Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.köndte ein einiges Wolgefallen haben. Wie solt ers vbel mit vns meynen / nach dem er vns als seine Kinder in seine vätterliche Liebe eingeschlossen? Hier auff setzet Jacobus einen solchen Schluß / welcher soCollectio prima. viel im Munde hat / daß wir in Versuchungen bedachtsamb handeln. Solches aber spricht er auß Sprichworts weise / der gestalt:V. 19. 20. Darumb / lieben Brüder / ein jeglicher Mensch sey schnell zu hören / langsamb aber zu reden / vnd langsamb zum Zorn / dann deß Menschen Zorn thut nicht / was für GOtt recht ist. Es kan dieser Spruch auff vielerley Meynung gezogen werden. Wann man aber ansihet den Hauptzweck Jacobi / will er so viel sagen: Weil Gott als ein ewiger Vatter deß Liechts / nicht Schuld hat an dem Fall der Sünder in den Versuchungen / sondern die einwohnende Lüste / derowegen seyt schnell zu hören / merckt fleissig auff / wann die inwohnende Sünde sich anfahet zu regen / vnd durch allerhand böse fleischliche Gedancken reitzet vnd locket; dargegen seyt langsam zu reden / bedenckt euch wol was jhr thut / wann euch die Luste reitzet / haltet etwas ein / vnd verwilliget nicht / daß alsfort die böse Begierde außbreche / vnd im Werck vollnzogen werde. Dann also legts der Apostel selbst auß: Seyt langsam zum Zorn. Da nicht allein der Eifer vnd Zorn / sondern in gemein alle hefftige Begierde deß Fleisches verstanden wird. Krafft dieser Ermanung soll ein Christ wol auffmercken / wozu jhn seine Begierde treiben / aber nicht alsfort folgen / vnnd nichtes auß schleuniger fleischlicher Bewegung thun / sondern in allem sich wol bedencken. Vrsach / deß Menschen Zorn thut nicht was für Gott recht ist. Was ein Mensch in vnbedachten fleischlichen Bewegungen thut / wird schwerlich für Gott gut seyn. Als wann einem etwas zuwieder geschicht / daß jhn zum Zorn reitzet / vnd er im Zorn vnd Eyfer vnbe- köndte ein einiges Wolgefallen haben. Wie solt ers vbel mit vns meynen / nach dem er vns als seine Kinder in seine vätterliche Liebe eingeschlossen? Hier auff setzet Jacobus einen solchen Schluß / welcher soCollectio prima. viel im Munde hat / daß wir in Versuchungen bedachtsamb handeln. Solches aber spricht er auß Sprichworts weise / der gestalt:V. 19. 20. Darumb / lieben Brüder / ein jeglicher Mensch sey schnell zu hören / langsamb aber zu reden / vnd langsamb zum Zorn / dann deß Menschen Zorn thut nicht / was für GOtt recht ist. Es kan dieser Spruch auff vielerley Meynung gezogen werden. Wann man aber ansihet den Hauptzweck Jacobi / will er so viel sagen: Weil Gott als ein ewiger Vatter deß Liechts / nicht Schuld hat an dem Fall der Sünder in den Versuchungen / sondern die einwohnende Lüste / derowegen seyt schnell zu hören / merckt fleissig auff / wann die inwohnende Sünde sich anfahet zu regen / vnd durch allerhand böse fleischliche Gedancken reitzet vnd locket; dargegen seyt langsam zu redẽ / bedenckt euch wol was jhr thut / wann euch die Luste reitzet / haltet etwas ein / vnd verwilliget nicht / daß alsfort die böse Begierde außbreche / vnd im Werck vollnzogen werde. Dann also legts der Apostel selbst auß: Seyt langsam zum Zorn. Da nicht allein der Eifer vnd Zorn / sondern in gemein alle hefftige Begierde deß Fleisches verstanden wird. Krafft dieser Ermanung soll ein Christ wol auffmercken / wozu jhn seine Begierde treiben / aber nicht alsfort folgen / vnnd nichtes auß schleuniger fleischlicher Bewegung thun / sondern in allem sich wol bedencken. Vrsach / deß Menschen Zorn thut nicht was für Gott recht ist. Was ein Mensch in vnbedachten fleischlichen Bewegungen thut / wird schwerlich für Gott gut seyn. Als wann einem etwas zuwieder geschicht / daß jhn zum Zorn reitzet / vnd er im Zorn vnd Eyfer vnbe- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0759" n="739"/> köndte ein einiges Wolgefallen haben. Wie solt ers vbel mit vns meynen / nach dem er vns als seine Kinder in seine vätterliche Liebe eingeschlossen?</p> <p>Hier auff setzet Jacobus einen solchen Schluß / welcher so<note place="right">Collectio prima.</note> viel im Munde hat / daß wir in Versuchungen bedachtsamb handeln. Solches aber spricht er auß Sprichworts weise / der gestalt:<note place="right">V. 19. 20.</note> Darumb / lieben Brüder / ein jeglicher Mensch sey schnell zu hören / langsamb aber zu reden / vnd langsamb zum Zorn / dann deß Menschen Zorn thut nicht / was für GOtt recht ist. Es kan dieser Spruch auff vielerley Meynung gezogen werden. Wann man aber ansihet den Hauptzweck Jacobi / will er so viel sagen: Weil Gott als ein ewiger Vatter deß Liechts / nicht Schuld hat an dem Fall der Sünder in den Versuchungen / sondern die einwohnende Lüste / derowegen seyt schnell zu hören / merckt fleissig auff / wann die inwohnende Sünde sich anfahet zu regen / vnd durch allerhand böse fleischliche Gedancken reitzet vnd locket; dargegen seyt langsam zu redẽ / bedenckt euch wol was jhr thut / wann euch die Luste reitzet / haltet etwas ein / vnd verwilliget nicht / daß alsfort die böse Begierde außbreche / vnd im Werck vollnzogen werde. Dann also legts der Apostel selbst auß: Seyt langsam zum Zorn. Da nicht allein der Eifer vnd Zorn / sondern in gemein alle hefftige Begierde deß Fleisches verstanden wird. Krafft dieser Ermanung soll ein Christ wol auffmercken / wozu jhn seine Begierde treiben / aber nicht alsfort folgen / vnnd nichtes auß schleuniger fleischlicher Bewegung thun / sondern in allem sich wol bedencken. Vrsach / deß Menschen Zorn thut nicht was für Gott recht ist. Was ein Mensch in vnbedachten fleischlichen Bewegungen thut / wird schwerlich für Gott gut seyn. Als wann einem etwas zuwieder geschicht / daß jhn zum Zorn reitzet / vnd er im Zorn vnd Eyfer vnbe- </p> </div> </body> </text> </TEI> [739/0759]
köndte ein einiges Wolgefallen haben. Wie solt ers vbel mit vns meynen / nach dem er vns als seine Kinder in seine vätterliche Liebe eingeschlossen?
Hier auff setzet Jacobus einen solchen Schluß / welcher so viel im Munde hat / daß wir in Versuchungen bedachtsamb handeln. Solches aber spricht er auß Sprichworts weise / der gestalt: Darumb / lieben Brüder / ein jeglicher Mensch sey schnell zu hören / langsamb aber zu reden / vnd langsamb zum Zorn / dann deß Menschen Zorn thut nicht / was für GOtt recht ist. Es kan dieser Spruch auff vielerley Meynung gezogen werden. Wann man aber ansihet den Hauptzweck Jacobi / will er so viel sagen: Weil Gott als ein ewiger Vatter deß Liechts / nicht Schuld hat an dem Fall der Sünder in den Versuchungen / sondern die einwohnende Lüste / derowegen seyt schnell zu hören / merckt fleissig auff / wann die inwohnende Sünde sich anfahet zu regen / vnd durch allerhand böse fleischliche Gedancken reitzet vnd locket; dargegen seyt langsam zu redẽ / bedenckt euch wol was jhr thut / wann euch die Luste reitzet / haltet etwas ein / vnd verwilliget nicht / daß alsfort die böse Begierde außbreche / vnd im Werck vollnzogen werde. Dann also legts der Apostel selbst auß: Seyt langsam zum Zorn. Da nicht allein der Eifer vnd Zorn / sondern in gemein alle hefftige Begierde deß Fleisches verstanden wird. Krafft dieser Ermanung soll ein Christ wol auffmercken / wozu jhn seine Begierde treiben / aber nicht alsfort folgen / vnnd nichtes auß schleuniger fleischlicher Bewegung thun / sondern in allem sich wol bedencken. Vrsach / deß Menschen Zorn thut nicht was für Gott recht ist. Was ein Mensch in vnbedachten fleischlichen Bewegungen thut / wird schwerlich für Gott gut seyn. Als wann einem etwas zuwieder geschicht / daß jhn zum Zorn reitzet / vnd er im Zorn vnd Eyfer vnbe-
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 739. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/759>, abgerufen am 16.02.2025. |