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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 116. Psalm

Wenn David im 116. Psalm betrachtet
die Todes-Angst/ damit er umfangen gewesen/
und wie die Gnade GOttes ihm herausser
gerissen/ hält er solches für eine grosse Barm-
hertzigkeit/ und gedenckt an das Danck-Opffer/
und spricht: Wie soll ich dem HErrn ver-
gelten alle seine Wohlthaten/ die Er mir
thut?
v. 18. Als wolt er sagen: Viele und
grosse Wohlthaten habe ich vom HErrn em-
pfangen/ und bin begierig zur Wieder-Ver-
geltung/ ob ich sie wohl in Ewigkeit nicht ver-
gelten kan. Hie merck zu ersten/ wie Got-
tes Wohlthaten anzusehen. Ob zwar alle
Wohlthaten GOttes unverschuldete Wohltha-
ten seynd/ so thut doch GOtt offt seinen Heili-
gen gutes um der Reinigkeit willen ihrer Hän-
de/ auß hertzlicher Liebe/ und vergilt damit ihren
unschuldigen Wandel. Solche Wohlthaten
heissen nach der heiligen Sprach Wiederver-
geltungen/ wie denn eigentlich David redet;
Wie soll ich dem HErrn vergelten alle seine
Vergeltung/ die er mir erzeiget? Wenn ein
frommer Christ seine Hände in Unschuld wä-
schet und sihet/ wie ihn GOTT auß einer Noth
errettet/ kan er wohl sagen: Ich bin nicht
werth aller Barmhertzigkeit/ die der HErr mir
thut; Doch hat er meine Unschuld angesehen.

Wenn
über den 116. Pſalm

Wenn David im 116. Pſalm betrachtet
die Todes-Angſt/ damit er umfangen geweſen/
und wie die Gnade GOttes ihm herauſſer
geriſſen/ hält er ſolches für eine groſſe Barm-
hertzigkeit/ und gedenckt an das Danck-Opffer/
und ſpricht: Wie ſoll ich dem HErrn ver-
gelten alle ſeine Wohlthaten/ die Er mir
thut?
v. 18. Als wolt er ſagen: Viele und
groſſe Wohlthaten habe ich vom HErrn em-
pfangen/ und bin begierig zur Wieder-Ver-
geltung/ ob ich ſie wohl in Ewigkeit nicht ver-
gelten kan. Hie merck zu erſten/ wie Got-
tes Wohlthaten anzuſehen. Ob zwar alle
Wohlthaten GOttes unverſchuldete Wohltha-
ten ſeynd/ ſo thut doch GOtt offt ſeinen Heili-
gen gutes um der Reinigkeit willen ihrer Hän-
de/ auß hertzlicher Liebe/ und vergilt damit ihren
unſchuldigen Wandel. Solche Wohlthaten
heiſſen nach der heiligen Sprach Wiederver-
geltungen/ wie denn eigentlich David redet;
Wie ſoll ich dem HErrn vergelten alle ſeine
Vergeltung/ die er mir erzeiget? Wenn ein
frommer Chriſt ſeine Hände in Unſchuld wä-
ſchet und ſihet/ wie ihn GOTT auß einer Noth
errettet/ kan er wohl ſagen: Ich bin nicht
werth aller Barmhertzigkeit/ die der HErr mir
thut; Doch hat er meine Unſchuld angeſehen.

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[610/0633] über den 116. Pſalm Wenn David im 116. Pſalm betrachtet die Todes-Angſt/ damit er umfangen geweſen/ und wie die Gnade GOttes ihm herauſſer geriſſen/ hält er ſolches für eine groſſe Barm- hertzigkeit/ und gedenckt an das Danck-Opffer/ und ſpricht: Wie ſoll ich dem HErrn ver- gelten alle ſeine Wohlthaten/ die Er mir thut? v. 18. Als wolt er ſagen: Viele und groſſe Wohlthaten habe ich vom HErrn em- pfangen/ und bin begierig zur Wieder-Ver- geltung/ ob ich ſie wohl in Ewigkeit nicht ver- gelten kan. Hie merck zu erſten/ wie Got- tes Wohlthaten anzuſehen. Ob zwar alle Wohlthaten GOttes unverſchuldete Wohltha- ten ſeynd/ ſo thut doch GOtt offt ſeinen Heili- gen gutes um der Reinigkeit willen ihrer Hän- de/ auß hertzlicher Liebe/ und vergilt damit ihren unſchuldigen Wandel. Solche Wohlthaten heiſſen nach der heiligen Sprach Wiederver- geltungen/ wie denn eigentlich David redet; Wie ſoll ich dem HErrn vergelten alle ſeine Vergeltung/ die er mir erzeiget? Wenn ein frommer Chriſt ſeine Hände in Unſchuld wä- ſchet und ſihet/ wie ihn GOTT auß einer Noth errettet/ kan er wohl ſagen: Ich bin nicht werth aller Barmhertzigkeit/ die der HErr mir thut; Doch hat er meine Unſchuld angeſehen. Wenn

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/633>, abgerufen am 22.11.2024.