Lütkemann, Joachim: Von dem seeligen Seelen-Durst : Eine Leich-Sermon/ bey der Leichbegängniß Der ... Anna Wienkamps ... Wolfenbüttel, 1652.trew gewest über wenig / gehe hin in deines HErrn Frewde. Hingegen die jhrer Pflicht vergessen / und jhres Hertzens lust an einen andern Orth gesuchet / müssen alles bezahlen / und mit unlust davon ziehen. Da wird man ein solch Vrtheil über jhn fällen: Wie viel er sich herrlich gemacht / undApoc. 18. V.V. seinen Muthwillen gehabt / so viel schenckt jhm Qual und leidt ein. Darum noch mahl / besinnet euch. Trachtet darnach daß jhr GOtt möget empfinden als einen lebendigmachenden GOtt. Das lasset ewren Wunsch und Begierde seyn. Wenn du etwas von GOtt wust geschmecket haben / alsden wirstu durstig nach GOtt werden / daß du des süssen GOttes und seiner heilsamen Gnade noch mehr geniessen mögest / du wirst der Welt Reichthum und Lust für Schaden achten / und dich befleissigen der Seeligkeit die du in GOtt gefunden hast / durch heiligen Wandel dich zu versichern. Nahets sich mit dir zum Ende / ist dir der Todt nicht schrecklich / denn wie kan dir der Todt schrecklich seyn / der anders nicht thun kan / als daß er dir gibt deiner Seelen Verlangen / deinen Schöpfer und Heyland? Ein Gott-begierige Seele ist bereit und auffn Weg / jhre Gedancken seynd himlisch und nicht jrrdisch / mit Frewden gehet sie aus der jrrdischen Hütte ins Hauß jhres Vaters / zu der Stadt des lebendigen GOttes / zu den himlischen Jerusalem / zu der Menge vieler tausend Engelen / zu der Gemeine der Erstgebornen die imHeb. 12, 22. Himmel angeschrieben seyn / zu den Geistern der vollkommenen Gerechten. Da finden wir Leben ohne Todt / Frewd ohne Leid / Ruhe ohne Mattigkeit / Süssigkeit ohne Bitterkeit. Hie trincken wir trüben Wein / dort klaren geläuterten Wein. Wenn dem Ignatio einem Jünger des Apostels Johannis / ein erschrecklicher Todt angedräwet ward / soll er mit solchen Worten heraus gefarenEuseb. Hist. Ecel. l. 3. C. 33. seyn: Ach daß nur die wilden Thiere da weren / damit ich bedräwet werde / ach daß sie mit Grimm trew gewest über wenig / gehe hin in deines HErrn Frewde. Hingegen die jhrer Pflicht vergessen / und jhres Hertzens lust an einen andern Orth gesuchet / müssen alles bezahlen / und mit unlust davon ziehen. Da wird man ein solch Vrtheil über jhn fällen: Wie viel er sich herrlich gemacht / undApoc. 18. V.V. seinen Muthwillen gehabt / so viel schenckt jhm Qual und leidt ein. Darum noch mahl / besinnet euch. Trachtet darnach daß jhr GOtt möget empfinden als einen lebendigmachenden GOtt. Das lasset ewren Wunsch und Begierde seyn. Wenn du etwas von GOtt wust geschmecket haben / alsden wirstu durstig nach GOtt werden / daß du des süssen GOttes und seiner heilsamen Gnade noch mehr geniessen mögest / du wirst der Welt Reichthum und Lust für Schaden achten / und dich befleissigen der Seeligkeit die du in GOtt gefunden hast / durch heiligen Wandel dich zu versichern. Nahets sich mit dir zum Ende / ist dir der Todt nicht schrecklich / denn wie kan dir der Todt schrecklich seyn / der anders nicht thun kan / als daß er dir gibt deiner Seelen Verlangen / deinen Schöpfer und Heyland? Ein Gott-begierige Seele ist bereit und auffn Weg / jhre Gedancken seynd himlisch und nicht jrrdisch / mit Frewden gehet sie aus der jrrdischen Hütte ins Hauß jhres Vaters / zu der Stadt des lebendigen GOttes / zu den himlischen Jerusalem / zu der Menge vieler tausend Engelen / zu der Gemeine der Erstgebornen die imHeb. 12, 22. Himmel angeschrieben seyn / zu den Geistern der vollkommenen Gerechten. Da finden wir Leben ohne Todt / Frewd ohne Leid / Ruhe ohne Mattigkeit / Süssigkeit ohne Bitterkeit. Hie trincken wir trüben Wein / dort klaren geläuterten Wein. Wenn dem Ignatio einem Jünger des Apostels Johannis / ein erschrecklicher Todt angedräwet ward / soll er mit solchen Worten heraus gefarenEuseb. Hist. Ecel. l. 3. C. 33. seyn: Ach daß nur die wilden Thiere da weren / damit ich bedräwet werde / ach daß sie mit Grimm <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0025" n="19"/> trew gewest über wenig / gehe hin in deines HErrn Frewde. Hingegen die jhrer Pflicht vergessen / und jhres Hertzens lust an einen andern Orth gesuchet / müssen alles bezahlen / und mit unlust davon ziehen. Da wird man ein solch Vrtheil über jhn fällen: Wie viel er sich herrlich gemacht / und<note place="right">Apoc. 18. V.V.</note> seinen Muthwillen gehabt / so viel schenckt jhm Qual und leidt ein. Darum noch mahl / besinnet euch.</p> <p>Trachtet darnach daß jhr GOtt möget empfinden als einen lebendigmachenden GOtt. Das lasset ewren Wunsch und Begierde seyn. Wenn du etwas von GOtt wust geschmecket haben / alsden wirstu durstig nach GOtt werden / daß du des süssen GOttes und seiner heilsamen Gnade noch mehr geniessen mögest / du wirst der Welt Reichthum und Lust für Schaden achten / und dich befleissigen der Seeligkeit die du in GOtt gefunden hast / durch heiligen Wandel dich zu versichern. Nahets sich mit dir zum Ende / ist dir der Todt nicht schrecklich / denn wie kan dir der Todt schrecklich seyn / der anders nicht thun kan / als daß er dir gibt deiner Seelen Verlangen / deinen Schöpfer und Heyland? Ein Gott-begierige Seele ist bereit und auffn Weg / jhre Gedancken seynd himlisch und nicht jrrdisch / mit Frewden gehet sie aus der jrrdischen Hütte ins Hauß jhres Vaters / zu der Stadt des lebendigen GOttes / zu den himlischen Jerusalem / zu der Menge vieler tausend Engelen / zu der Gemeine der Erstgebornen die im<note place="right">Heb. 12, 22.</note> Himmel angeschrieben seyn / zu den Geistern der vollkommenen Gerechten. Da finden wir Leben ohne Todt / Frewd ohne Leid / Ruhe ohne Mattigkeit / Süssigkeit ohne Bitterkeit. Hie trincken wir trüben Wein / dort klaren geläuterten Wein. Wenn dem Ignatio einem Jünger des Apostels Johannis / ein erschrecklicher Todt angedräwet ward / soll er mit solchen Worten heraus gefaren<note place="right">Euseb. Hist. Ecel. l. 3. C. 33.</note> seyn: Ach daß nur die wilden Thiere da weren / damit ich bedräwet werde / ach daß sie mit Grimm </p> </div> </body> </text> </TEI> [19/0025]
trew gewest über wenig / gehe hin in deines HErrn Frewde. Hingegen die jhrer Pflicht vergessen / und jhres Hertzens lust an einen andern Orth gesuchet / müssen alles bezahlen / und mit unlust davon ziehen. Da wird man ein solch Vrtheil über jhn fällen: Wie viel er sich herrlich gemacht / und seinen Muthwillen gehabt / so viel schenckt jhm Qual und leidt ein. Darum noch mahl / besinnet euch.
Apoc. 18. V.V. Trachtet darnach daß jhr GOtt möget empfinden als einen lebendigmachenden GOtt. Das lasset ewren Wunsch und Begierde seyn. Wenn du etwas von GOtt wust geschmecket haben / alsden wirstu durstig nach GOtt werden / daß du des süssen GOttes und seiner heilsamen Gnade noch mehr geniessen mögest / du wirst der Welt Reichthum und Lust für Schaden achten / und dich befleissigen der Seeligkeit die du in GOtt gefunden hast / durch heiligen Wandel dich zu versichern. Nahets sich mit dir zum Ende / ist dir der Todt nicht schrecklich / denn wie kan dir der Todt schrecklich seyn / der anders nicht thun kan / als daß er dir gibt deiner Seelen Verlangen / deinen Schöpfer und Heyland? Ein Gott-begierige Seele ist bereit und auffn Weg / jhre Gedancken seynd himlisch und nicht jrrdisch / mit Frewden gehet sie aus der jrrdischen Hütte ins Hauß jhres Vaters / zu der Stadt des lebendigen GOttes / zu den himlischen Jerusalem / zu der Menge vieler tausend Engelen / zu der Gemeine der Erstgebornen die im Himmel angeschrieben seyn / zu den Geistern der vollkommenen Gerechten. Da finden wir Leben ohne Todt / Frewd ohne Leid / Ruhe ohne Mattigkeit / Süssigkeit ohne Bitterkeit. Hie trincken wir trüben Wein / dort klaren geläuterten Wein. Wenn dem Ignatio einem Jünger des Apostels Johannis / ein erschrecklicher Todt angedräwet ward / soll er mit solchen Worten heraus gefaren seyn: Ach daß nur die wilden Thiere da weren / damit ich bedräwet werde / ach daß sie mit Grimm
Heb. 12, 22.
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