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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die vierdte Betrachtung.
Wenn David an eine und andere Hülff gedenc-
ket/ bleibt er nicht stehen bey der einen und an-
dern Wohlthat/ sondern erstrecket seine Gedanc-
ken auch auff viele andere Wohlthaten/ und
spricht: Wie soll ich dem HErrn vergelten
alle seine Wohlthat/ die er mir thut:
So
mache du es auch/ liebe Seele/ wenn du deinem
GOtt danckest für eine empfangene Wohlthat/
so dencke zugleich an die andern Wohlthaten/ die
GOtt dir erzeiget hat/ die denn unzehlig seynd.
Die meisten seynd uns verborgen/ da bedencke
wie GOtt eine Wohlthat über die ander häuffet
und derselben immer mehr und mehr machet.
Gedencke/ wie viel gutes dir GOtt im Verbor-
gen erzeigt/ wie viel Unglücks Er im Verbor-
gen abwendet/ davon du nichts weist/ und sprich
denn: Ich dancke dir/ HErr/ für diese deine
Wohlthat. Hiemit machest du die Zahl deiner
Wohlthaten grösser; Wie soll ich dir vergelten
alle Barmhertzigkeit/ die du mir thust?

Zum andern erkenne hie ein Hertz/ das be-
gierig ist zur Danckbarkeit. Wir können ja
Gottes Wohlthaten nicht vergelten. Denn wir
haben kein Gleichgelten des/ das wir dem Herrn
für seine Wohlthaten wieder schencken können;
das etwas zu schätzen sey gegen dem/ das GOtt
gibt/ und so wir was haben oder können/ so ists

doch
Q q ij

Die vierdte Betrachtung.
Wenn David an eine und andere Hülff gedenc-
ket/ bleibt er nicht ſtehen bey der einen und an-
dern Wohlthat/ ſondern erſtrecket ſeine Gedanc-
ken auch auff viele andere Wohlthaten/ und
ſpricht: Wie ſoll ich dem HErrn vergelten
alle ſeine Wohlthat/ die er mir thut:
So
mache du es auch/ liebe Seele/ wenn du deinem
GOtt danckeſt für eine empfangene Wohlthat/
ſo dencke zugleich an die andern Wohlthaten/ die
GOtt dir erzeiget hat/ die denn unzehlig ſeynd.
Die meiſten ſeynd uns verborgen/ da bedencke
wie GOtt eine Wohlthat über die ander häuffet
und derſelben immer mehr und mehr machet.
Gedencke/ wie viel gutes dir GOtt im Verbor-
gen erzeigt/ wie viel Unglücks Er im Verbor-
gen abwendet/ davon du nichts weiſt/ und ſprich
denn: Ich dancke dir/ HErr/ für dieſe deine
Wohlthat. Hiemit macheſt du die Zahl deiner
Wohlthaten gröſſer; Wie ſoll ich dir vergelten
alle Barmhertzigkeit/ die du mir thuſt?

Zum andern erkenne hie ein Hertz/ das be-
gierig iſt zur Danckbarkeit. Wir können ja
Gottes Wohlthaten nicht vergelten. Denn wir
haben kein Gleichgelten des/ das wir dem Herrn
für ſeine Wohlthaten wieder ſchencken können;
das etwas zu ſchätzen ſey gegen dem/ das GOtt
gibt/ und ſo wir was haben oder können/ ſo iſts

doch
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[611/0634] Die vierdte Betrachtung. Wenn David an eine und andere Hülff gedenc- ket/ bleibt er nicht ſtehen bey der einen und an- dern Wohlthat/ ſondern erſtrecket ſeine Gedanc- ken auch auff viele andere Wohlthaten/ und ſpricht: Wie ſoll ich dem HErrn vergelten alle ſeine Wohlthat/ die er mir thut: So mache du es auch/ liebe Seele/ wenn du deinem GOtt danckeſt für eine empfangene Wohlthat/ ſo dencke zugleich an die andern Wohlthaten/ die GOtt dir erzeiget hat/ die denn unzehlig ſeynd. Die meiſten ſeynd uns verborgen/ da bedencke wie GOtt eine Wohlthat über die ander häuffet und derſelben immer mehr und mehr machet. Gedencke/ wie viel gutes dir GOtt im Verbor- gen erzeigt/ wie viel Unglücks Er im Verbor- gen abwendet/ davon du nichts weiſt/ und ſprich denn: Ich dancke dir/ HErr/ für dieſe deine Wohlthat. Hiemit macheſt du die Zahl deiner Wohlthaten gröſſer; Wie ſoll ich dir vergelten alle Barmhertzigkeit/ die du mir thuſt? Zum andern erkenne hie ein Hertz/ das be- gierig iſt zur Danckbarkeit. Wir können ja Gottes Wohlthaten nicht vergelten. Denn wir haben kein Gleichgelten des/ das wir dem Herrn für ſeine Wohlthaten wieder ſchencken können; das etwas zu ſchätzen ſey gegen dem/ das GOtt gibt/ und ſo wir was haben oder können/ ſo iſts doch Q q ij

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/634>, abgerufen am 22.11.2024.