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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 68. Psalm
und woher es komme. GOtt du labest die E-
lenden mit|deinen Gütern.
Eigentlich lau-
tet es: Diß bereitest du/ O Gott/ den Elen-
den nach deiner Güte.
Welchen gehets nun an/
was hie von dem gnädigen Regen gesagt ist?
Den Elenden. Die/ so irrdischen Trost im Hert-
zen haben/ müssen den himmlischen Trost nicht
schmecken; Die Elenden/ die keinen Trost auff
Erden wissen/ die seynd fähig deß himmlischen
Trostes. Auff Erden müssen sie zwar elende
Thierlein seyn/ aber GOtt nimmt sich dieser
Thierlein an/ und lässt sie nicht Trost-noch
Hülffloß. Im 74. Ps. v. 19. stehet: Du woltest
nicht dem Thier geben die Seele deiner Tur-
teltauben/ und deiner elenden Thiere nicht
so gar vergessen.
Diesen elenden Thieren
zu gut befeuchtet GOtt sein Erbe. Woher kommt
solches? Auß lauter Güte/ auß hertzlicher Liebe/
nicht daß
wirs werth seyn/ sondern/ daß es Got-
tes Lust ist. Diß bereitest du/ O GOtt/ den E-
lenden nach deiner Güte.

Also hast du gesehen nach Anleitung deß heili-
gen Geistes einen schrecklichen und holdseligen
Gott. Also erkenne nun auch deinen Gott: Halt
ihn nicht wie einen ohnmächtigen unwürdigen
Menschen. Gedenck an die schreckliche Gerich-
te Gottes/ die Er geübet hat an Egypten; Ge-

denck

über den 68. Pſalm
und woher es komme. GOtt du labeſt die E-
lenden mit|deinen Gütern.
Eigentlich lau-
tet es: Diß bereiteſt du/ O Gott/ den Elen-
den nach deiner Güte.
Welchen gehets nun an/
was hie von dem gnädigen Regen geſagt iſt?
Den Elenden. Die/ ſo irrdiſchen Troſt im Hert-
zen haben/ müſſen den himmliſchen Troſt nicht
ſchmecken; Die Elenden/ die keinen Troſt auff
Erden wiſſen/ die ſeynd fähig deß himmliſchen
Troſtes. Auff Erden müſſen ſie zwar elende
Thierlein ſeyn/ aber GOtt nimmt ſich dieſer
Thierlein an/ und läſſt ſie nicht Troſt-noch
Hülffloß. Im 74. Pſ. v. 19. ſtehet: Du wolteſt
nicht dem Thier geben die Seele deiner Tur-
teltauben/ und deiner elenden Thiere nicht
ſo gar vergeſſen.
Dieſen elenden Thieren
zu gut befeuchtet GOtt ſein Erbe. Woher kom̃t
ſolches? Auß lauter Güte/ auß hertzlicher Liebe/
nicht daß
wirs werth ſeyn/ ſondern/ daß es Got-
tes Luſt iſt. Diß bereiteſt du/ O GOtt/ den E-
lenden nach deiner Güte.

Alſo haſt du geſehen nach Anleitung deß heili-
gen Geiſtes einen ſchrecklichen und holdſeligen
Gott. Alſo erkenne nun auch deinen Gott: Halt
ihn nicht wie einen ohnmächtigen unwürdigen
Menſchen. Gedenck an die ſchreckliche Gerich-
te Gottes/ die Er geübet hat an Egypten; Ge-

denck
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[314/0337] über den 68. Pſalm und woher es komme. GOtt du labeſt die E- lenden mit|deinen Gütern. Eigentlich lau- tet es: Diß bereiteſt du/ O Gott/ den Elen- den nach deiner Güte. Welchen gehets nun an/ was hie von dem gnädigen Regen geſagt iſt? Den Elenden. Die/ ſo irrdiſchen Troſt im Hert- zen haben/ müſſen den himmliſchen Troſt nicht ſchmecken; Die Elenden/ die keinen Troſt auff Erden wiſſen/ die ſeynd fähig deß himmliſchen Troſtes. Auff Erden müſſen ſie zwar elende Thierlein ſeyn/ aber GOtt nimmt ſich dieſer Thierlein an/ und läſſt ſie nicht Troſt-noch Hülffloß. Im 74. Pſ. v. 19. ſtehet: Du wolteſt nicht dem Thier geben die Seele deiner Tur- teltauben/ und deiner elenden Thiere nicht ſo gar vergeſſen. Dieſen elenden Thieren zu gut befeuchtet GOtt ſein Erbe. Woher kom̃t ſolches? Auß lauter Güte/ auß hertzlicher Liebe/ nicht daß wirs werth ſeyn/ ſondern/ daß es Got- tes Luſt iſt. Diß bereiteſt du/ O GOtt/ den E- lenden nach deiner Güte. Alſo haſt du geſehen nach Anleitung deß heili- gen Geiſtes einen ſchrecklichen und holdſeligen Gott. Alſo erkenne nun auch deinen Gott: Halt ihn nicht wie einen ohnmächtigen unwürdigen Menſchen. Gedenck an die ſchreckliche Gerich- te Gottes/ die Er geübet hat an Egypten; Ge- denck

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/337>, abgerufen am 24.11.2024.