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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die erste Betrachtung.
Christus spricht: In mir habt ihr Friede/ Joh.
16, 33. Kommt zu mir/ so werdet ihr Ruhe fin-
den für eure Seelen
/ Matth. 11, 30. Schwin-
get sich das Vöglein mit den Flügeln seiner Be-
gierden wo anders hin/ fliehet es immer in der Ir-
re/ und kan ihm nimmer wohl seyn; gedencke an
Noa Täublein/ das fand keine Ruhe/ biß es wie-
der zum Kasten kam. Je weiter von GOtt/ ie
mehr Unruhe. Und das macht/ daß der böse Geist
so unruhig ist/ denn er ist ein Vogel/ der nicht zu
GOtt sondern immer von GOtt abfliehet. Kommt
meine Seele zu ihrem Christo/ und hält sich zu
den Wunden ihres JEsus/ findet sie ein sicher
ruhiges Nest/ daß ihr nicht zerstöret wird/ da fin-
de ich Ruhe im Gewissen und Trost in allen An-
fechtungen. Und wenn meines Bleibens auff
Erden nicht mehr ist/ und das irrdische Haus die-
ser Hütten zubrochen wird/ so finde ich einen
Bau von Gott erbauet/ ein Haus nicht mit Hän-
den gemacht/ das ewig ist im Himmel/ 2. Cor. 5, 1.
Das wird alle den Seelen fehlen/ die ihr Nest
nicht machen beym Altar des HErrn unsers
Gottes. Aber wohl den Seelen/ die sich halten
zu dem Altar Gottes. Beym Esaia am 32. v. 18.
gibt ihr Gott eine solche Verheissung: Mein
Volck wird in Häusern deß Friedens woh-
nen/ in sichern Wohnungen/ und in stoltzer
Ruhe.
Das Vögelein/ so sich hie auffhält/ kan

allen

Die erſte Betrachtung.
Chriſtus ſpricht: In mir habt ihr Friede/ Joh.
16, 33. Kom̃t zu mir/ ſo werdet ihr Ruhe fin-
den für eure Seelen
/ Matth. 11, 30. Schwin-
get ſich das Vöglein mit den Flügeln ſeiner Be-
gierden wo anders hin/ fliehet es im̃er in der Ir-
re/ und kan ihm nim̃er wohl ſeyn; gedencke an
Noa Täublein/ das fand keine Ruhe/ biß es wie-
der zum Kaſten kam. Je weiter von GOtt/ ie
mehr Unruhe. Und das macht/ daß der böſe Geiſt
ſo unruhig iſt/ denn er iſt ein Vogel/ der nicht zu
GOtt ſondern im̃er von GOtt abfliehet. Kom̃t
meine Seele zu ihrem Chriſto/ und hält ſich zu
den Wunden ihres JEſus/ findet ſie ein ſicher
ruhiges Neſt/ daß ihr nicht zerſtöret wird/ da fin-
de ich Ruhe im Gewiſſen und Troſt in allen An-
fechtungen. Und wenn meines Bleibens auff
Erden nicht mehr iſt/ und das irrdiſche Haus die-
ſer Hütten zubrochen wird/ ſo finde ich einen
Bau von Gott erbauet/ ein Haus nicht mit Hän-
den gemacht/ das ewig iſt im Himmel/ 2. Cor. 5, 1.
Das wird alle den Seelen fehlen/ die ihr Neſt
nicht machen beym Altar des HErrn unſers
Gottes. Aber wohl den Seelen/ die ſich halten
zu dem Altar Gottes. Beym Eſaia am 32. v. 18.
gibt ihr Gott eine ſolche Verheiſſung: Mein
Volck wird in Häuſern deß Friedens woh-
nen/ in ſichern Wohnungen/ und in ſtoltzer
Ruhe.
Das Vögelein/ ſo ſich hie auffhält/ kan

allen
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[445/0468] Die erſte Betrachtung. Chriſtus ſpricht: In mir habt ihr Friede/ Joh. 16, 33. Kom̃t zu mir/ ſo werdet ihr Ruhe fin- den für eure Seelen/ Matth. 11, 30. Schwin- get ſich das Vöglein mit den Flügeln ſeiner Be- gierden wo anders hin/ fliehet es im̃er in der Ir- re/ und kan ihm nim̃er wohl ſeyn; gedencke an Noa Täublein/ das fand keine Ruhe/ biß es wie- der zum Kaſten kam. Je weiter von GOtt/ ie mehr Unruhe. Und das macht/ daß der böſe Geiſt ſo unruhig iſt/ denn er iſt ein Vogel/ der nicht zu GOtt ſondern im̃er von GOtt abfliehet. Kom̃t meine Seele zu ihrem Chriſto/ und hält ſich zu den Wunden ihres JEſus/ findet ſie ein ſicher ruhiges Neſt/ daß ihr nicht zerſtöret wird/ da fin- de ich Ruhe im Gewiſſen und Troſt in allen An- fechtungen. Und wenn meines Bleibens auff Erden nicht mehr iſt/ und das irrdiſche Haus die- ſer Hütten zubrochen wird/ ſo finde ich einen Bau von Gott erbauet/ ein Haus nicht mit Hän- den gemacht/ das ewig iſt im Himmel/ 2. Cor. 5, 1. Das wird alle den Seelen fehlen/ die ihr Neſt nicht machen beym Altar des HErrn unſers Gottes. Aber wohl den Seelen/ die ſich halten zu dem Altar Gottes. Beym Eſaia am 32. v. 18. gibt ihr Gott eine ſolche Verheiſſung: Mein Volck wird in Häuſern deß Friedens woh- nen/ in ſichern Wohnungen/ und in ſtoltzer Ruhe. Das Vögelein/ ſo ſich hie auffhält/ kan allen

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/468>, abgerufen am 25.11.2024.