Lütkemann, Joachim: Von dem seeligen Seelen-Durst : Eine Leich-Sermon/ bey der Leichbegängniß Der ... Anna Wienkamps ... Wolfenbüttel, 1652.blendet der Fürst dieser Welt seine Sinne / daß er nicht sehe / das herrliche Liecht daß in GOtt ist / und also gehet der Mensch dahin in seiner Blindheit / und hat kein Verlangen nach GOtt. Wir wissen wenn ein Ding weit von uns oder hoch über uns ist / so scheinets klein / obs schon groß ist; Also gehets unser Seelen / je weiter sie von GOtt tritt / je kleiner und geringer jhr der grosse GOtt vorkomt. Nahet euch zu GOtt / jhr Menschen Kinder / nahet euch so werdet jhr empfinden wie groß und herrlich unser GOtt ist. Seyd gleich einem Kauffmann / der eine köstliche Perle findet / und verkaufft was er hat / und gehet hin zu kauffen die köstliche Perle. Die Königinn aus Reich-Arabien hörte von der Herrligkeit Salomonis / und kunte nicht ruhen / bis sie dieselbe sahe. unsere Seele ist wie eine Königinn / die gefält jhr selbst woll in jhrem eigen Reich / wenn sie des Fleisches und der Welt nach jhrem Sinn gebrauchet. Es wird jhr aber gesagt von einem andern Reich / da Salomon König ist / ein Fried Fürst / unter welchen eine jgliche Seele Ruhe findet. Mache dich auff liebe Seele / erhebe deine Begierde zu diesem Könige / du wirst erfaren / daß mehr Herrligkeit bey jhm zu finden / als dir hat können gesagt werden / denn die Herrligkeit seines Reichs ist unaussprechlich. Du wirst ruffen: Seelig seynd die Knechte die alleweg vor dir stehen. Ich begehr nicht umbzukehren; Laß mich dein Knecht / laß mich deine Magd seyn. Halts für kein gering Vnglück / wenn GOtt mit einer göttlichen Ergetzligkeit in der Weit zu finden ist / du aber ohne GOtt in der Welt lebest. Ein Vnglück ists / wenn in der Welt eine Artzeney wider deine Kranckheit zufinden / du aber vermagst derselben nicht theilhafftig zu werden. Ein Vnglück ists / wenn Brots genung in deinen Hause ist / du aber hast so viel macht nicht / es zu geniessen. Ein viel grösser Vnglück ists / wenn GOtt mit seiner süssen Güte zu jegen / du aber empfindest davon weniger als blendet der Fürst dieser Welt seine Sinne / daß er nicht sehe / das herrliche Liecht daß in GOtt ist / und also gehet der Mensch dahin in seiner Blindheit / und hat kein Verlangen nach GOtt. Wir wissen wenn ein Ding weit von uns oder hoch über uns ist / so scheinets klein / obs schon groß ist; Also gehets unser Seelen / je weiter sie von GOtt tritt / je kleiner und geringer jhr der grosse GOtt vorkomt. Nahet euch zu GOtt / jhr Menschen Kinder / nahet euch so werdet jhr empfinden wie groß und herrlich unser GOtt ist. Seyd gleich einem Kauffmann / der eine köstliche Perle findet / und verkaufft was er hat / und gehet hin zu kauffen die köstliche Perle. Die Königinn aus Reich-Arabien hörte von der Herrligkeit Salomonis / und kunte nicht ruhen / bis sie dieselbe sahe. unsere Seele ist wie eine Königinn / die gefält jhr selbst woll in jhrem eigen Reich / wenn sie des Fleisches und der Welt nach jhrem Sinn gebrauchet. Es wird jhr aber gesagt von einem andern Reich / da Salomon König ist / ein Fried Fürst / unter welchen eine jgliche Seele Ruhe findet. Mache dich auff liebe Seele / erhebe deine Begierde zu diesem Könige / du wirst erfaren / daß mehr Herrligkeit bey jhm zu finden / als dir hat können gesagt werden / denn die Herrligkeit seines Reichs ist unaussprechlich. Du wirst ruffen: Seelig seynd die Knechte die alleweg vor dir stehen. Ich begehr nicht umbzukehren; Laß mich dein Knecht / laß mich deine Magd seyn. Halts für kein gering Vnglück / wenn GOtt mit einer göttlichen Ergetzligkeit in der Weit zu finden ist / du aber ohne GOtt in der Welt lebest. Ein Vnglück ists / wenn in der Welt eine Artzeney wider deine Kranckheit zufinden / du aber vermagst derselben nicht theilhafftig zu werden. Ein Vnglück ists / wenn Brots genung in deinẽ Hause ist / du aber hast so viel macht nicht / es zu geniessen. Ein viel grösser Vnglück ists / wenn GOtt mit seiner süssen Güte zu jegen / du aber empfindest davon weniger als <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0023" n="17"/> blendet der Fürst dieser Welt seine Sinne / daß er nicht sehe / das herrliche Liecht daß in GOtt ist / und also gehet der Mensch dahin in seiner Blindheit / und hat kein Verlangen nach GOtt. Wir wissen wenn ein Ding weit von uns oder hoch über uns ist / so scheinets klein / obs schon groß ist; Also gehets unser Seelen / je weiter sie von GOtt tritt / je kleiner und geringer jhr der grosse GOtt vorkomt. Nahet euch zu GOtt / jhr Menschen Kinder / nahet euch so werdet jhr empfinden wie groß und herrlich unser GOtt ist. Seyd gleich einem Kauffmann / der eine köstliche Perle findet / und verkaufft was er hat / und gehet hin zu kauffen die köstliche Perle. Die Königinn aus Reich-Arabien hörte von der Herrligkeit Salomonis / und kunte nicht ruhen / bis sie dieselbe sahe. unsere Seele ist wie eine Königinn / die gefält jhr selbst woll in jhrem eigen Reich / wenn sie des Fleisches und der Welt nach jhrem Sinn gebrauchet. Es wird jhr aber gesagt von einem andern Reich / da Salomon König ist / ein Fried Fürst / unter welchen eine jgliche Seele Ruhe findet. Mache dich auff liebe Seele / erhebe deine Begierde zu diesem Könige / du wirst erfaren / daß mehr Herrligkeit bey jhm zu finden / als dir hat können gesagt werden / denn die Herrligkeit seines Reichs ist unaussprechlich. Du wirst ruffen: Seelig seynd die Knechte die alleweg vor dir stehen. Ich begehr nicht umbzukehren; Laß mich dein Knecht / laß mich deine Magd seyn.</p> <p>Halts für kein gering Vnglück / wenn GOtt mit einer göttlichen Ergetzligkeit in der Weit zu finden ist / du aber ohne GOtt in der Welt lebest. Ein Vnglück ists / wenn in der Welt eine Artzeney wider deine Kranckheit zufinden / du aber vermagst derselben nicht theilhafftig zu werden. Ein Vnglück ists / wenn Brots genung in deinẽ Hause ist / du aber hast so viel macht nicht / es zu geniessen. Ein viel grösser Vnglück ists / wenn GOtt mit seiner süssen Güte zu jegen / du aber empfindest davon weniger als </p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0023]
blendet der Fürst dieser Welt seine Sinne / daß er nicht sehe / das herrliche Liecht daß in GOtt ist / und also gehet der Mensch dahin in seiner Blindheit / und hat kein Verlangen nach GOtt. Wir wissen wenn ein Ding weit von uns oder hoch über uns ist / so scheinets klein / obs schon groß ist; Also gehets unser Seelen / je weiter sie von GOtt tritt / je kleiner und geringer jhr der grosse GOtt vorkomt. Nahet euch zu GOtt / jhr Menschen Kinder / nahet euch so werdet jhr empfinden wie groß und herrlich unser GOtt ist. Seyd gleich einem Kauffmann / der eine köstliche Perle findet / und verkaufft was er hat / und gehet hin zu kauffen die köstliche Perle. Die Königinn aus Reich-Arabien hörte von der Herrligkeit Salomonis / und kunte nicht ruhen / bis sie dieselbe sahe. unsere Seele ist wie eine Königinn / die gefält jhr selbst woll in jhrem eigen Reich / wenn sie des Fleisches und der Welt nach jhrem Sinn gebrauchet. Es wird jhr aber gesagt von einem andern Reich / da Salomon König ist / ein Fried Fürst / unter welchen eine jgliche Seele Ruhe findet. Mache dich auff liebe Seele / erhebe deine Begierde zu diesem Könige / du wirst erfaren / daß mehr Herrligkeit bey jhm zu finden / als dir hat können gesagt werden / denn die Herrligkeit seines Reichs ist unaussprechlich. Du wirst ruffen: Seelig seynd die Knechte die alleweg vor dir stehen. Ich begehr nicht umbzukehren; Laß mich dein Knecht / laß mich deine Magd seyn.
Halts für kein gering Vnglück / wenn GOtt mit einer göttlichen Ergetzligkeit in der Weit zu finden ist / du aber ohne GOtt in der Welt lebest. Ein Vnglück ists / wenn in der Welt eine Artzeney wider deine Kranckheit zufinden / du aber vermagst derselben nicht theilhafftig zu werden. Ein Vnglück ists / wenn Brots genung in deinẽ Hause ist / du aber hast so viel macht nicht / es zu geniessen. Ein viel grösser Vnglück ists / wenn GOtt mit seiner süssen Güte zu jegen / du aber empfindest davon weniger als
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Von dem seeligen Seelen-Durst : Eine Leich-Sermon/ bey der Leichbegängniß Der ... Anna Wienkamps ... Wolfenbüttel, 1652, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_seelendurst_1652/23>, abgerufen am 16.07.2024. |