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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die vierdte Betrachtung.
im 16. Psalm v. 5. gelesen wird: Der HErr
ist mein Gut und mein Theil
/ lautets eigentlich
in seiner Sprache also: Der HErr ist das
Theil meines Erbes und meines Bechers.

Ach was für ein Freuden-Tranck hat GOtt sei-
nen Heiligen bereitet! Der HErr selbst ist ihr
Theil/ ihres Hertzens Freud und Wonne. So
lang wir in dieser Welt seynd/ trincken wir auß
diesem Freuden-Becher nach gewisser Maaß.
Wenn wir mit Christo über Tisch sitzen in sei-
nem Reich/ werden wir trincken ohne Maaß
und Ziel/ da werden wir gesättiget werden mit
Wohllust/ als mit einem Strom. Der ander
Becher ist der Creutz-Becher/ davon im 75.
Psalm/ v. 9. also geschrieben stehet: Der HErr
hat einen Becher in der Hand/ und mitstarc-
kem Wein voll eingeschenckt/ und schenckt auß
demselben/ doch also/ daß die Gottlosen
müssen trincken/ und die Hefen außsauf-
fen. Ich aber wil verkündigen ewiglich/
und lobsingen dem GOTT Jacob.
Hie
mercke den Ursprung alles Creutzes und Un-
glückes/ von wem so viel und mannigfälti-
ges Unglück unter den Menschen-Kindern
außgetheilet wird. Der Creutz-Becher ste-
het in der Hand deß HERRN/ der ist ge-
füllet nicht mit weissem Wein der Freuden/

son-
Q q iij

Die vierdte Betrachtung.
im 16. Pſalm v. 5. geleſen wird: Der HErr
iſt mein Gut uñ mein Theil
/ lautets eigentlich
in ſeiner Sprache alſo: Der HErr iſt das
Theil meines Erbes und meines Bechers.

Ach was für ein Freuden-Tranck hat GOtt ſei-
nen Heiligen bereitet! Der HErr ſelbſt iſt ihr
Theil/ ihres Hertzens Freud und Wonne. So
lang wir in dieſer Welt ſeynd/ trincken wir auß
dieſem Freuden-Becher nach gewiſſer Maaß.
Wenn wir mit Chriſto über Tiſch ſitzen in ſei-
nem Reich/ werden wir trincken ohne Maaß
und Ziel/ da werden wir geſättiget werden mit
Wohlluſt/ als mit einem Strom. Der ander
Becher iſt der Creutz-Becher/ davon im 75.
Pſalm/ v. 9. alſo geſchrieben ſtehet: Der HErr
hat einen Becher in der Hand/ und mitſtarc-
kem Wein voll eingeſchenckt/ uñ ſchenckt auß
demſelben/ doch alſo/ daß die Gottloſen
müſſen trincken/ und die Hefen außſauf-
fen. Ich aber wil verkündigen ewiglich/
und lobſingen dem GOTT Jacob.
Hie
mercke den Urſprung alles Creutzes und Un-
glückes/ von wem ſo viel und mannigfälti-
ges Unglück unter den Menſchen-Kindern
außgetheilet wird. Der Creutz-Becher ſte-
het in der Hand deß HERRN/ der iſt ge-
füllet nicht mit weiſſem Wein der Freuden/

ſon-
Q q iij
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[613/0636] Die vierdte Betrachtung. im 16. Pſalm v. 5. geleſen wird: Der HErr iſt mein Gut uñ mein Theil/ lautets eigentlich in ſeiner Sprache alſo: Der HErr iſt das Theil meines Erbes und meines Bechers. Ach was für ein Freuden-Tranck hat GOtt ſei- nen Heiligen bereitet! Der HErr ſelbſt iſt ihr Theil/ ihres Hertzens Freud und Wonne. So lang wir in dieſer Welt ſeynd/ trincken wir auß dieſem Freuden-Becher nach gewiſſer Maaß. Wenn wir mit Chriſto über Tiſch ſitzen in ſei- nem Reich/ werden wir trincken ohne Maaß und Ziel/ da werden wir geſättiget werden mit Wohlluſt/ als mit einem Strom. Der ander Becher iſt der Creutz-Becher/ davon im 75. Pſalm/ v. 9. alſo geſchrieben ſtehet: Der HErr hat einen Becher in der Hand/ und mitſtarc- kem Wein voll eingeſchenckt/ uñ ſchenckt auß demſelben/ doch alſo/ daß die Gottloſen müſſen trincken/ und die Hefen außſauf- fen. Ich aber wil verkündigen ewiglich/ und lobſingen dem GOTT Jacob. Hie mercke den Urſprung alles Creutzes und Un- glückes/ von wem ſo viel und mannigfälti- ges Unglück unter den Menſchen-Kindern außgetheilet wird. Der Creutz-Becher ſte- het in der Hand deß HERRN/ der iſt ge- füllet nicht mit weiſſem Wein der Freuden/ ſon- Q q iij

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/636>, abgerufen am 26.11.2024.