Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Ist nicht das Leben mehr denn die Speise / vnd der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die Vögel vnter dem Himmel an / sie säen nicht / sie erndten nicht / sie samlen nicht in die Schewren / vnd ewer himlischer Vatter ernehret sie doch. Seyd jhr denn nicht viel mehr denn sie? Also spricht auch Paulus hie: Sorget nichts. Keine einige Sorge sollen wir für vns behalten / sondern alle auff Gott werffen. Für den Fort- vnd Außgang vnserer Geschäffte vnd für künfftigen Auffenthalt sorgen / ist eine Hoheit / die vnserm GOtt zugehöret / in seinen Händen stehets / vnd nicht in vnsern. Diese Ehre können wir vns so wenig zueignen / als die Ehre der Anbetung. So wenig du es begehrest / daß man dich anbete / so wenig solstu es auch begehren dich selbst zu versorgen / vnd mit deinen Sorgen außzuhelffen; So ists auch ein vergeblich sorgen / frisset ehe den Leuten das Hertz ab / als daß es etwas helffen solte. Wie aber? sollen wir GOtt so sorgen lassen / daß wir nichts dazu thun? wie die Sichern thun / die legen sich auff die faule Seite / vnd lassen GOtt sorgen. Das muß nicht seyn / sagt Paulus / sondern in allen Dingen lasset ewre Bitte im Gebet vnd flehen mit Dancksagung für GOtt kund werden. Denn eben darumb fället Sorg auff vns / daß wir zum Gebet getrieben werden. Gott will nicht daß wir keine Noth fürchten oder fühlen sollen; sondern dieweil den elenden Menschen mancherley Noth für der Thür stehet / müssen wir thun / was vns zu thun gebühret / vnd die Mittel die GOtt verleihet / nicht verachten / fället denn etwas neben ein / das vns Sorge bringet / so haben wir mit der Sorge nichts zu schaffen / GOtt wils haben / daß wir sie alle jhm durchs Gebet sollen zuwerffen. Merckt aber die Art vnd Weise. Paulus sagt: In allenModus devolvendi curam in Deum. Dingen lasset ewre Bitte im Gebet vnnd Flehen mit Ist nicht das Leben mehr denn die Speise / vnd der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die Vögel vnter dem Himmel an / sie säen nicht / sie erndten nicht / sie samlen nicht in die Schewren / vnd ewer himlischer Vatter ernehret sie doch. Seyd jhr denn nicht viel mehr denn sie? Also spricht auch Paulus hie: Sorget nichts. Keine einige Sorge sollen wir für vns behalten / sondern alle auff Gott werffen. Für den Fort- vnd Außgang vnserer Geschäffte vnd für künfftigen Auffenthalt sorgen / ist eine Hoheit / die vnserm GOtt zugehöret / in seinen Händen stehets / vnd nicht in vnsern. Diese Ehre können wir vns so wenig zueignen / als die Ehre der Anbetung. So wenig du es begehrest / daß man dich anbete / so wenig solstu es auch begehren dich selbst zu versorgen / vnd mit deinen Sorgen außzuhelffen; So ists auch ein vergeblich sorgen / frisset ehe den Leuten das Hertz ab / als daß es etwas helffen solte. Wie aber? sollen wir GOtt so sorgen lassen / daß wir nichts dazu thun? wie die Sichern thun / die legen sich auff die faule Seite / vnd lassen GOtt sorgen. Das muß nicht seyn / sagt Paulus / sondern in allen Dingen lasset ewre Bitte im Gebet vnd flehen mit Dancksagung für GOtt kund werden. Denn eben darumb fället Sorg auff vns / daß wir zum Gebet getrieben werden. Gott will nicht daß wir keine Noth fürchten oder fühlen sollen; sondern dieweil den elenden Menschen mancherley Noth für der Thür stehet / müssen wir thun / was vns zu thun gebühret / vnd die Mittel die GOtt verleihet / nicht verachten / fället denn etwas neben ein / das vns Sorge bringet / so haben wir mit der Sorge nichts zu schaffen / GOtt wils haben / daß wir sie alle jhm durchs Gebet sollen zuwerffen. Merckt aber die Art vnd Weise. Paulus sagt: In allenModus devolvendi curam in Deum. Dingen lasset ewre Bitte im Gebet vnnd Flehen mit <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0081" n="61"/> Ist nicht das Leben mehr denn die Speise / vnd der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die Vögel vnter dem Himmel an / sie säen nicht / sie erndten nicht / sie samlen nicht in die Schewren / vnd ewer himlischer Vatter ernehret sie doch. Seyd jhr denn nicht viel mehr denn sie? Also spricht auch Paulus hie: Sorget nichts. Keine einige Sorge sollen wir für vns behalten / sondern alle auff Gott werffen. Für den Fort- vnd Außgang vnserer Geschäffte vnd für künfftigen Auffenthalt sorgen / ist eine Hoheit / die vnserm GOtt zugehöret / in seinen Händen stehets / vnd nicht in vnsern. Diese Ehre können wir vns so wenig zueignen / als die Ehre der Anbetung. So wenig du es begehrest / daß man dich anbete / so wenig solstu es auch begehren dich selbst zu versorgen / vnd mit deinen Sorgen außzuhelffen; So ists auch ein vergeblich sorgen / frisset ehe den Leuten das Hertz ab / als daß es etwas helffen solte.</p> <p>Wie aber? sollen wir GOtt so sorgen lassen / daß wir nichts dazu thun? wie die Sichern thun / die legen sich auff die faule Seite / vnd lassen GOtt sorgen. Das muß nicht seyn / sagt Paulus / sondern in allen Dingen lasset ewre Bitte im Gebet vnd flehen mit Dancksagung für GOtt kund werden. Denn eben darumb fället Sorg auff vns / daß wir zum Gebet getrieben werden. Gott will nicht daß wir keine Noth fürchten oder fühlen sollen; sondern dieweil den elenden Menschen mancherley Noth für der Thür stehet / müssen wir thun / was vns zu thun gebühret / vnd die Mittel die GOtt verleihet / nicht verachten / fället denn etwas neben ein / das vns Sorge bringet / so haben wir mit der Sorge nichts zu schaffen / GOtt wils haben / daß wir sie alle jhm durchs Gebet sollen zuwerffen.</p> <p>Merckt aber die Art vnd Weise. Paulus sagt: In allen<note place="right">Modus devolvendi curam in Deum.</note> Dingen lasset ewre Bitte im Gebet vnnd Flehen mit </p> </div> </body> </text> </TEI> [61/0081]
Ist nicht das Leben mehr denn die Speise / vnd der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die Vögel vnter dem Himmel an / sie säen nicht / sie erndten nicht / sie samlen nicht in die Schewren / vnd ewer himlischer Vatter ernehret sie doch. Seyd jhr denn nicht viel mehr denn sie? Also spricht auch Paulus hie: Sorget nichts. Keine einige Sorge sollen wir für vns behalten / sondern alle auff Gott werffen. Für den Fort- vnd Außgang vnserer Geschäffte vnd für künfftigen Auffenthalt sorgen / ist eine Hoheit / die vnserm GOtt zugehöret / in seinen Händen stehets / vnd nicht in vnsern. Diese Ehre können wir vns so wenig zueignen / als die Ehre der Anbetung. So wenig du es begehrest / daß man dich anbete / so wenig solstu es auch begehren dich selbst zu versorgen / vnd mit deinen Sorgen außzuhelffen; So ists auch ein vergeblich sorgen / frisset ehe den Leuten das Hertz ab / als daß es etwas helffen solte.
Wie aber? sollen wir GOtt so sorgen lassen / daß wir nichts dazu thun? wie die Sichern thun / die legen sich auff die faule Seite / vnd lassen GOtt sorgen. Das muß nicht seyn / sagt Paulus / sondern in allen Dingen lasset ewre Bitte im Gebet vnd flehen mit Dancksagung für GOtt kund werden. Denn eben darumb fället Sorg auff vns / daß wir zum Gebet getrieben werden. Gott will nicht daß wir keine Noth fürchten oder fühlen sollen; sondern dieweil den elenden Menschen mancherley Noth für der Thür stehet / müssen wir thun / was vns zu thun gebühret / vnd die Mittel die GOtt verleihet / nicht verachten / fället denn etwas neben ein / das vns Sorge bringet / so haben wir mit der Sorge nichts zu schaffen / GOtt wils haben / daß wir sie alle jhm durchs Gebet sollen zuwerffen.
Merckt aber die Art vnd Weise. Paulus sagt: In allen Dingen lasset ewre Bitte im Gebet vnnd Flehen mit
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/81>, abgerufen am 22.07.2024. |