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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 66. Psalm
nem GOtt freywillig gelobet hast/ das du
mit deinen Munde geredt hast.
Eben so spricht
der Prediger Salomo am 5. c. v. 3. Wenn du
GOtt ein Gelübd thust/ so verzeugs nicht
zu halten; was du gelobest/ das halt/ es ist
besser du gelobest nichts/ denn das du nicht
haltest/ was du gelobest.
So redet der Geist
deß HErrn von den Gelübden. Geschichts
schon/ daß dein Gelübd dir zu Schad und Nach-
theil gereichet/ bist du damit nicht loß von deinem
Gelübd. Im 15. Psalm v. 4. wird dieses mit
unter die Eigenschafften eines auffrichtigen
Christen gezehlet/ etwas schweren und durch
Gelübd zusagen/ das ihm schädlich ist/ (denn das
ist eigendlich die Meinung deß heiligen Geistes
daselbst) und dennoch es halten. Gelobest du
GOtt etwas/ das wider GOtt ist/ das must du
nicht halten/ da bitte GOtt daß Er deinen Fre-
vel dir vergebe. Ists aber nicht wider GOtt/
was du gelobet/ bist du es zu halten schüldig/ wenns
dir gleich Schaden bringet.

Ohn dieses äusserliche Gelübd/ das mit dem
Munde geschicht/ ist auch ein innerliches Ge-
lübd/ das im Hertzen geschicht. Ein solch Gelübd
ist unser Glaube selbst/ denn wie in der heiligen
Tauff GOtt sich verbunden/ unser GOtt und
unser Vater zu seyn: Also haben wir hinwi-

der

über den 66. Pſalm
nem GOtt freywillig gelobet haſt/ das du
mit deinẽ Munde geredt haſt.
Eben ſo ſpricht
der Prediger Salomo am 5. c. v. 3. Wenn du
GOtt ein Gelübd thuſt/ ſo verzeugs nicht
zu halten; was du gelobeſt/ das halt/ es iſt
beſſer du gelobeſt nichts/ denn das du nicht
halteſt/ was du gelobeſt.
So redet der Geiſt
deß HErrn von den Gelübden. Geſchichts
ſchon/ daß dein Gelübd dir zu Schad und Nach-
theil gereichet/ biſt du damit nicht loß von deinem
Gelübd. Im 15. Pſalm v. 4. wird dieſes mit
unter die Eigenſchafften eines auffrichtigen
Chriſten gezehlet/ etwas ſchweren und durch
Gelübd zuſagen/ das ihm ſchädlich iſt/ (denn das
iſt eigendlich die Meinung deß heiligen Geiſtes
daſelbſt) und dennoch es halten. Gelobeſt du
GOtt etwas/ das wider GOtt iſt/ das muſt du
nicht halten/ da bitte GOtt daß Er deinen Fre-
vel dir vergebe. Iſts aber nicht wider GOtt/
was du gelobet/ biſt du es zu halten ſchüldig/ weñs
dir gleich Schaden bringet.

Ohn dieſes äuſſerliche Gelübd/ das mit dem
Munde geſchicht/ iſt auch ein innerliches Ge-
lübd/ das im Hertzen geſchicht. Ein ſolch Gelübd
iſt unſer Glaube ſelbſt/ denn wie in der heiligen
Tauff GOtt ſich verbunden/ unſer GOtt und
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[242/0265] über den 66. Pſalm nem GOtt freywillig gelobet haſt/ das du mit deinẽ Munde geredt haſt. Eben ſo ſpricht der Prediger Salomo am 5. c. v. 3. Wenn du GOtt ein Gelübd thuſt/ ſo verzeugs nicht zu halten; was du gelobeſt/ das halt/ es iſt beſſer du gelobeſt nichts/ denn das du nicht halteſt/ was du gelobeſt. So redet der Geiſt deß HErrn von den Gelübden. Geſchichts ſchon/ daß dein Gelübd dir zu Schad und Nach- theil gereichet/ biſt du damit nicht loß von deinem Gelübd. Im 15. Pſalm v. 4. wird dieſes mit unter die Eigenſchafften eines auffrichtigen Chriſten gezehlet/ etwas ſchweren und durch Gelübd zuſagen/ das ihm ſchädlich iſt/ (denn das iſt eigendlich die Meinung deß heiligen Geiſtes daſelbſt) und dennoch es halten. Gelobeſt du GOtt etwas/ das wider GOtt iſt/ das muſt du nicht halten/ da bitte GOtt daß Er deinen Fre- vel dir vergebe. Iſts aber nicht wider GOtt/ was du gelobet/ biſt du es zu halten ſchüldig/ weñs dir gleich Schaden bringet. Ohn dieſes äuſſerliche Gelübd/ das mit dem Munde geſchicht/ iſt auch ein innerliches Ge- lübd/ das im Hertzen geſchicht. Ein ſolch Gelübd iſt unſer Glaube ſelbſt/ denn wie in der heiligen Tauff GOtt ſich verbunden/ unſer GOtt und unſer Vater zu ſeyn: Alſo haben wir hinwi- der

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/265>, abgerufen am 24.11.2024.