Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Die erste Betrachtung.
Welt? Niemand wird in der Welt so hoch er-
freuet/dem nicht leicht etwas zustösse/ dadurch
die Freude ein Loch bekömmt. Die Freude in
GOtt ist eine rechte und beständige Freude/die
durch keine Trübsal kan auffgehoben werden.
Es kan seyn/ daß ein Gerechter zu Zeiten auch
traurig werde über den Verlust eines zeitlichen
Gutes/ aber dagegen findet er Trost in GOtt.
Denn in seinem GOtt findet er mehr/ als er in
der Welt verlieren kan. Laß seyn/ ich werde
betrübet durch den Verlust zeitlicher Ehre/ so
gedencke ich an die Ehre/ die ich für GOtt im
Himmel habe/ das erfreuet mich wieder. Laß
seyn/ ich werde betrübet über den Verlust mei-
nes Geldes und Gutes/ so gedencke ich an den
Reichthum/den ich in GOtt habe/ das erfreuet
mich. Und in Summa/ich verliere/ was ich wol-
le/so finde ich doch solches tausendfältig in mei-
nem GOtt. Freue dich Welt/wie du wilt/eines
Christen Freude ist über alle Freude. Sage mir
du Welt-Mensch/ wenn du betrübet wirst über
dem Verlust zeitlicher Ehre/was hast du für ei-
ne Ehre/die dich wieder erfreuen kan? Du weist
von keiner andern Ehre/als die du in der Welt
hast/ist dir dieselbe genommen/was kanst du an-
ders als dich qvälen und grämen? Also gehets
euch auch in dem Verlust aller zeitlichen Güter/

die
S v

Die erſte Betrachtung.
Welt? Niemand wird in der Welt ſo hoch er-
freuet/dem nicht leicht etwas zuſtöſſe/ dadurch
die Freude ein Loch bekömmt. Die Freude in
GOtt iſt eine rechte und beſtändige Freude/die
durch keine Trübſal kan auffgehoben werden.
Es kan ſeyn/ daß ein Gerechter zu Zeiten auch
traurig werde über den Verluſt eines zeitlichen
Gutes/ aber dagegen findet er Troſt in GOtt.
Denn in ſeinem GOtt findet er mehr/ als er in
der Welt verlieren kan. Laß ſeyn/ ich werde
betrübet durch den Verluſt zeitlicher Ehre/ ſo
gedencke ich an die Ehre/ die ich für GOtt im
Himmel habe/ das erfreuet mich wieder. Laß
ſeyn/ ich werde betrübet über den Verluſt mei-
nes Geldes und Gutes/ ſo gedencke ich an den
Reichthum/den ich in GOtt habe/ das erfreuet
mich. Und in Summa/ich verliere/ was ich wol-
le/ſo finde ich doch ſolches tauſendfältig in mei-
nem GOtt. Freue dich Welt/wie du wilt/eines
Chriſten Freude iſt über alle Freude. Sage mir
du Welt-Menſch/ wenn du betrübet wirſt über
dem Verluſt zeitlicher Ehre/was haſt du für ei-
ne Ehre/die dich wieder erfreuen kan? Du weiſt
von keiner andern Ehre/als die du in der Welt
haſt/iſt dir dieſelbe genommen/was kanſt du an-
ders als dich qvälen und grämen? Alſo gehets
euch auch in dem Verluſt aller zeitlichen Güter/

die
S v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0304" n="281"/><fw place="top" type="header">Die er&#x017F;te Betrachtung.</fw><lb/>
Welt? Niemand wird in der Welt &#x017F;o hoch er-<lb/>
freuet/dem nicht leicht etwas zu&#x017F;tö&#x017F;&#x017F;e/ dadurch<lb/>
die Freude ein Loch bekömmt. Die Freude in<lb/>
GOtt i&#x017F;t eine rechte und be&#x017F;tändige Freude/die<lb/>
durch keine Trüb&#x017F;al kan auffgehoben werden.<lb/>
Es kan &#x017F;eyn/ daß ein Gerechter zu Zeiten auch<lb/>
traurig werde über den Verlu&#x017F;t eines zeitlichen<lb/>
Gutes/ aber dagegen findet er Tro&#x017F;t in GOtt.<lb/>
Denn in &#x017F;einem GOtt findet er mehr/ als er in<lb/>
der Welt verlieren kan. Laß &#x017F;eyn/ ich werde<lb/>
betrübet durch den Verlu&#x017F;t zeitlicher Ehre/ &#x017F;o<lb/>
gedencke ich an die Ehre/ die ich für GOtt im<lb/>
Himmel habe/ das erfreuet mich wieder. Laß<lb/>
&#x017F;eyn/ ich werde betrübet über den Verlu&#x017F;t mei-<lb/>
nes Geldes und Gutes/ &#x017F;o gedencke ich an den<lb/>
Reichthum/den ich in GOtt habe/ das erfreuet<lb/>
mich. Und in Summa/ich verliere/ was ich wol-<lb/>
le/&#x017F;o finde ich doch &#x017F;olches tau&#x017F;endfältig in mei-<lb/>
nem GOtt. Freue dich Welt/wie du wilt/eines<lb/>
Chri&#x017F;ten Freude i&#x017F;t über alle Freude. Sage mir<lb/>
du Welt-Men&#x017F;ch/ wenn du betrübet wir&#x017F;t über<lb/>
dem Verlu&#x017F;t zeitlicher Ehre/was ha&#x017F;t du für ei-<lb/>
ne Ehre/die dich wieder erfreuen kan? Du wei&#x017F;t<lb/>
von keiner andern Ehre/als die du in der Welt<lb/>
ha&#x017F;t/i&#x017F;t dir die&#x017F;elbe genommen/was kan&#x017F;t du an-<lb/>
ders als dich qvälen und grämen? Al&#x017F;o gehets<lb/>
euch auch in dem Verlu&#x017F;t aller zeitlichen Güter/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S v</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0304] Die erſte Betrachtung. Welt? Niemand wird in der Welt ſo hoch er- freuet/dem nicht leicht etwas zuſtöſſe/ dadurch die Freude ein Loch bekömmt. Die Freude in GOtt iſt eine rechte und beſtändige Freude/die durch keine Trübſal kan auffgehoben werden. Es kan ſeyn/ daß ein Gerechter zu Zeiten auch traurig werde über den Verluſt eines zeitlichen Gutes/ aber dagegen findet er Troſt in GOtt. Denn in ſeinem GOtt findet er mehr/ als er in der Welt verlieren kan. Laß ſeyn/ ich werde betrübet durch den Verluſt zeitlicher Ehre/ ſo gedencke ich an die Ehre/ die ich für GOtt im Himmel habe/ das erfreuet mich wieder. Laß ſeyn/ ich werde betrübet über den Verluſt mei- nes Geldes und Gutes/ ſo gedencke ich an den Reichthum/den ich in GOtt habe/ das erfreuet mich. Und in Summa/ich verliere/ was ich wol- le/ſo finde ich doch ſolches tauſendfältig in mei- nem GOtt. Freue dich Welt/wie du wilt/eines Chriſten Freude iſt über alle Freude. Sage mir du Welt-Menſch/ wenn du betrübet wirſt über dem Verluſt zeitlicher Ehre/was haſt du für ei- ne Ehre/die dich wieder erfreuen kan? Du weiſt von keiner andern Ehre/als die du in der Welt haſt/iſt dir dieſelbe genommen/was kanſt du an- ders als dich qvälen und grämen? Alſo gehets euch auch in dem Verluſt aller zeitlichen Güter/ die S v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/304
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/304>, abgerufen am 28.11.2024.