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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 84. Psalm


ser geben. Das ist der Brunnen/ daran die
Edle im Volck graben. Freuet sich Israel
über den Brunnen/ der Wasser gibt für dem
Durst deß Leibes/ sollen wir uns nicht freuen
über den Brunnen/ der Wasser gibt für dem
Durst der Selen? Freue dich Israel über dei-
nen Brunnen!

Wohlan/ alle die ihr durstig seyd/ kommt
her zum Wasser
/ so schreyet Esaias am 55.
Cap. v. 1. Ich schreye auch/ alle die ihr dürstig
seyd/ kommt her zum Wasser/ warum wollet ihr
zum Wasser lauffen/ das den Durst nicht le-
schen kan? Die ihr in der Welt seyd/ ihr wandelt
in einem dürren Jammerthal. Woher wolt ihr
Trost nehmen/ so ihr euch nicht haltet zum
Brunnen Israels. Die Welt/ sage ich/ ist ein
dürres Jammerthal/ wann es noch so lustig
scheinet/ muß sich doch meine Seele nicht daran
verlieben. Denn was kan mir diese dürre Ein-
öde geben/ das meine Seele befriedige? Betrie-
gen mag euch die Welt/ aber wahren/ beständigen
Trost kan sie euch nicht geben. Der weise Kö-
nig spricht: Der Gottlose bestehet nicht in
seinem Unglück/ aber der Gerechte ist auch
in seinem Tod getrost
/ Prov. 14. v. 32. Da I-
saac bey den Philistern wohnete/ grub er ihm
einen Brunnen/ aber die Philister zanckten

sich

über den 84. Pſalm


ſer geben. Das iſt der Brunnen/ daran die
Edle im Volck graben. Freuet ſich Iſrael
über den Brunnen/ der Waſſer gibt für dem
Durſt deß Leibes/ ſollen wir uns nicht freuen
über den Brunnen/ der Waſſer gibt für dem
Durſt der Selen? Freue dich Iſrael über dei-
nen Brunnen!

Wohlan/ alle die ihr durſtig ſeyd/ kom̃t
her zum Waſſer
/ ſo ſchreyet Eſaias am 55.
Cap. v. 1. Ich ſchreye auch/ alle die ihr dürſtig
ſeyd/ kommt her zum Waſſer/ warum wollet ihr
zum Waſſer lauffen/ das den Durſt nicht le-
ſchen kan? Die ihr in der Welt ſeyd/ ihr wandelt
in einem dürren Jammerthal. Woher wolt ihr
Troſt nehmen/ ſo ihr euch nicht haltet zum
Brunnen Iſraels. Die Welt/ ſage ich/ iſt ein
dürres Jammerthal/ wann es noch ſo luſtig
ſcheinet/ muß ſich doch meine Seele nicht daran
verlieben. Denn was kan mir dieſe dürre Ein-
öde geben/ das meine Seele befriedige? Betrie-
gen mag euch die Welt/ aber wahren/ beſtändigẽ
Troſt kan ſie euch nicht geben. Der weiſe Kö-
nig ſpricht: Der Gottloſe beſtehet nicht in
ſeinem Unglück/ aber der Gerechte iſt auch
in ſeinem Tod getroſt
/ Prov. 14. v. 32. Da I-
ſaac bey den Philiſtern wohnete/ grub er ihm
einen Brunnen/ aber die Philiſter zanckten

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[470/0493] über den 84. Pſalm ſer geben. Das iſt der Brunnen/ daran die Edle im Volck graben. Freuet ſich Iſrael über den Brunnen/ der Waſſer gibt für dem Durſt deß Leibes/ ſollen wir uns nicht freuen über den Brunnen/ der Waſſer gibt für dem Durſt der Selen? Freue dich Iſrael über dei- nen Brunnen! Wohlan/ alle die ihr durſtig ſeyd/ kom̃t her zum Waſſer/ ſo ſchreyet Eſaias am 55. Cap. v. 1. Ich ſchreye auch/ alle die ihr dürſtig ſeyd/ kommt her zum Waſſer/ warum wollet ihr zum Waſſer lauffen/ das den Durſt nicht le- ſchen kan? Die ihr in der Welt ſeyd/ ihr wandelt in einem dürren Jammerthal. Woher wolt ihr Troſt nehmen/ ſo ihr euch nicht haltet zum Brunnen Iſraels. Die Welt/ ſage ich/ iſt ein dürres Jammerthal/ wann es noch ſo luſtig ſcheinet/ muß ſich doch meine Seele nicht daran verlieben. Denn was kan mir dieſe dürre Ein- öde geben/ das meine Seele befriedige? Betrie- gen mag euch die Welt/ aber wahren/ beſtändigẽ Troſt kan ſie euch nicht geben. Der weiſe Kö- nig ſpricht: Der Gottloſe beſtehet nicht in ſeinem Unglück/ aber der Gerechte iſt auch in ſeinem Tod getroſt/ Prov. 14. v. 32. Da I- ſaac bey den Philiſtern wohnete/ grub er ihm einen Brunnen/ aber die Philiſter zanckten ſich

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/493>, abgerufen am 22.11.2024.