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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die andere Betrachtung.
dern solt einen Acker von ihrem Vater/ und sie
ließ sich herab vom Esel und fiel ihrem Vater zu
Fuß. Da sprach ihr Vater zu ihr? Was ist dir?
Sie sprach: Gib mir einen Segen; Denn du
hast mir ein Mittags-Land gegeben/ gib mir auch
ein Wässeriges. Da gab er ihr ein Wässeriges
oben und unten. Ein Land/ dem es an Wasser
nicht gebrach. Diese Geschicht ist von dem H.
Geist gewürdiget/ daß sie zweymal auffgezeich-
net/ erstlich im Buch Josua am 15. und darnach
im Buch der Richter am 1. Capitel. Zweiffels
ohn ist ein Geheimniß darinnen vorgebildet.

Caleb soll uns bedeuten den himmlischen Va-
ter/ der hat eine Tochter/ die ihm werth ist/ und
die ist die menschliche Seele. Es ist eine Stadt/
darinn sich seine Feinde befestiget haben/ das ist
das Reich der Höllen; Davon spricht GOtt:
Wer dz höllische Reich zerstöret/ dem wil ich mei-
ne Tochter zum Weibe geben. Der Sohn Got-
tes verliebte sich an diese Tochter/ drum macht
er sich an das höllische Reich/ überwindet/ und
zerstöret dasselbe/ da werden ihm die Seelen der
Menschen vertrauet; Die Braut ist noch nicht
heimgeführet/ sie ist noch auff dem Wege/ da
wird ihr gerahten/ was sie von ihrem Vater bit-
ten soll/ da fällt sie von ihrem Esel/ sie demüthiget
sich/ und fällt Gott zu Fuß/ und bittet: Mein Va-
ter gib mir einen Segen/ du hast mir ein Mit-

tags-
F f iij

Die andere Betrachtung.
dern ſolt einen Acker von ihrem Vater/ und ſie
ließ ſich herab vom Eſel und fiel ihrem Vater zu
Fuß. Da ſprach ihr Vater zu ihr? Was iſt dir?
Sie ſprach: Gib mir einen Segen; Denn du
haſt mir ein Mittags-Land gegeben/ gib mir auch
ein Wäſſeriges. Da gab er ihr ein Wäſſeriges
oben und unten. Ein Land/ dem es an Waſſer
nicht gebrach. Dieſe Geſchicht iſt von dem H.
Geiſt gewürdiget/ daß ſie zweymal auffgezeich-
net/ erſtlich im Buch Joſua am 15. und darnach
im Buch der Richter am 1. Capitel. Zweiffels
ohn iſt ein Geheimniß darinnen vorgebildet.

Caleb ſoll uns bedeuten den him̃liſchen Va-
ter/ der hat eine Tochter/ die ihm werth iſt/ und
die iſt die menſchliche Seele. Es iſt eine Stadt/
darinn ſich ſeine Feinde befeſtiget haben/ das iſt
das Reich der Höllen; Davon ſpricht GOtt:
Wer dz hölliſche Reich zerſtöret/ dem wil ich mei-
ne Tochter zum Weibe geben. Der Sohn Got-
tes verliebte ſich an dieſe Tochter/ drum macht
er ſich an das hölliſche Reich/ überwindet/ und
zerſtöret daſſelbe/ da werden ihm die Seelen der
Menſchen vertrauet; Die Braut iſt noch nicht
heimgeführet/ ſie iſt noch auff dem Wege/ da
wird ihr gerahten/ was ſie von ihrem Vater bit-
ten ſoll/ da fällt ſie von ihrem Eſel/ ſie demüthiget
ſich/ und fällt Gott zu Fuß/ und bittet: Mein Va-
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[453/0476] Die andere Betrachtung. dern ſolt einen Acker von ihrem Vater/ und ſie ließ ſich herab vom Eſel und fiel ihrem Vater zu Fuß. Da ſprach ihr Vater zu ihr? Was iſt dir? Sie ſprach: Gib mir einen Segen; Denn du haſt mir ein Mittags-Land gegeben/ gib mir auch ein Wäſſeriges. Da gab er ihr ein Wäſſeriges oben und unten. Ein Land/ dem es an Waſſer nicht gebrach. Dieſe Geſchicht iſt von dem H. Geiſt gewürdiget/ daß ſie zweymal auffgezeich- net/ erſtlich im Buch Joſua am 15. und darnach im Buch der Richter am 1. Capitel. Zweiffels ohn iſt ein Geheimniß darinnen vorgebildet. Caleb ſoll uns bedeuten den him̃liſchen Va- ter/ der hat eine Tochter/ die ihm werth iſt/ und die iſt die menſchliche Seele. Es iſt eine Stadt/ darinn ſich ſeine Feinde befeſtiget haben/ das iſt das Reich der Höllen; Davon ſpricht GOtt: Wer dz hölliſche Reich zerſtöret/ dem wil ich mei- ne Tochter zum Weibe geben. Der Sohn Got- tes verliebte ſich an dieſe Tochter/ drum macht er ſich an das hölliſche Reich/ überwindet/ und zerſtöret daſſelbe/ da werden ihm die Seelen der Menſchen vertrauet; Die Braut iſt noch nicht heimgeführet/ ſie iſt noch auff dem Wege/ da wird ihr gerahten/ was ſie von ihrem Vater bit- ten ſoll/ da fällt ſie von ihrem Eſel/ ſie demüthiget ſich/ und fällt Gott zu Fuß/ und bittet: Mein Va- ter gib mir einen Segen/ du haſt mir ein Mit- tags- F f iij

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/476>, abgerufen am 25.11.2024.