Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.über den 84. Psalm finde ich Freud und Trost für meine betrübteSeele. Ich finde eine lebendige Qvelle/ und werde truncken von den reichen Gütern deß Hauses GOttes. Ein Tröpfflein Trostes auß der Wohnung GOttes/ ist meiner Seelen viel köstlicher/ als ein gantzes Meer irrdischer Freu- de. Was ist der weltliche Pracht anders als ein Schatten/ der verschwindet? Eines Christen Gottes-Dienst/ Lieb/ Glaub/ Andacht/ Gedult Gottesfurcht ist kein Schatten. So bilde sich ja auch kein Mensch ein/ daß er mehr möge er- freuet werden in der Welt/ als in dem Hause Gottes. Glaubts doch ihr Menschen-Kinder. glaubts doch/ daß es wahr sey/ was der heilige Geist redet; Ein Tag in deinen Vorhöfen ist desser denn sonst tausend. Daher wünsche ich billig/ vielmehr/ in meines Gottes Hause zu wohnen als in aller Welt Freude zu schweben. Wäre ich ein König und nicht mehr als ein Kö- nig/ wolt ich Cron und Scepter von mir werf- fen/ nur daß ich möchte der Geringste werden unter denen/ die Gott dienen/ denn in Warheit es viel höher ist/ GOtt dienen/ als der gewal- tigste König auff Erden seyn. Sehet an Da- vid/ der war ein glückseliger König/ reich und mächtig/ aber sein Königlicher Thron war ihm lang nicht so lieb/ als die Wohnung deß Herrn; Sehet
über den 84. Pſalm finde ich Freud und Troſt für meine betrübteSeele. Ich finde eine lebendige Qvelle/ und werde truncken von den reichen Gütern deß Hauſes GOttes. Ein Tröpfflein Troſtes auß der Wohnung GOttes/ iſt meiner Seelen viel köſtlicher/ als ein gantzes Meer irrdiſcher Freu- de. Was iſt der weltliche Pracht anders als ein Schatten/ der verſchwindet? Eines Chriſten Gottes-Dienſt/ Lieb/ Glaub/ Andacht/ Gedult Gottesfurcht iſt kein Schatten. So bilde ſich ja auch kein Menſch ein/ daß er mehr möge er- freuet werden in der Welt/ als in dem Hauſe Gottes. Glaubts doch ihr Menſchen-Kinder. glaubts doch/ daß es wahr ſey/ was der heilige Geiſt redet; Ein Tag in deinen Vorhöfen iſt deſſer denn ſonſt tauſend. Daher wünſche ich billig/ vielmehr/ in meines Gottes Hauſe zu wohnen als in aller Welt Freude zu ſchweben. Wäre ich ein König und nicht mehr als ein Kö- nig/ wolt ich Cron und Scepter von mir werf- fen/ nur daß ich möchte der Geringſte werden unter denen/ die Gott dienen/ denn in Warheit es viel höher iſt/ GOtt dienen/ als der gewal- tigſte König auff Erden ſeyn. Sehet an Da- vid/ der war ein glückſeliger König/ reich und mächtig/ aber ſein Königlicher Thron war ihm lang nicht ſo lieb/ als die Wohnung deß Herrn; Sehet
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über den 84. Pſalm
finde ich Freud und Troſt für meine betrübte
Seele. Ich finde eine lebendige Qvelle/ und
werde truncken von den reichen Gütern deß
Hauſes GOttes. Ein Tröpfflein Troſtes auß
der Wohnung GOttes/ iſt meiner Seelen viel
köſtlicher/ als ein gantzes Meer irrdiſcher Freu-
de. Was iſt der weltliche Pracht anders als
ein Schatten/ der verſchwindet? Eines Chriſten
Gottes-Dienſt/ Lieb/ Glaub/ Andacht/ Gedult
Gottesfurcht iſt kein Schatten. So bilde ſich
ja auch kein Menſch ein/ daß er mehr möge er-
freuet werden in der Welt/ als in dem Hauſe
Gottes. Glaubts doch ihr Menſchen-Kinder.
glaubts doch/ daß es wahr ſey/ was der heilige
Geiſt redet; Ein Tag in deinen Vorhöfen iſt
deſſer denn ſonſt tauſend. Daher wünſche ich
billig/ vielmehr/ in meines Gottes Hauſe zu
wohnen als in aller Welt Freude zu ſchweben.
Wäre ich ein König und nicht mehr als ein Kö-
nig/ wolt ich Cron und Scepter von mir werf-
fen/ nur daß ich möchte der Geringſte werden
unter denen/ die Gott dienen/ denn in Warheit
es viel höher iſt/ GOtt dienen/ als der gewal-
tigſte König auff Erden ſeyn. Sehet an Da-
vid/ der war ein glückſeliger König/ reich und
mächtig/ aber ſein Königlicher Thron war ihm
lang nicht ſo lieb/ als die Wohnung deß Herrn;
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