Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.über den 34. Psalm Reichen darben. 1. Haben sie nimmer genug. Denn wenn sie nicht wollen mit Gott gesättiget seyn/ können sie nimmer gesättiget werden/ su- chen bald diß/ bald jenes/ und leben stets in Un- ruhe. Hernach wenns geschicht/ daß sie ihrer Würden und Güter beraubet werden/ finden sie keinen Trost/ verschmachten in ihrem Unglück/ daß auch viel sich selbsten Leid anthun. Kommt denn endlichen der Tod dazu/ ists mit ihnen gar auß/ da gehet das Darben und Hungern an/ denn ihre Herrligkeit fähret ihnen nicht nach. Ps. 49. v. 17. Samle dir Schätze/ trachte nach ho- hen Würden/ und suche nicht GOtt/ was wirst du gewinnen? Siehe/ es wird eine Stunde kommen/ da man zu dir sagen wird: Du Narr/ heute wird man deine Seele von dir fodern. Luc. 12. v. 20. Wo bleibt denn dein Reichthum? Wo bleibt deine Würde? Was hast du für dei- ne Seele gesamlet? Du Narr/ achtest du das al- lein für Reichthum/ das den Bauch nehret und decket? Hast du denn auch keine Seele? Ist der Bauch unsterblich/ oder ist die Seele un- sterblich? Wenn nun der Bauch untergehet/ was soll die Seele haben? Was hast du für die Seele gesamlet? Bist du so thöricht/ daß du Schätze samlest für dem Bauch der untergehet/ und versäumest die unsterbliche Seele. O ihr Rei-
über den 34. Pſalm Reichen darben. 1. Haben ſie nimmer genug. Denn wenn ſie nicht wollen mit Gott geſättiget ſeyn/ können ſie nimmer geſättiget werden/ ſu- chen bald diß/ bald jenes/ und leben ſtets in Un- ruhe. Hernach wenns geſchicht/ daß ſie ihrer Würden und Güter beraubet werden/ finden ſie keinen Troſt/ verſchmachten in ihrem Unglück/ daß auch viel ſich ſelbſten Leid anthun. Kommt denn endlichen der Tod dazu/ iſts mit ihnen gar auß/ da gehet das Darben und Hungern an/ deñ ihre Herrligkeit fähret ihnen nicht nach. Pſ. 49. v. 17. Samle dir Schätze/ trachte nach ho- hen Würden/ und ſuche nicht GOtt/ was wirſt du gewinnen? Siehe/ es wird eine Stunde kommen/ da man zu dir ſagen wird: Du Narr/ heute wird man deine Seele von dir fodern. Luc. 12. v. 20. Wo bleibt denn dein Reichthum? Wo bleibt deine Würde? Was haſt du für dei- ne Seele geſamlet? Du Narr/ achteſt du das al- lein für Reichthum/ das den Bauch nehret und decket? Haſt du denn auch keine Seele? Iſt der Bauch unſterblich/ oder iſt die Seele un- ſterblich? Wenn nun der Bauch untergehet/ was ſoll die Seele haben? Was haſt du für die Seele geſamlet? Biſt du ſo thöricht/ daß du Schätze ſamleſt für dem Bauch der untergehet/ und verſäumeſt die unſterbliche Seele. O ihr Rei-
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über den 34. Pſalm
Reichen darben. 1. Haben ſie nimmer genug.
Denn wenn ſie nicht wollen mit Gott geſättiget
ſeyn/ können ſie nimmer geſättiget werden/ ſu-
chen bald diß/ bald jenes/ und leben ſtets in Un-
ruhe. Hernach wenns geſchicht/ daß ſie ihrer
Würden und Güter beraubet werden/ finden ſie
keinen Troſt/ verſchmachten in ihrem Unglück/
daß auch viel ſich ſelbſten Leid anthun. Kommt
denn endlichen der Tod dazu/ iſts mit ihnen gar
auß/ da gehet das Darben und Hungern an/ deñ
ihre Herrligkeit fähret ihnen nicht nach. Pſ.
49. v. 17. Samle dir Schätze/ trachte nach ho-
hen Würden/ und ſuche nicht GOtt/ was wirſt
du gewinnen? Siehe/ es wird eine Stunde
kommen/ da man zu dir ſagen wird: Du Narr/
heute wird man deine Seele von dir fodern.
Luc. 12. v. 20. Wo bleibt denn dein Reichthum?
Wo bleibt deine Würde? Was haſt du für dei-
ne Seele geſamlet? Du Narr/ achteſt du das al-
lein für Reichthum/ das den Bauch nehret und
decket? Haſt du denn auch keine Seele? Iſt
der Bauch unſterblich/ oder iſt die Seele un-
ſterblich? Wenn nun der Bauch untergehet/
was ſoll die Seele haben? Was haſt du für die
Seele geſamlet? Biſt du ſo thöricht/ daß du
Schätze ſamleſt für dem Bauch der untergehet/
und verſäumeſt die unſterbliche Seele. O ihr
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/159>, abgerufen am 16.02.2025. |