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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 92. Psalm
kennen wirst/ wird nicht auß zu reden seyn. So
milde ist GOtt gegen den Gott-lobenden Men-
schen/ und lässt ihm den Reichthum seiner Weiß-
heit sehen. Wie mehr die Seele erleuchtet wird/
ie mehr sie das höchste Gut zu lieben angezün-
det wird/ und ergibt und auffopffert sich GOtt
gantz und gar. Ach wie ein lieblich Harffen-
Spiel ist das für Gottes Ohren! Nimm aber
hiebey in acht/ daß du nicht eben darum GOtt zu
loben willig seyn solst/ damit du solche himmli-
sche Liebligkeit in dir schmeckst/ denn das würde
das Ansehen haben/ als solte dir GOtt alsfort
deinen Dienst belohnen: Auch solt du nicht dar-
um GOtt zu dancken nachlassen/ weil du keine
Süssigkeit in deiner Andacht empfindest. Du
solt Gott preisen so gut als du vermagst; Dar-
um dieweil es GOtt werth ist/ und es tausend-
fältig an dir verschuldet hat. Wenn aber du mit
inwendigem Trost solst erfreuet werden/ das
stelle GOtt heim. Der wird sich zu rechter Zeit
einzustellen nicht vergessen.

1.
Betrachte wol mit mir/ was doch auf dieser welt
Das Köstlichste mag seyn:
Ists etwan zeitlich Ehr/ ist es groß Gut und Geld?
Ich sage dazu nein.
Wann

über den 92. Pſalm
kennen wirſt/ wird nicht auß zu reden ſeyn. So
milde iſt GOtt gegen den Gott-lobenden Men-
ſchen/ und läſſt ihm den Reichthum ſeiner Weiß-
heit ſehen. Wie mehr die Seele erleuchtet wird/
ie mehr ſie das höchſte Gut zu lieben angezün-
det wird/ und ergibt und auffopffert ſich GOtt
gantz und gar. Ach wie ein lieblich Harffen-
Spiel iſt das für Gottes Ohren! Nimm aber
hiebey in acht/ daß du nicht eben darum GOtt zu
loben willig ſeyn ſolſt/ damit du ſolche himmli-
ſche Liebligkeit in dir ſchmeckſt/ denn das würde
das Anſehen haben/ als ſolte dir GOtt alsfort
deinen Dienſt belohnen: Auch ſolt du nicht dar-
um GOtt zu dancken nachlaſſen/ weil du keine
Süſſigkeit in deiner Andacht empfindeſt. Du
ſolt Gott preiſen ſo gut als du vermagſt; Dar-
um dieweil es GOtt werth iſt/ und es tauſend-
fältig an dir verſchuldet hat. Wenn aber du mit
inwendigem Troſt ſolſt erfreuet werden/ das
ſtelle GOtt heim. Der wird ſich zu rechter Zeit
einzuſtellen nicht vergeſſen.

1.
Betrachte wol mit mir/ was doch auf dieſer welt
Das Köſtlichſte mag ſeyn:
Iſts etwan zeitlich Ehr/ iſt es groß Gut und Geld?
Ich ſage dazu nein.
Wann
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[514/0537] über den 92. Pſalm kennen wirſt/ wird nicht auß zu reden ſeyn. So milde iſt GOtt gegen den Gott-lobenden Men- ſchen/ und läſſt ihm den Reichthum ſeiner Weiß- heit ſehen. Wie mehr die Seele erleuchtet wird/ ie mehr ſie das höchſte Gut zu lieben angezün- det wird/ und ergibt und auffopffert ſich GOtt gantz und gar. Ach wie ein lieblich Harffen- Spiel iſt das für Gottes Ohren! Nimm aber hiebey in acht/ daß du nicht eben darum GOtt zu loben willig ſeyn ſolſt/ damit du ſolche himmli- ſche Liebligkeit in dir ſchmeckſt/ denn das würde das Anſehen haben/ als ſolte dir GOtt alsfort deinen Dienſt belohnen: Auch ſolt du nicht dar- um GOtt zu dancken nachlaſſen/ weil du keine Süſſigkeit in deiner Andacht empfindeſt. Du ſolt Gott preiſen ſo gut als du vermagſt; Dar- um dieweil es GOtt werth iſt/ und es tauſend- fältig an dir verſchuldet hat. Wenn aber du mit inwendigem Troſt ſolſt erfreuet werden/ das ſtelle GOtt heim. Der wird ſich zu rechter Zeit einzuſtellen nicht vergeſſen. 1. Betrachte wol mit mir/ was doch auf dieſer welt Das Köſtlichſte mag ſeyn: Iſts etwan zeitlich Ehr/ iſt es groß Gut und Geld? Ich ſage dazu nein. Wann

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/537>, abgerufen am 25.11.2024.