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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die dritte Betrachtung.
vergessen. Spricht man: gedencke/ wie Gott
geholffen/ so findet der Unglaub bald Außflucht/
und spricht: Das war ein anders/ da konnts
GOtt so oder so machen/ was wil er aber nun
thun? gerade als wenn ich nicht ehe gläuben
solte/ ich weiß denn Art und Weise/ wie es
GOtt machen könne. Kehre du das Lied um/
und sprich: Sihe er hat den Felsen geschlagen/
daß Wasser flossen/ so kan er auch Brodt geben/
und seinen Kindern Fleisch verschaffen. Er ist
ein GOtt/ der meine Seele auß dem Tode
erretten kan. Wenns dir wohlgehet/ daß dir
deucht/ du bedarffst keines Menschen Gunst/
so traue dem Glück nicht; Denn das Glück der
Welt ist nur Trügerey und Lügen. Hinge-
gen wenns dir übel gehet/ daß du an aller Men-
schen Hülff verzagen must/ so verzage an GOtt
nicht; Denn er ist die Wahrheit und das Le-
ben. So machtens Joseph im Gefängniß/
David in der Hölen/ Daniel unter den Lö-
wen/ die drey Männer im Feuer. Diese alle
haben müssen an menschlicher Hülff verzagen/
aber nicht an GOttes Hülff. So mach du es
auch/ laß fahren was nur Lügen ist/ und hange
dem an/ der die Warheit ist.

1.
WAnn Menschen Zusag thun/ so zweiffelt man
daran/
Meil ein Mensch lügen kan/
In

Die dritte Betrachtung.
vergeſſen. Spricht man: gedencke/ wie Gott
geholffen/ ſo findet der Unglaub bald Außflucht/
und ſpricht: Das war ein anders/ da konnts
GOtt ſo oder ſo machen/ was wil er aber nun
thun? gerade als wenn ich nicht ehe gläuben
ſolte/ ich weiß denn Art und Weiſe/ wie es
GOtt machen könne. Kehre du das Lied um/
und ſprich: Sihe er hat den Felſen geſchlagen/
daß Waſſer floſſen/ ſo kan er auch Brodt geben/
und ſeinen Kindern Fleiſch verſchaffen. Er iſt
ein GOtt/ der meine Seele auß dem Tode
erretten kan. Wenns dir wohlgehet/ daß dir
deucht/ du bedarffſt keines Menſchen Gunſt/
ſo traue dem Glück nicht; Denn das Glück der
Welt iſt nur Trügerey und Lügen. Hinge-
gen wenns dir übel gehet/ daß du an aller Men-
ſchen Hülff verzagen muſt/ ſo verzage an GOtt
nicht; Denn er iſt die Wahrheit und das Le-
ben. So machtens Joſeph im Gefängniß/
David in der Hölen/ Daniel unter den Lö-
wen/ die drey Männer im Feuer. Dieſe alle
haben müſſen an menſchlicher Hülff verzagen/
aber nicht an GOttes Hülff. So mach du es
auch/ laß fahren was nur Lügen iſt/ und hange
dem an/ der die Warheit iſt.

1.
WAnn Menſchen Zuſag thun/ ſo zweiffelt man
daran/
Meil ein Menſch lügen kan/
In
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[607/0630] Die dritte Betrachtung. vergeſſen. Spricht man: gedencke/ wie Gott geholffen/ ſo findet der Unglaub bald Außflucht/ und ſpricht: Das war ein anders/ da konnts GOtt ſo oder ſo machen/ was wil er aber nun thun? gerade als wenn ich nicht ehe gläuben ſolte/ ich weiß denn Art und Weiſe/ wie es GOtt machen könne. Kehre du das Lied um/ und ſprich: Sihe er hat den Felſen geſchlagen/ daß Waſſer floſſen/ ſo kan er auch Brodt geben/ und ſeinen Kindern Fleiſch verſchaffen. Er iſt ein GOtt/ der meine Seele auß dem Tode erretten kan. Wenns dir wohlgehet/ daß dir deucht/ du bedarffſt keines Menſchen Gunſt/ ſo traue dem Glück nicht; Denn das Glück der Welt iſt nur Trügerey und Lügen. Hinge- gen wenns dir übel gehet/ daß du an aller Men- ſchen Hülff verzagen muſt/ ſo verzage an GOtt nicht; Denn er iſt die Wahrheit und das Le- ben. So machtens Joſeph im Gefängniß/ David in der Hölen/ Daniel unter den Lö- wen/ die drey Männer im Feuer. Dieſe alle haben müſſen an menſchlicher Hülff verzagen/ aber nicht an GOttes Hülff. So mach du es auch/ laß fahren was nur Lügen iſt/ und hange dem an/ der die Warheit iſt. 1. WAnn Menſchen Zuſag thun/ ſo zweiffelt man daran/ Meil ein Menſch lügen kan/ In

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/630>, abgerufen am 22.11.2024.