Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.über den 92. Psalm rede mit meinem Hertzen/ mein Geist mußforschen. Wird denn der HErr ewiglich verstossen/ und keine Gnade mehr erzeigen? Ists denn gantz und gar auß mit seiner Gü- te? und hat die Verheissung ein Ende? Hat den Gott vergessen gnädig zu seyn und seine Barmhertzigkeit für Zorn verschlossen? Se- la. Aber doch sprach ich: Ich muß das lei- den/ die rechte Hand deß Hohesten kan alles ändern: Darum gedenck ich an die Thaten deß HErrn/ ja ich gedencke an deine vorige Wunder. Und sage von deinem Thun. Si- he wie die gläubige Seele in der Finsterniß schwerer Trübsal mit der versprochnen und in der That offt bewiesenen Güte sich tröstet. Das heist deß Nachts Gottes Warheit verkündigen. Dahin gehöret/ was im 42. Psal. v. 9. stehet: Der HErr hat deß Tages verheissen seine Güte/ und deß Nachts singe ich ihm/ und bete zu GOtt meines Lebens. Zum dritten/ wie soll man GOtt loben? Es bekant
über den 92. Pſalm rede mit meinem Hertzen/ mein Geiſt mußforſchen. Wird denn der HErr ewiglich verſtoſſen/ und keine Gnade mehr erzeigen? Iſts denn gantz und gar auß mit ſeiner Gü- te? und hat die Verheiſſung ein Ende? Hat den Gott vergeſſen gnädig zu ſeyn uñ ſeine Barmhertzigkeit für Zorn verſchloſſen? Se- la. Aber doch ſprach ich: Ich muß das lei- den/ die rechte Hand deß Hoheſten kan alles ändern: Darum gedenck ich an die Thaten deß HErrn/ ja ich gedencke an deine vorige Wunder. Und ſage von deinem Thun. Si- he wie die gläubige Seele in der Finſterniß ſchwerer Trübſal mit der verſprochnen und in der That offt bewieſenen Güte ſich tröſtet. Das heiſt deß Nachts Gottes Warheit verkündigen. Dahin gehöret/ was im 42. Pſal. v. 9. ſtehet: Der HErr hat deß Tages verheiſſen ſeine Güte/ und deß Nachts ſinge ich ihm/ und bete zu GOtt meines Lebens. Zum dritten/ wie ſoll man GOtt loben? Es bekant
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über den 92. Pſalm
rede mit meinem Hertzen/ mein Geiſt muß
forſchen. Wird denn der HErr ewiglich
verſtoſſen/ und keine Gnade mehr erzeigen?
Iſts denn gantz und gar auß mit ſeiner Gü-
te? und hat die Verheiſſung ein Ende? Hat
den Gott vergeſſen gnädig zu ſeyn uñ ſeine
Barmhertzigkeit für Zorn verſchloſſen? Se-
la. Aber doch ſprach ich: Ich muß das lei-
den/ die rechte Hand deß Hoheſten kan alles
ändern: Darum gedenck ich an die Thaten
deß HErrn/ ja ich gedencke an deine vorige
Wunder. Und ſage von deinem Thun. Si-
he wie die gläubige Seele in der Finſterniß
ſchwerer Trübſal mit der verſprochnen und in
der That offt bewieſenen Güte ſich tröſtet. Das
heiſt deß Nachts Gottes Warheit verkündigen.
Dahin gehöret/ was im 42. Pſal. v. 9. ſtehet:
Der HErr hat deß Tages verheiſſen ſeine
Güte/ und deß Nachts ſinge ich ihm/ und
bete zu GOtt meines Lebens.
Zum dritten/ wie ſoll man GOtt loben? Es
iſt ein köſtlich Ding dem Namen deß Herrn
lobſingen/ auff den zehen Seyten und
Pſalter/ mit ſpielen auff der Harffen. Ein
Pſalter uñ ein Inſtrument/ das von zehen Sey-
ten den Namen gehabt/ ſeynd neben andern Mu-
ſicaliſchen Inſtrumenten zu Davids Zeiten
bekant
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/531>, abgerufen am 16.02.2025. |