Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.über den 34. Psalm re? Der heilige Geist spricht: Suche Friede und jage ihm nach. Ist eben fast/ wie geschrieben stehet zun Römern am 12. v. 18: Ist es müg- lich/ so viel an euch ist/ so habt mit allen Menschen Friede; Und zun Hebräern am 12. v. 14: Jaget nach dem Friede gegen jeder- man. Friede ist ein Schatz/ der sich nicht läst leicht finden/ und wann man ihn gefunden/ ist er leicht wieder verlohren. Man sagt/ niemand kan länger Friede halten/ als sein Nechster wil. Ist nicht Christlich gesagt. Solte ich nicht länger Friede halten/ als mein Nechster wil/ würde ich wenig Friede haben. Der heilige Geist lehret mich den Frieden suchen und ihm nachjagen wie einem Wild. Man weiß/ wie die Jäger müssen herum schleichen/ ehe sie ein Wild fangen/ und was sie gefangen haben/ müs- sen sie wohl halten. Wenn mein Sinn recht ist/ verlanget mich/ daß mir etwas zuwidern ge- schehe/ daß ich meine Sanfftmuth üben und prüfen könte; Komts denn zum Ernst/ vergeß ich leicht meines Vorsatzes/ das rede ich mir zur Schande. Ich suche den Fried/ doch in Schwach- beit. Die aber seynd unselige Leute/ die gar nichts ertragen können/ noch wollen. Ein Christ solte hie billig den andern ermahnen und fein zu rechte bringen; Mercke ich bey iemand Feind- selig-
über den 34. Pſalm re? Der heilige Geiſt ſpricht: Suche Friede uñ jage ihm nach. Iſt eben faſt/ wie geſchrieben ſtehet zun Römern am 12. v. 18: Iſt es müg- lich/ ſo viel an euch iſt/ ſo habt mit allen Menſchen Friede; Und zun Hebräern am 12. v. 14: Jaget nach dem Friede gegen jeder- man. Friede iſt ein Schatz/ der ſich nicht läſt leicht finden/ und wann man ihn gefunden/ iſt er leicht wieder verlohren. Man ſagt/ niemand kan länger Friede halten/ als ſein Nechſter wil. Iſt nicht Chriſtlich geſagt. Solte ich nicht länger Friede halten/ als mein Nechſter wil/ würde ich wenig Friede haben. Der heilige Geiſt lehret mich den Frieden ſuchen und ihm nachjagen wie einem Wild. Man weiß/ wie die Jäger müſſen herum ſchleichen/ ehe ſie ein Wild fangen/ und was ſie gefangen haben/ müſ- ſen ſie wohl halten. Wenn mein Sinn recht iſt/ verlanget mich/ daß mir etwas zuwidern ge- ſchehe/ daß ich meine Sanfftmuth üben und prüfen könte; Komts denn zum Ernſt/ vergeß ich leicht meines Vorſatzes/ das rede ich mir zur Schande. Ich ſuche den Fried/ doch in Schwach- beit. Die aber ſeynd unſelige Leute/ die gar nichts ertragen können/ noch wollen. Ein Chriſt ſolte hie billig den andern ermahnen und fein zu rechte bringen; Mercke ich bey iemand Feind- ſelig-
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über den 34. Pſalm
re? Der heilige Geiſt ſpricht: Suche Friede
uñ jage ihm nach. Iſt eben faſt/ wie geſchrieben
ſtehet zun Römern am 12. v. 18: Iſt es müg-
lich/ ſo viel an euch iſt/ ſo habt mit allen
Menſchen Friede; Und zun Hebräern am 12.
v. 14: Jaget nach dem Friede gegen jeder-
man. Friede iſt ein Schatz/ der ſich nicht läſt
leicht finden/ und wann man ihn gefunden/ iſt er
leicht wieder verlohren. Man ſagt/ niemand
kan länger Friede halten/ als ſein Nechſter wil.
Iſt nicht Chriſtlich geſagt. Solte ich nicht
länger Friede halten/ als mein Nechſter wil/
würde ich wenig Friede haben. Der heilige
Geiſt lehret mich den Frieden ſuchen und ihm
nachjagen wie einem Wild. Man weiß/ wie
die Jäger müſſen herum ſchleichen/ ehe ſie ein
Wild fangen/ und was ſie gefangen haben/ müſ-
ſen ſie wohl halten. Wenn mein Sinn recht
iſt/ verlanget mich/ daß mir etwas zuwidern ge-
ſchehe/ daß ich meine Sanfftmuth üben und
prüfen könte; Komts denn zum Ernſt/ vergeß
ich leicht meines Vorſatzes/ das rede ich mir zur
Schande. Ich ſuche den Fried/ doch in Schwach-
beit. Die aber ſeynd unſelige Leute/ die gar
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