Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite

Die andere Betrachtung.
Volck groß/mächtig und glückselig auff Erden
ist. Der Alt-Vater Jacob mit seinem Geschlecht
war gegen dem Königreichen der Welt zu rech-
nen ein geringes und verachtetes Häufflein in
der Cananeischen Wanderschafft/ in dem Egy-
ptischen Dienst-Hause/ und in der Babyloni-
schen Gefängniß/ doch ists das Volck/ das Gott
erwehlet und machts zur Haus-Mutter in sei-
nem Hause/die GOtt viele Kinder muß auffzie-
hen. Er gesegnet auch diß sein Volck auff Er-
den also/daß es wachse/ und die Zahl der Gläu-
bigen auff Erden sehr zunehme/ da denn erfül-
let wird/was nicht allein hie/ sondern auch im
113. Psalm v. 9. geschrieben steht: Der die Un-
fruchtbare im Hause wohnen macht/ daß
sie eine fröliche Kinder-Mutter wird.
Zur
Zeit deß Neuen Testaments waren die Heyden
in allen Ländern wie eine Einsame und Ver-
stossene/ sie konten GOtt keine Kinder auffer-
ziehen. Dagegen ward das Volck Israel gleich
wie eine Haus-Mutter in Gottes Haus gehal-
ten/aber was hat GOtt gethan? Er schafft/ daß
die Einsame mehr Kinder gebieret/ als die den
Mann hat. Diß muß auch wahr werden an ei-
ner ieglichen gläubigen Seele/ denn sie gehöret
mit unter den Hauffen der Witwen und Wäy-
sen/die keinen Trost oder Schutz auff Erden ha-

ben/
T jv

Die andere Betrachtung.
Volck groß/mächtig und glückſelig auff Erden
iſt. Der Alt-Vater Jacob mit ſeinem Geſchlecht
war gegen dem Königreichen der Welt zu rech-
nen ein geringes und verachtetes Häufflein in
der Cananeiſchen Wanderſchafft/ in dem Egy-
ptiſchen Dienſt-Hauſe/ und in der Babyloni-
ſchen Gefängniß/ doch iſts das Volck/ das Gott
erwehlet und machts zur Haus-Mutter in ſei-
nem Hauſe/die GOtt viele Kinder muß auffzie-
hen. Er geſegnet auch diß ſein Volck auff Er-
den alſo/daß es wachſe/ und die Zahl der Gläu-
bigen auff Erden ſehr zunehme/ da denn erfül-
let wird/was nicht allein hie/ ſondern auch im
113. Pſalm v. 9. geſchrieben ſteht: Der die Un-
fruchtbare im Hauſe wohnen macht/ daß
ſie eine fröliche Kinder-Mutter wird.
Zur
Zeit deß Neuen Teſtaments waren die Heyden
in allen Ländern wie eine Einſame und Ver-
ſtoſſene/ ſie konten GOtt keine Kinder auffer-
ziehen. Dagegen ward das Volck Iſrael gleich
wie eine Haus-Mutter in Gottes Haus gehal-
ten/aber was hat GOtt gethan? Er ſchafft/ daß
die Einſame mehr Kinder gebieret/ als die den
Mann hat. Diß muß auch wahr werden an ei-
ner ieglichen gläubigen Seele/ denn ſie gehöret
mit unter den Hauffen der Witwen und Wäy-
ſen/die keinen Troſt oder Schutz auff Erden ha-

ben/
T jv
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0318" n="295"/><fw place="top" type="header">Die andere Betrachtung.</fw><lb/>
Volck groß/mächtig und glück&#x017F;elig auff Erden<lb/>
i&#x017F;t. Der Alt-Vater Jacob mit &#x017F;einem Ge&#x017F;chlecht<lb/>
war gegen dem Königreichen der Welt zu rech-<lb/>
nen ein geringes und verachtetes Häufflein in<lb/>
der Cananei&#x017F;chen Wander&#x017F;chafft/ in dem Egy-<lb/>
pti&#x017F;chen Dien&#x017F;t-Hau&#x017F;e/ und in der Babyloni-<lb/>
&#x017F;chen Gefängniß/ doch i&#x017F;ts das Volck/ das Gott<lb/>
erwehlet und machts zur Haus-Mutter in &#x017F;ei-<lb/>
nem Hau&#x017F;e/die GOtt viele Kinder muß auffzie-<lb/>
hen. Er ge&#x017F;egnet auch diß &#x017F;ein Volck auff Er-<lb/>
den al&#x017F;o/daß es wach&#x017F;e/ und die Zahl der Gläu-<lb/>
bigen auff Erden &#x017F;ehr zunehme/ da denn erfül-<lb/>
let wird/was nicht allein hie/ &#x017F;ondern auch im<lb/>
113. P&#x017F;alm v. 9. ge&#x017F;chrieben &#x017F;teht: <hi rendition="#fr">Der die Un-<lb/>
fruchtbare im Hau&#x017F;e wohnen macht/ daß<lb/>
&#x017F;ie eine fröliche Kinder-Mutter wird.</hi> Zur<lb/>
Zeit deß Neuen Te&#x017F;taments waren die Heyden<lb/>
in allen Ländern wie eine Ein&#x017F;ame und Ver-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;ene/ &#x017F;ie konten GOtt keine Kinder auffer-<lb/>
ziehen. Dagegen ward das Volck I&#x017F;rael gleich<lb/>
wie eine Haus-Mutter in Gottes Haus gehal-<lb/>
ten/aber was hat GOtt gethan? Er &#x017F;chafft/ daß<lb/>
die Ein&#x017F;ame mehr Kinder gebieret/ als die den<lb/>
Mann hat. Diß muß auch wahr werden an ei-<lb/>
ner ieglichen gläubigen Seele/ denn &#x017F;ie gehöret<lb/>
mit unter den Hauffen der Witwen und Wäy-<lb/>
&#x017F;en/die keinen Tro&#x017F;t oder Schutz auff Erden ha-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T jv</fw><fw place="bottom" type="catch">ben/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295/0318] Die andere Betrachtung. Volck groß/mächtig und glückſelig auff Erden iſt. Der Alt-Vater Jacob mit ſeinem Geſchlecht war gegen dem Königreichen der Welt zu rech- nen ein geringes und verachtetes Häufflein in der Cananeiſchen Wanderſchafft/ in dem Egy- ptiſchen Dienſt-Hauſe/ und in der Babyloni- ſchen Gefängniß/ doch iſts das Volck/ das Gott erwehlet und machts zur Haus-Mutter in ſei- nem Hauſe/die GOtt viele Kinder muß auffzie- hen. Er geſegnet auch diß ſein Volck auff Er- den alſo/daß es wachſe/ und die Zahl der Gläu- bigen auff Erden ſehr zunehme/ da denn erfül- let wird/was nicht allein hie/ ſondern auch im 113. Pſalm v. 9. geſchrieben ſteht: Der die Un- fruchtbare im Hauſe wohnen macht/ daß ſie eine fröliche Kinder-Mutter wird. Zur Zeit deß Neuen Teſtaments waren die Heyden in allen Ländern wie eine Einſame und Ver- ſtoſſene/ ſie konten GOtt keine Kinder auffer- ziehen. Dagegen ward das Volck Iſrael gleich wie eine Haus-Mutter in Gottes Haus gehal- ten/aber was hat GOtt gethan? Er ſchafft/ daß die Einſame mehr Kinder gebieret/ als die den Mann hat. Diß muß auch wahr werden an ei- ner ieglichen gläubigen Seele/ denn ſie gehöret mit unter den Hauffen der Witwen und Wäy- ſen/die keinen Troſt oder Schutz auff Erden ha- ben/ T jv

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/318
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/318>, abgerufen am 28.11.2024.