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Lütkemann, Joachim: Die Lust und Pracht einer Fürstlichen doch geistlichen Vermählung. Wolfenbüttel, 1652.

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Wolan / last uns zusehen / es steht uns frey. Ich sage aber wie vormals / wer zusehen wil / muß ein verliebtes Hertze haben. Aber wohin wende ich mich? was sol ich euch zuerst zeigen / was sol ich euch zuletzt zeigen? Auff Fürstlichen Hochzeiten mag nichts er dacht werden / das nicht tausentfeltig köstlicher sey in der geistlichen Hochzeit / welches doch nicht in leiblicher Gestalt gesehen wird / es erscheinet allein im Liecht des Glaubens / und wird gefühlet in der geistlichen Andacht.

Den hoch zeitlichen Schmuck der Braut haben wir schon in etwas besehen: Wir müssen itzt nur darauff acht haben / was sonsten bey dieser Vermählung vorläufft. Die Braut / für Liebe kranck / wartet auff ihren Hertz liebsten / wie froh wird sie / wenn sie ihn er sihet / wenn sie ihn sihet einher fahren in seinem Schmuck! Da kömpt / da kömpt den meine Seele liebet / ich halt ihn / und wil ihnCant. 3, 4. nicht lassen. Es ist nicht außzusprechen was die Seele durch die Hertzerguickende Ankunfft ihres Liebhabers empfindet. Das Hertz kans wol fühlen / aber der Mund kans nicht außsprechen. Denn es seynt geheime Sachen / die nur unter dem Liebhaber und der Geliebten bleiben müssen. Der Liebhaber durch scheusst das Hertz durch seinen Anblick mit fewrigen Pfeilen / und bricht hindurch in die verborgenste Kammer des Hertzens / und vertreibt mit seinem Glantz das Dunckel der Trawrigkeit. Da werden die Begierde brünstig / da fliessen Thränen der Liebe. O keuscher Liebes-Kuß / O trewhertziges Umbfahen / O holdseliges Gespräch. Da redet die Weißheit des Vaters / da umfahen sich Treu und Glaube / da küssen sich Holdseligkeit und Demuth. O süsser Kuß für die Braut! O süsser Kuß für den Bräutigam. Wer solte meynen / daß der Seelen Kuß dem Sohn des Hochgelobten Gottes solte so

Wolan / last uns zusehen / es steht uns frey. Ich sage aber wie vormals / wer zusehen wil / muß ein verliebtes Hertze haben. Aber wohin wende ich mich? was sol ich euch zuerst zeigen / was sol ich euch zuletzt zeigen? Auff Fürstlichen Hochzeiten mag nichts er dacht werden / das nicht tausentfeltig köstlicher sey in der geistlichen Hochzeit / welches doch nicht in leiblicher Gestalt gesehen wird / es erscheinet allein im Liecht des Glaubens / und wird gefühlet in der geistlichen Andacht.

Den hoch zeitlichen Schmuck der Braut haben wir schon in etwas besehen: Wir müssen itzt nur darauff acht haben / was sonsten bey dieser Vermählung vorläufft. Die Braut / für Liebe kranck / wartet auff ihren Hertz liebsten / wie froh wird sie / wenn sie ihn er sihet / wenn sie ihn sihet einher fahren in seinem Schmuck! Da kömpt / da kömpt den meine Seele liebet / ich halt ihn / und wil ihnCant. 3, 4. nicht lassen. Es ist nicht außzusprechen was die Seele durch die Hertzerguickende Ankunfft ihres Liebhabers empfindet. Das Hertz kans wol fühlen / aber der Mund kans nicht außsprechen. Denn es seynt geheime Sachen / die nur unter dem Liebhaber und der Geliebten bleiben müssen. Der Liebhaber durch scheusst das Hertz durch seinen Anblick mit fewrigen Pfeilen / und bricht hindurch in die verborgenste Kammer des Hertzens / und vertreibt mit seinem Glantz das Dunckel der Trawrigkeit. Da werden die Begierde brünstig / da fliessen Thränen der Liebe. O keuscher Liebes-Kuß / O trewhertziges Umbfahen / O holdseliges Gespräch. Da redet die Weißheit des Vaters / da umfahen sich Treu und Glaube / da küssen sich Holdseligkeit und Demuth. O süsser Kuß für die Braut! O süsser Kuß für den Bräutigam. Wer solte meynen / daß der Seelen Kuß dem Sohn des Hochgelobten Gottes solte so

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Wolan / last uns zusehen / es steht uns frey. Ich sage aber wie vormals / wer zusehen wil / muß ein verliebtes Hertze haben. Aber wohin wende ich mich? was sol ich euch zuerst zeigen / was sol ich euch zuletzt zeigen? Auff Fürstlichen Hochzeiten mag nichts er dacht werden / das nicht tausentfeltig köstlicher sey in der geistlichen Hochzeit / welches doch nicht in leiblicher Gestalt gesehen wird / es erscheinet allein im Liecht des Glaubens / und wird gefühlet in der geistlichen Andacht.</p>
        <p>Den hoch zeitlichen Schmuck der Braut haben wir schon in etwas besehen: Wir müssen itzt nur darauff acht haben / was sonsten bey dieser Vermählung vorläufft. Die Braut / für Liebe kranck / wartet auff ihren Hertz liebsten / wie froh wird sie / wenn sie ihn er sihet / wenn sie ihn sihet einher fahren in seinem Schmuck! Da kömpt / da kömpt den meine Seele liebet / ich halt ihn / und wil ihn<note place="right">Cant. 3, 4.</note> nicht lassen. Es ist nicht außzusprechen was die Seele durch die Hertzerguickende Ankunfft ihres Liebhabers empfindet. Das Hertz kans wol fühlen / aber der Mund kans nicht außsprechen. Denn es seynt geheime Sachen / die nur unter dem Liebhaber und der Geliebten bleiben müssen. Der Liebhaber durch scheusst das Hertz durch seinen Anblick mit fewrigen Pfeilen / und bricht hindurch in die verborgenste Kammer des Hertzens / und vertreibt mit seinem Glantz das Dunckel der Trawrigkeit. Da werden die Begierde brünstig / da fliessen Thränen der Liebe. O keuscher Liebes-Kuß / O trewhertziges Umbfahen / O holdseliges Gespräch. Da redet die Weißheit des Vaters / da umfahen sich Treu und Glaube / da küssen sich Holdseligkeit und Demuth. O süsser Kuß für die Braut! O süsser Kuß für den Bräutigam. Wer solte meynen / daß der Seelen Kuß dem Sohn des Hochgelobten Gottes solte so
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[9/0011] Wolan / last uns zusehen / es steht uns frey. Ich sage aber wie vormals / wer zusehen wil / muß ein verliebtes Hertze haben. Aber wohin wende ich mich? was sol ich euch zuerst zeigen / was sol ich euch zuletzt zeigen? Auff Fürstlichen Hochzeiten mag nichts er dacht werden / das nicht tausentfeltig köstlicher sey in der geistlichen Hochzeit / welches doch nicht in leiblicher Gestalt gesehen wird / es erscheinet allein im Liecht des Glaubens / und wird gefühlet in der geistlichen Andacht. Den hoch zeitlichen Schmuck der Braut haben wir schon in etwas besehen: Wir müssen itzt nur darauff acht haben / was sonsten bey dieser Vermählung vorläufft. Die Braut / für Liebe kranck / wartet auff ihren Hertz liebsten / wie froh wird sie / wenn sie ihn er sihet / wenn sie ihn sihet einher fahren in seinem Schmuck! Da kömpt / da kömpt den meine Seele liebet / ich halt ihn / und wil ihn nicht lassen. Es ist nicht außzusprechen was die Seele durch die Hertzerguickende Ankunfft ihres Liebhabers empfindet. Das Hertz kans wol fühlen / aber der Mund kans nicht außsprechen. Denn es seynt geheime Sachen / die nur unter dem Liebhaber und der Geliebten bleiben müssen. Der Liebhaber durch scheusst das Hertz durch seinen Anblick mit fewrigen Pfeilen / und bricht hindurch in die verborgenste Kammer des Hertzens / und vertreibt mit seinem Glantz das Dunckel der Trawrigkeit. Da werden die Begierde brünstig / da fliessen Thränen der Liebe. O keuscher Liebes-Kuß / O trewhertziges Umbfahen / O holdseliges Gespräch. Da redet die Weißheit des Vaters / da umfahen sich Treu und Glaube / da küssen sich Holdseligkeit und Demuth. O süsser Kuß für die Braut! O süsser Kuß für den Bräutigam. Wer solte meynen / daß der Seelen Kuß dem Sohn des Hochgelobten Gottes solte so Cant. 3, 4.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Die Lust und Pracht einer Fürstlichen doch geistlichen Vermählung. Wolfenbüttel, 1652, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_vermaehlung_1652/11>, abgerufen am 24.11.2024.