namen deß HErrn predigen und an- ruffen. Das iſt ein köſtlich Danck-Opffer/ wenn

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/643>, abgerufen am 22.11.2024.