Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

über den 84. Psalm

Hitze der Anfechtung uns manchmahl außdorre/
und daß uns nach Trost sehr bange ist. Wir
wandeln nach dem Himmel/ aber durchs rechte
Jammerthal. Es ist ein elend/ jämmer-
lich Ding um aller Menschen Leben von
M[ut]ter Leibe an/ biß sie in die Erden begra-
be[n] werden/ die unser aller Mutter ist. Da
is[t] immer Sorge/ Furcht/ Hoffnung/ und
[zu] letzt der Tod/ Syr. 41, 1. Wil iemand sein
[A]mbt redlich verwalten/ wird er ohne Mühe
nicht leben/ die unzehlige viele Zufälle im men-
schlichen Leben/ wollen uns ohne Sorg und
Furcht nicht lassen. Bald kräncket uns Ver-
leumbdung/ bald kräncket uns ein ander Un-
glück/ und was wollen wir sagen/ so gar ist der
elende Mensch dem Unglück unterworffen/ daß
auch aller Creaturen Unglück zu deß elenden
Menschen Schaden außschlägt; verderben die
Früchte/ stirbt das Viehe/ wird die Lufft ver-
gifftet/ der Schade kommt alle auff den Men-
schen. So wollen wir nun nicht gedencken/ die
wir im Hause Gottes wohnen/ daß wir in kein
Jammerthal kommen werden/ aber das wollen
wir gedencken/ daß wir das Jammerthal kön-
nen zum Brunnen machen/ einen Trost-Brun-
nen bey dem andern/ daß es uns an Trost nicht
mangele. Wann sie durchs Jammerthal gehen/

machen

über den 84. Pſalm

Hitze der Anfechtung uns manchmahl außdorre/
und daß uns nach Troſt ſehr bange iſt. Wir
wandeln nach dem Himmel/ aber durchs rechte
Jammerthal. Es iſt ein elend/ jämmer-
lich Ding um aller Menſchen Leben von
M[ut]ter Leibe an/ biß ſie in die Erden begra-
be[n] werden/ die unſer aller Mutter iſt. Da
iſ[t] immer Sorge/ Furcht/ Hoffnung/ und
[zu] letzt der Tod/ Syr. 41, 1. Wil iemand ſein
[A]mbt redlich verwalten/ wird er ohne Mühe
nicht leben/ die unzehlige viele Zufälle im men-
ſchlichen Leben/ wollen uns ohne Sorg und
Furcht nicht laſſen. Bald kräncket uns Ver-
leumbdung/ bald kräncket uns ein ander Un-
glück/ und was wollen wir ſagen/ ſo gar iſt der
elende Menſch dem Unglück unterworffen/ daß
auch aller Creaturen Unglück zu deß elenden
Menſchen Schaden außſchlägt; verderben die
Früchte/ ſtirbt das Viehe/ wird die Lufft ver-
gifftet/ der Schade kommt alle auff den Men-
ſchen. So wollen wir nun nicht gedencken/ die
wir im Hauſe Gottes wohnen/ daß wir in kein
Jammerthal kommen werden/ aber das wollen
wir gedencken/ daß wir das Jammerthal kön-
nen zum Brunnen machen/ einen Troſt-Brun-
nen bey dem andern/ daß es uns an Troſt nicht
mangele. Wann ſie durchs Jammerthal gehen/

machen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0485" n="462"/><fw place="top" type="header">über den 84. P&#x017F;alm</fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Hitze der Anfechtung uns manchmahl außdorre/<lb/>
und daß uns nach Tro&#x017F;t &#x017F;ehr bange i&#x017F;t. Wir<lb/>
wandeln nach dem Himmel/ aber durchs rechte<lb/>
Jammerthal. <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t ein elend/ jämmer-<lb/>
lich Ding um aller Men&#x017F;chen Leben von<lb/>
M<supplied>ut</supplied>ter Leibe an/ biß &#x017F;ie in die Erden begra-<lb/>
be<supplied>n</supplied> werden/ die un&#x017F;er aller Mutter i&#x017F;t. Da<lb/>
i&#x017F;<supplied>t</supplied> immer Sorge/ Furcht/ Hoffnung/ und<lb/><supplied>zu</supplied> letzt der Tod</hi>/ <hi rendition="#aq">Syr.</hi> 41, 1. Wil iemand &#x017F;ein<lb/><supplied>A</supplied>mbt redlich verwalten/ wird er ohne Mühe<lb/>
nicht leben/ die unzehlige viele Zufälle im men-<lb/>
&#x017F;chlichen Leben/ wollen uns ohne Sorg und<lb/>
Furcht nicht la&#x017F;&#x017F;en. Bald kräncket uns Ver-<lb/>
leumbdung/ bald kräncket uns ein ander Un-<lb/>
glück/ und was wollen wir &#x017F;agen/ &#x017F;o gar i&#x017F;t der<lb/>
elende Men&#x017F;ch dem Unglück unterworffen/ daß<lb/>
auch aller Creaturen Unglück zu deß elenden<lb/>
Men&#x017F;chen Schaden auß&#x017F;chlägt; verderben die<lb/>
Früchte/ &#x017F;tirbt das Viehe/ wird die Lufft ver-<lb/>
gifftet/ der Schade kommt alle auff den Men-<lb/>
&#x017F;chen. So wollen wir nun nicht gedencken/ die<lb/>
wir im Hau&#x017F;e Gottes wohnen/ daß wir in kein<lb/>
Jammerthal kommen werden/ aber das wollen<lb/>
wir gedencken/ daß wir das Jammerthal kön-<lb/>
nen zum Brunnen machen/ einen Tro&#x017F;t-Brun-<lb/>
nen bey dem andern/ daß es uns an Tro&#x017F;t nicht<lb/>
mangele. Wann &#x017F;ie durchs Jammerthal gehen/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">machen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[462/0485] über den 84. Pſalm Hitze der Anfechtung uns manchmahl außdorre/ und daß uns nach Troſt ſehr bange iſt. Wir wandeln nach dem Himmel/ aber durchs rechte Jammerthal. Es iſt ein elend/ jämmer- lich Ding um aller Menſchen Leben von Mutter Leibe an/ biß ſie in die Erden begra- ben werden/ die unſer aller Mutter iſt. Da iſt immer Sorge/ Furcht/ Hoffnung/ und zu letzt der Tod/ Syr. 41, 1. Wil iemand ſein Ambt redlich verwalten/ wird er ohne Mühe nicht leben/ die unzehlige viele Zufälle im men- ſchlichen Leben/ wollen uns ohne Sorg und Furcht nicht laſſen. Bald kräncket uns Ver- leumbdung/ bald kräncket uns ein ander Un- glück/ und was wollen wir ſagen/ ſo gar iſt der elende Menſch dem Unglück unterworffen/ daß auch aller Creaturen Unglück zu deß elenden Menſchen Schaden außſchlägt; verderben die Früchte/ ſtirbt das Viehe/ wird die Lufft ver- gifftet/ der Schade kommt alle auff den Men- ſchen. So wollen wir nun nicht gedencken/ die wir im Hauſe Gottes wohnen/ daß wir in kein Jammerthal kommen werden/ aber das wollen wir gedencken/ daß wir das Jammerthal kön- nen zum Brunnen machen/ einen Troſt-Brun- nen bey dem andern/ daß es uns an Troſt nicht mangele. Wann ſie durchs Jammerthal gehen/ machen

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Distributed under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 License.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/485
Zitationshilfe:	Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/485>, abgerufen am 25.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.