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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 68. Psalm
werdet ihr sie beschweren/ und mit unbilliger
Gewalt betrüben/so werdet ihr mit GOtt selbst
zu thun haben.

Zum andern wird Christus genennet ein
GOtt/der den Einsamen das Haus voll Kinder
gibt. Eigentlich/ der die Einsame im Hause
wohnen lässt. Diß mag man leiblich und geist-
lich verstehen. Zur Zeit deß Alten Testaments
war es eine Schmach/ wenn ein Weib ohne
Mann/oder unfruchtbar ohne Kinder blieb/ da
hat sich GOtt über manches bekümmertes
Weib erbarmet/ und sie zur fruchtbaren Mut-
ter gemacht; Das ward dann für eine grosse
Barmhertzigkeit gehalten/ wie zu sehen an
Hanna der Mutter Samuels/ 1. Sam 1.v.27.
Einem folchen einsamen verlassenen und ver-
achtem Weibe ist gleich das Häuflein der Gläu-
bigen/ gegen den Hauffen der Gottlosen ists
ein gering Häufflein/ und verachtet unter den
stoltzen Welt-Kindern. Es geschicht mannig-
mahl/ daß die Knechte GOttes auff Erden so
verringert und geänstiget wird/ daß man kaum
auff Erden etwas findet/ daß man künte eine
Kirche oder Gemeine GOttes heissen/ wie zu
Zeiten deß Propheten Eliae geschach/ daß man
eben darauff nicht sehen darff/ wenn man die
wahre Kirche auff Erden suchen wil/ ob ein

Volck

über den 68. Pſalm
werdet ihr ſie beſchweren/ und mit unbilliger
Gewalt betrüben/ſo werdet ihr mit GOtt ſelbſt
zu thun haben.

Zum andern wird Chriſtus genennet ein
GOtt/der den Einſamen das Haus voll Kinder
gibt. Eigentlich/ der die Einſame im Hauſe
wohnen läſſt. Diß mag man leiblich und geiſt-
lich verſtehen. Zur Zeit deß Alten Teſtaments
war es eine Schmach/ wenn ein Weib ohne
Mann/oder unfruchtbar ohne Kinder blieb/ da
hat ſich GOtt über manches bekümmertes
Weib erbarmet/ und ſie zur fruchtbaren Mut-
ter gemacht; Das ward dann für eine groſſe
Barmhertzigkeit gehalten/ wie zu ſehen an
Hanna der Mutter Samuels/ 1. Sam 1.v.27.
Einem folchen einſamen verlaſſenen und ver-
achtem Weibe iſt gleich das Häuflein der Gläu-
bigen/ gegen den Hauffen der Gottloſen iſts
ein gering Häufflein/ und verachtet unter den
ſtoltzen Welt-Kindern. Es geſchicht mannig-
mahl/ daß die Knechte GOttes auff Erden ſo
verringert und geänſtiget wird/ daß man kaum
auff Erden etwas findet/ daß man künte eine
Kirche oder Gemeine GOttes heiſſen/ wie zu
Zeiten deß Propheten Eliæ geſchach/ daß man
eben darauff nicht ſehen darff/ wenn man die
wahre Kirche auff Erden ſuchen wil/ ob ein

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[294/0317] über den 68. Pſalm werdet ihr ſie beſchweren/ und mit unbilliger Gewalt betrüben/ſo werdet ihr mit GOtt ſelbſt zu thun haben. Zum andern wird Chriſtus genennet ein GOtt/der den Einſamen das Haus voll Kinder gibt. Eigentlich/ der die Einſame im Hauſe wohnen läſſt. Diß mag man leiblich und geiſt- lich verſtehen. Zur Zeit deß Alten Teſtaments war es eine Schmach/ wenn ein Weib ohne Mann/oder unfruchtbar ohne Kinder blieb/ da hat ſich GOtt über manches bekümmertes Weib erbarmet/ und ſie zur fruchtbaren Mut- ter gemacht; Das ward dann für eine groſſe Barmhertzigkeit gehalten/ wie zu ſehen an Hanna der Mutter Samuels/ 1. Sam 1.v.27. Einem folchen einſamen verlaſſenen und ver- achtem Weibe iſt gleich das Häuflein der Gläu- bigen/ gegen den Hauffen der Gottloſen iſts ein gering Häufflein/ und verachtet unter den ſtoltzen Welt-Kindern. Es geſchicht mannig- mahl/ daß die Knechte GOttes auff Erden ſo verringert und geänſtiget wird/ daß man kaum auff Erden etwas findet/ daß man künte eine Kirche oder Gemeine GOttes heiſſen/ wie zu Zeiten deß Propheten Eliæ geſchach/ daß man eben darauff nicht ſehen darff/ wenn man die wahre Kirche auff Erden ſuchen wil/ ob ein Volck

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/317>, abgerufen am 24.11.2024.