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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 33. Psalm


daß er so roth ist/ und im Glase so schön ste-
het/ er gehet glatt ein/ aber darnach beisset er
wie eine Schlange/ und sticht wie eine Ot-
ter.
Die Welt mit ihrer Lust hat einen schönen
Schein/ und schmeckt dem Fleisch wohl; Aber es
ist ein betrieglicher Schein. Wie bald ist das
Glas zerbrochen darin der Wein stehet; so ver-
schüttet sich der Wein. Wie bald ists auß mit
dem Menschlichen Leben; Wo bleibet denn die
Welt-Lust/ die so einen schönen Schein hatte;
Betriegliche Schönheit/ betriegliche Süssig-
keit! Sie bringet Unruhe/ und tödtet die Seele.
Viel anders redet der weise König im folgenden
Capitel von der Süssigkeit/ die meine Seele
in GOtt findet. c 24, 13. 14. Iß mein Sohn
Honig/ denn es ist gut/ und Honigseim ist
süß in deinem Halse/ also lerne die Weißheit
für deine Seele/ wenn du sie findest/ so
wirds hernach wol gehen/ und deine Hoff-
nung wird nicht umsonst seyn.
GOtt suchen
und lieben ist Weißheit. Diese Weißheit ist ein
süsser gesimder Honig/ es erqvicket die Seele/
und bringt Leben und Seligkeit. Iß meine
Seele von diesem Honig. Freuet euch deß
HErrn ihr Gerechten/ die Frommen preisen
Ihn immerdar.

Ein

über den 33. Pſalm


daß er ſo roth iſt/ und im Glaſe ſo ſchön ſte-
het/ er gehet glatt ein/ aber darnach beiſſet er
wie eine Schlange/ und ſticht wie eine Ot-
ter.
Die Welt mit ihrer Luſt hat einen ſchönen
Schein/ und ſchmeckt dem Fleiſch wohl; Aber es
iſt ein betrieglicher Schein. Wie bald iſt das
Glas zerbrochen darin der Wein ſtehet; ſo ver-
ſchüttet ſich der Wein. Wie bald iſts auß mit
dem Menſchlichen Leben; Wo bleibet denn die
Welt-Luſt/ die ſo einen ſchönen Schein hatte;
Betriegliche Schönheit/ betriegliche Süſſig-
keit! Sie bringet Unruhe/ und tödtet die Seele.
Viel anders redet der weiſe König im folgenden
Capitel von der Süſſigkeit/ die meine Seele
in GOtt findet. c 24, 13. 14. Iß mein Sohn
Honig/ denn es iſt gut/ und Honigſeim iſt
ſüß in deinem Halſe/ alſo lerne die Weißheit
für deine Seele/ wenn du ſie findeſt/ ſo
wirds hernach wol gehen/ und deine Hoff-
nung wird nicht umſonſt ſeyn.
GOtt ſuchen
und lieben iſt Weißheit. Dieſe Weißheit iſt ein
ſüſſer geſimder Honig/ es erqvicket die Seele/
und bringt Leben und Seligkeit. Iß meine
Seele von dieſem Honig. Freuet euch deß
HErrn ihr Gerechten/ die Frommen preiſen
Ihn immerdar.

Ein
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[14/0037] über den 33. Pſalm daß er ſo roth iſt/ und im Glaſe ſo ſchön ſte- het/ er gehet glatt ein/ aber darnach beiſſet er wie eine Schlange/ und ſticht wie eine Ot- ter. Die Welt mit ihrer Luſt hat einen ſchönen Schein/ und ſchmeckt dem Fleiſch wohl; Aber es iſt ein betrieglicher Schein. Wie bald iſt das Glas zerbrochen darin der Wein ſtehet; ſo ver- ſchüttet ſich der Wein. Wie bald iſts auß mit dem Menſchlichen Leben; Wo bleibet denn die Welt-Luſt/ die ſo einen ſchönen Schein hatte; Betriegliche Schönheit/ betriegliche Süſſig- keit! Sie bringet Unruhe/ und tödtet die Seele. Viel anders redet der weiſe König im folgenden Capitel von der Süſſigkeit/ die meine Seele in GOtt findet. c 24, 13. 14. Iß mein Sohn Honig/ denn es iſt gut/ und Honigſeim iſt ſüß in deinem Halſe/ alſo lerne die Weißheit für deine Seele/ wenn du ſie findeſt/ ſo wirds hernach wol gehen/ und deine Hoff- nung wird nicht umſonſt ſeyn. GOtt ſuchen und lieben iſt Weißheit. Dieſe Weißheit iſt ein ſüſſer geſimder Honig/ es erqvicket die Seele/ und bringt Leben und Seligkeit. Iß meine Seele von dieſem Honig. Freuet euch deß HErrn ihr Gerechten/ die Frommen preiſen Ihn immerdar. Ein

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/37>, abgerufen am 27.11.2024.