Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.Die andere Betrachtung. gericht/ und schauet hindurch biß auff den inner-sten Grund der Seelen. Jedermans Wege sind stracks vor dem HErrn/ und er misset gleich all ihre Gänge/ wie der weise König im 5. Ca- pitel v. 21. seine Sprüche redet. Darauff be- trachte deinen Gott hie letzlich/ 5. als einen ge- rechten Herrscher. Die Abtrünnigen werden sich nicht erhöhen können. Für Abtrünnige werden gehalten/ alle die GOtt die Herrschafft in ihnen nicht lassen wollen/ sondern ihrem Sinn folgen/ ohne einige Furcht Gottes. Was kön- nen doch solche Leute gutes hoffen? Sie werden sich nicht erhöhen können. Wenn GOtt das Meer ins Trocken verwandelt/ daß Israel sicher und getrost hindurch gehe/ so muß doch Pha- rao und sein Hauff ersauffen/ und wie Bley zu grunde sincken. Wie wolte ein Abtrünniger können in die Höhe kommen/ so er mit seinem Hertzen von dem gewichen/ der allein auffhelffen kan? Mercklich wil der Geist hie gleichsam so viel sagen: Die Abtrünnigen werden in ih- nen selbsten nicht erhaben werden. Damit zeiget Er ihnen ihren Unverstand und Thor- heit/ daß sie gedencken noch zu einer Glückseligkeit zugelangen/ eben da sie von Gott als dem Brun- nen alles Guten abgewichen seyn; Eben als wenn ein Mensch sich in ihm selbsten auffhelffen kön-
Die andere Betrachtung. gericht/ und ſchauet hindurch biß auff den inner-ſtẽ Grund der Seelen. Jedermans Wege ſind ſtracks vor dem HErrn/ und er miſſet gleich all ihre Gänge/ wie der weiſe König im 5. Ca- pitel v. 21. ſeine Sprüche redet. Darauff be- trachte deinen Gott hie letzlich/ 5. als einen ge- rechten Herrſcher. Die Abtrünnigen werden ſich nicht erhöhen können. Für Abtrünnige werden gehalten/ alle die GOtt die Herrſchafft in ihnen nicht laſſen wollen/ ſondern ihrem Siñ folgen/ ohne einige Furcht Gottes. Was kön- nen doch ſolche Leute gutes hoffen? Sie werden ſich nicht erhöhen können. Wenn GOtt das Meer ins Trocken verwandelt/ daß Iſrael ſicher und getroſt hindurch gehe/ ſo muß doch Pha- rao und ſein Hauff erſauffen/ und wie Bley zu grunde ſincken. Wie wolte ein Abtrünniger können in die Höhe kommen/ ſo er mit ſeinem Hertzen von dem gewichen/ der allein auffhelffen kan? Mercklich wil der Geiſt hie gleichſam ſo viel ſagen: Die Abtrünnigen werden in ih- nen ſelbſten nicht erhaben werden. Damit zeiget Er ihnen ihren Unverſtand und Thor- heit/ daß ſie gedenckẽ noch zu einer Glückſeligkeit zugelangen/ eben da ſie von Gott als dem Brun- nen alles Guten abgewichen ſeyn; Eben als wenn ein Menſch ſich in ihm ſelbſten auffhelffen kön-
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Die andere Betrachtung.
gericht/ und ſchauet hindurch biß auff den inner-
ſtẽ Grund der Seelen. Jedermans Wege ſind
ſtracks vor dem HErrn/ und er miſſet gleich
all ihre Gänge/ wie der weiſe König im 5. Ca-
pitel v. 21. ſeine Sprüche redet. Darauff be-
trachte deinen Gott hie letzlich/ 5. als einen ge-
rechten Herrſcher. Die Abtrünnigen werden
ſich nicht erhöhen können. Für Abtrünnige
werden gehalten/ alle die GOtt die Herrſchafft
in ihnen nicht laſſen wollen/ ſondern ihrem Siñ
folgen/ ohne einige Furcht Gottes. Was kön-
nen doch ſolche Leute gutes hoffen? Sie werden
ſich nicht erhöhen können. Wenn GOtt das
Meer ins Trocken verwandelt/ daß Iſrael ſicher
und getroſt hindurch gehe/ ſo muß doch Pha-
rao und ſein Hauff erſauffen/ und wie Bley zu
grunde ſincken. Wie wolte ein Abtrünniger
können in die Höhe kommen/ ſo er mit ſeinem
Hertzen von dem gewichen/ der allein auffhelffen
kan? Mercklich wil der Geiſt hie gleichſam ſo
viel ſagen: Die Abtrünnigen werden in ih-
nen ſelbſten nicht erhaben werden. Damit
zeiget Er ihnen ihren Unverſtand und Thor-
heit/ daß ſie gedenckẽ noch zu einer Glückſeligkeit
zugelangen/ eben da ſie von Gott als dem Brun-
nen alles Guten abgewichen ſeyn; Eben als
wenn ein Menſch ſich in ihm ſelbſten auffhelffen
kön-
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