Lütkemann, Joachim: Von der Krone nach einem Christlichen Kampff. Wolfenbüttel, 1650.gung wahrer Gottseligkeit findet / und einer hertzlichen Liebe zu Christo / daß es frommen Eltern eine Hertzenslust ist anzuschawen? Und doch befindet sichs / daß viele unter denselbigen in ein Wildes / Wüstes / unchristliches Leben gerathen. Wer nun weis / daß es so gefährlich umb den Glauben stehet / der erinnere sich / was seines Beruffes ist. Es ist nicht gnung / im Glauben haben angefangen / sondern man muß auch verharren. Das heist einen guten Kampff kämpffen. So jemand kempffet / wird er doch nicht gekrönet / er kämpfe denn recht. Hastu angefangen deine Lust in Christo zu suchen / und dich dem Willen deines Fleisches zu widersetzen / so lege die Wehre nicht nieder / und gieb deinen fleischlichen Willen keinen Raum. Gewinnet sie die Herrschafft / hastu vergeblich angefangen. Hierauß entstehet noch eine andere Frage / ob denn kein Christ seiner Seeligkeit könne gewiß seyn. Hier lasse dir nur vorauß gesagt seyn / daß Sicherheit kein Glaube sey. So du woltest gedencken; ich bin ein Christ / ich bin getaufft / ich habe mich nicht zu befürchten? Meinestu daß das solte ein Glaube seyn? Die Schrifft ruffet: SchaffetPhil. 2, 12. das jhr seelig werdet mit Furcht und Zittern: Und abermahl: Dienet dem Herrn mit Furcht / undps. 2. V. 11. frewet euch mit Zittern. Damit du aber wissest dich recht zu verhalten / nim folgende Regel in acht. Zu erst erkenne deine Schwachheit / wie leicht es geschehen. Wer sich lesset düncken er stehe / mag wol zusehen daß1. Cor. 10, V. 12. er nicht falle. Eine Unbedachte Vermessenheit war es / wenn Petrus nicht wolte gläuben / daß er einen so schweren Fall thun könte / und seinen lieben Meister Christum Ver- gung wahrer Gottseligkeit findet / und einer hertzlichen Liebe zu Christo / daß es frommen Eltern eine Hertzenslust ist anzuschawen? Und doch befindet sichs / daß viele unter denselbigen in ein Wildes / Wüstes / unchristliches Leben gerathen. Wer nun weis / daß es so gefährlich umb den Glauben stehet / der erinnere sich / was seines Beruffes ist. Es ist nicht gnung / im Glauben haben angefangen / sondern man muß auch verharren. Das heist einen guten Kampff kämpffen. So jemand kempffet / wird er doch nicht gekrönet / er kämpfe denn recht. Hastu angefangen deine Lust in Christo zu suchen / und dich dem Willen deines Fleisches zu widersetzen / so lege die Wehre nicht nieder / und gieb deinen fleischlichen Willen keinen Raum. Gewinnet sie die Herrschafft / hastu vergeblich angefangen. Hierauß entstehet noch eine andere Frage / ob denn kein Christ seiner Seeligkeit könne gewiß seyn. Hier lasse dir nur vorauß gesagt seyn / daß Sicherheit kein Glaube sey. So du woltest gedencken; ich bin ein Christ / ich bin getaufft / ich habe mich nicht zu befürchten? Meinestu daß das solte ein Glaube seyn? Die Schrifft ruffet: SchaffetPhil. 2, 12. das jhr seelig werdet mit Furcht und Zittern: Und abermahl: Dienet dem Herrn mit Furcht / undps. 2. V. 11. frewet euch mit Zittern. Damit du aber wissest dich recht zu verhalten / nim folgende Regel in acht. Zu erst erkenne deine Schwachheit / wie leicht es geschehen. Wer sich lesset düncken er stehe / mag wol zusehen daß1. Cor. 10, V. 12. er nicht falle. Eine Unbedachte Vermessenheit war es / wenn Petrus nicht wolte gläuben / daß er einen so schweren Fall thun könte / und seinen lieben Meister Christum Ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="13"/> gung wahrer Gottseligkeit findet / und einer hertzlichen Liebe zu Christo / daß es frommen Eltern eine Hertzenslust ist anzuschawen? Und doch befindet sichs / daß viele unter denselbigen in ein Wildes / Wüstes / unchristliches Leben gerathen.</p> <p>Wer nun weis / daß es so gefährlich umb den Glauben stehet / der erinnere sich / was seines Beruffes ist. Es ist nicht gnung / im Glauben haben angefangen / sondern man muß auch verharren. Das heist einen guten Kampff kämpffen. So jemand kempffet / wird er doch nicht gekrönet / er kämpfe denn recht. Hastu angefangen deine Lust in Christo zu suchen / und dich dem Willen deines Fleisches zu widersetzen / so lege die Wehre nicht nieder / und gieb deinen fleischlichen Willen keinen Raum. Gewinnet sie die Herrschafft / hastu vergeblich angefangen.</p> <p>Hierauß entstehet noch eine andere Frage / ob denn kein Christ seiner Seeligkeit könne gewiß seyn. Hier lasse dir nur vorauß gesagt seyn / daß Sicherheit kein Glaube sey. So du woltest gedencken; ich bin ein Christ / ich bin getaufft / ich habe mich nicht zu befürchten? Meinestu daß das solte ein Glaube seyn? Die Schrifft ruffet: Schaffet<note place="right">Phil. 2, 12.</note> das jhr seelig werdet mit Furcht und Zittern: Und abermahl: Dienet dem Herrn mit Furcht / und<note place="right">ps. 2. V. 11.</note> frewet euch mit Zittern. Damit du aber wissest dich recht zu verhalten / nim folgende Regel in acht. Zu erst erkenne deine Schwachheit / wie leicht es geschehen. Wer sich lesset düncken er stehe / mag wol zusehen daß<note place="right">1. Cor. 10, V. 12.</note> er nicht falle. Eine Unbedachte Vermessenheit war es / wenn Petrus nicht wolte gläuben / daß er einen so schweren Fall thun könte / und seinen lieben Meister Christum Ver- </p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0013]
gung wahrer Gottseligkeit findet / und einer hertzlichen Liebe zu Christo / daß es frommen Eltern eine Hertzenslust ist anzuschawen? Und doch befindet sichs / daß viele unter denselbigen in ein Wildes / Wüstes / unchristliches Leben gerathen.
Wer nun weis / daß es so gefährlich umb den Glauben stehet / der erinnere sich / was seines Beruffes ist. Es ist nicht gnung / im Glauben haben angefangen / sondern man muß auch verharren. Das heist einen guten Kampff kämpffen. So jemand kempffet / wird er doch nicht gekrönet / er kämpfe denn recht. Hastu angefangen deine Lust in Christo zu suchen / und dich dem Willen deines Fleisches zu widersetzen / so lege die Wehre nicht nieder / und gieb deinen fleischlichen Willen keinen Raum. Gewinnet sie die Herrschafft / hastu vergeblich angefangen.
Hierauß entstehet noch eine andere Frage / ob denn kein Christ seiner Seeligkeit könne gewiß seyn. Hier lasse dir nur vorauß gesagt seyn / daß Sicherheit kein Glaube sey. So du woltest gedencken; ich bin ein Christ / ich bin getaufft / ich habe mich nicht zu befürchten? Meinestu daß das solte ein Glaube seyn? Die Schrifft ruffet: Schaffet das jhr seelig werdet mit Furcht und Zittern: Und abermahl: Dienet dem Herrn mit Furcht / und frewet euch mit Zittern. Damit du aber wissest dich recht zu verhalten / nim folgende Regel in acht. Zu erst erkenne deine Schwachheit / wie leicht es geschehen. Wer sich lesset düncken er stehe / mag wol zusehen daß er nicht falle. Eine Unbedachte Vermessenheit war es / wenn Petrus nicht wolte gläuben / daß er einen so schweren Fall thun könte / und seinen lieben Meister Christum Ver-
Phil. 2, 12.
ps. 2. V. 11.
1. Cor. 10, V. 12.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Von der Krone nach einem Christlichen Kampff. Wolfenbüttel, 1650, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_leichsermon_1650/13>, abgerufen am 29.07.2024. |