Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.folgung vnnd Wiederwärtigkeit in der Welt nicht leben könnet.Usus practicus. Wir wohnen ja noch auff Erden / vnd nicht im Himmel. Die Welt aber wirdt vmb deinenthalben nicht anders werden / als1. nos informat. sie vorhin gewesen. Sie ist vnd bleibt ein ewiger Feind Christi / vnd ein getrewe Dienerin deß Sathans. Wo ich den nicht rede vnd lebe / wie die Welt will / so nimpt sie es für eine Schmach auff. Was soll ich aber machen / gedenck ich selig zu werden / auch andere zur Seligkeit zu bringen / muß ich der Welt nur sagen / sie gehe auff lautere verkehrte krumme Wege. Was kan da anders folgen / als daß für meinen getrewen Dienst ich deß Teuffels / vnnd seines Beystandes Feindschafft auff mich lade. Die Welt zürnet / der Teuffel strebt mir nach dem Halß / quelet vnd krenckt mich / wo er mag vnd kan. Es ist frommer Christen alte Klage: Wir werdenPs. 44, 23. vmb deinet willen geachtet wie Schlachtschaafe. Schlachtschaafe schliesset man ein / daß man eins nach dem andern hernehme. Also ist allewege der Feind auff Christum zugefahren / da gilts vmb Wolthat willen leiden. Wann auch das nicht were / sondern wir wohnten vnter lauter frommen Christen / vnd hätten mit keinen bösen Leuten zu thun / seynd doch auch fromme Christen / nicht lauter Engel / sondern gebrechliche Sünder / da einer dem andern bald etwas zu nahe thut. Wie soll man sich da verhalten? Wie vorhin gesaget / mustu zu erst dich hüten / daß du niemand beleidigest / sondern in allem dem guten nachkommest / auff daß du zur Feindseligkeit niemand Vrsach gebest. Wann du das gethan / wirstu dennoch ohn Wiederwärtigkeit nicht seyn können / must viel böses leiden vnverschuldet / vnnd dennoch gedultig ertragen / mit nichten aber böses mit bösem vergelten. So sprichstu: Soll ich dann alles böses gut heissen / vnd allen Muthwillen frey vber mich gehen lassen? Nein / das darff nit seyn / das hat Christus vns nit gelehret / auch selber nit gethan. Da er ge- folgung vnnd Wiederwärtigkeit in der Welt nicht leben könnet.Usus practicus. Wir wohnen ja noch auff Erden / vnd nicht im Himmel. Die Welt aber wirdt vmb deinenthalben nicht anders werden / als1. nos informat. sie vorhin gewesen. Sie ist vnd bleibt ein ewiger Feind Christi / vnd ein getrewe Dienerin deß Sathans. Wo ich den nicht rede vnd lebe / wie die Welt will / so nimpt sie es für eine Schmach auff. Was soll ich aber machen / gedenck ich selig zu werden / auch andere zur Seligkeit zu bringen / muß ich der Welt nur sagen / sie gehe auff lautere verkehrte krumme Wege. Was kan da anders folgen / als daß für meinen getrewen Dienst ich deß Teuffels / vnnd seines Beystandes Feindschafft auff mich lade. Die Welt zürnet / der Teuffel strebt mir nach dem Halß / quelet vnd krenckt mich / wo er mag vnd kan. Es ist frommer Christen alte Klage: Wir werdenPs. 44, 23. vmb deinet willen geachtet wie Schlachtschaafe. Schlachtschaafe schliesset man ein / daß man eins nach dem andern hernehme. Also ist allewege der Feind auff Christum zugefahren / da gilts vmb Wolthat willen leiden. Wann auch das nicht were / sondern wir wohnten vnter lauter frommen Christen / vnd hätten mit keinen bösen Leuten zu thun / seynd doch auch fromme Christen / nicht lauter Engel / sondern gebrechliche Sünder / da einer dem andern bald etwas zu nahe thut. Wie soll man sich da verhalten? Wie vorhin gesaget / mustu zu erst dich hüten / daß du niemand beleidigest / sondern in allem dem guten nachkommest / auff daß du zur Feindseligkeit niemand Vrsach gebest. Wann du das gethan / wirstu dennoch ohn Wiederwärtigkeit nicht seyn können / must viel böses leiden vnverschuldet / vnnd dennoch gedultig ertragen / mit nichten aber böses mit bösem vergelten. So sprichstu: Soll ich dann alles böses gut heissen / vnd allen Muthwillen frey vber mich gehen lassen? Nein / das darff nit seyn / das hat Christus vns nit gelehret / auch selber nit gethan. Da er ge- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0721" n="701"/> folgung vnnd Wiederwärtigkeit in der Welt nicht leben könnet.<note place="right">Usus practicus.</note> Wir wohnen ja noch auff Erden / vnd nicht im Himmel. Die Welt aber wirdt vmb deinenthalben nicht anders werden / als<note place="right">1. nos informat.</note> sie vorhin gewesen. Sie ist vnd bleibt ein ewiger Feind Christi / vnd ein getrewe Dienerin deß Sathans. Wo ich den nicht rede vnd lebe / wie die Welt will / so nimpt sie es für eine Schmach auff. Was soll ich aber machen / gedenck ich selig zu werden / auch andere zur Seligkeit zu bringen / muß ich der Welt nur sagen / sie gehe auff lautere verkehrte krumme Wege. Was kan da anders folgen / als daß für meinen getrewen Dienst ich deß Teuffels / vnnd seines Beystandes Feindschafft auff mich lade. Die Welt zürnet / der Teuffel strebt mir nach dem Halß / quelet vnd krenckt mich / wo er mag vnd kan. Es ist frommer Christen alte Klage: Wir werden<note place="right">Ps. 44, 23.</note> vmb deinet willen geachtet wie Schlachtschaafe. Schlachtschaafe schliesset man ein / daß man eins nach dem andern hernehme. Also ist allewege der Feind auff Christum zugefahren / da gilts vmb Wolthat willen leiden.</p> <p>Wann auch das nicht were / sondern wir wohnten vnter lauter frommen Christen / vnd hätten mit keinen bösen Leuten zu thun / seynd doch auch fromme Christen / nicht lauter Engel / sondern gebrechliche Sünder / da einer dem andern bald etwas zu nahe thut. 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folgung vnnd Wiederwärtigkeit in der Welt nicht leben könnet. Wir wohnen ja noch auff Erden / vnd nicht im Himmel. Die Welt aber wirdt vmb deinenthalben nicht anders werden / als sie vorhin gewesen. Sie ist vnd bleibt ein ewiger Feind Christi / vnd ein getrewe Dienerin deß Sathans. Wo ich den nicht rede vnd lebe / wie die Welt will / so nimpt sie es für eine Schmach auff. Was soll ich aber machen / gedenck ich selig zu werden / auch andere zur Seligkeit zu bringen / muß ich der Welt nur sagen / sie gehe auff lautere verkehrte krumme Wege. Was kan da anders folgen / als daß für meinen getrewen Dienst ich deß Teuffels / vnnd seines Beystandes Feindschafft auff mich lade. Die Welt zürnet / der Teuffel strebt mir nach dem Halß / quelet vnd krenckt mich / wo er mag vnd kan. Es ist frommer Christen alte Klage: Wir werden vmb deinet willen geachtet wie Schlachtschaafe. Schlachtschaafe schliesset man ein / daß man eins nach dem andern hernehme. Also ist allewege der Feind auff Christum zugefahren / da gilts vmb Wolthat willen leiden.
Usus practicus.
1. nos informat.
Ps. 44, 23. Wann auch das nicht were / sondern wir wohnten vnter lauter frommen Christen / vnd hätten mit keinen bösen Leuten zu thun / seynd doch auch fromme Christen / nicht lauter Engel / sondern gebrechliche Sünder / da einer dem andern bald etwas zu nahe thut. Wie soll man sich da verhalten?
Wie vorhin gesaget / mustu zu erst dich hüten / daß du niemand beleidigest / sondern in allem dem guten nachkommest / auff daß du zur Feindseligkeit niemand Vrsach gebest. Wann du das gethan / wirstu dennoch ohn Wiederwärtigkeit nicht seyn können / must viel böses leiden vnverschuldet / vnnd dennoch gedultig ertragen / mit nichten aber böses mit bösem vergelten.
So sprichstu: Soll ich dann alles böses gut heissen / vnd allen Muthwillen frey vber mich gehen lassen? Nein / das darff nit seyn / das hat Christus vns nit gelehret / auch selber nit gethan. Da er ge-
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/721>, abgerufen am 28.07.2024. |