Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.herdeloß. Da gehet ein jeglicher nach seinem Sinn. Wie weiter er laufft / wie mehr er verirret / vnd wann er meynet er habe zum besten gerennet / so laufft er dem höllischen Wolff / dem Teuffel in den Rachen. Im Schaafstall Christi haben wir besser Glück. Der Erlöser JEsus Christus weidet vns mit seinem Wort / daß wir an geistlicher Wollust satt vnnd fett werden. Die hungerig vnd durstig seyn nach der Gerechtigkeit / werden nicht allein gesättiget / sondern finden auch Lust für jhre Seelen. So hat auch dieser Hirt gute Auffsicht / daß wir nicht verirren / vnd dem höllischen Wolff in den Rachen lauffen. Entziehen wir vns nicht muthwillig von jhm / wird vns kein Teuffel können von jhm reissen. Der Hüter Israel schläfft noch schlummert nicht. Diß ist nun die erste vnd vornembste Vrsach / warumb Christus gelitten / nemblich daß er vns erlösete von vnsern Sünden / auff daß wir könten der Gerechtigkeit leben. Vnter dessen so hat er vns zugleich damit ein Exempel hinterlassen / das hält vns Petrus für / damit wir vns nicht beschweren so wir vnschuldig leiden / vnd doch gedultig ertragen müssen. Was nun der heilige Geist in erklärten Worten von vns begehret / ist klar vnd leicht zuvernehmen. Nemblich daß wir nicht böses mit bösem vergelten / sondern das Vbel ertragen / wann wir vnrechtleiden / vnd solches vmbs Gewissens willen. Das wird für grosse Gnade gehalten werden / das erfordert vnser Beruff / dazu ziehet vns das Exempel vnsers Erlösers Christi. Die Meynung ist klar / aber in die Vbung läßts sich so bald nicht bringen Mancher weiß nicht wie er sich verhalten soll / wann er an Ehr vnd Gut vnbillig angegriffen wird / vnd wenn ers noch weiß / wie er sich verhalten soll / fällts jhm doch schwer zu üben. Dann so ein Stuck deß Christenthumbs ist / dem sich das Fleisch wiedersetzet / so ist es freylich das. Dennoch so mustu wissen / was dir als einem Christen wol anstehet. So wisset nun vorauß / so jhr Christen seyt / daß jhr ohn Ver- herdeloß. Da gehet ein jeglicher nach seinem Sinn. Wie weiter er laufft / wie mehr er verirret / vnd wann er meynet er habe zum besten gerennet / so laufft er dem höllischen Wolff / dem Teuffel in den Rachen. Im Schaafstall Christi haben wir besser Glück. Der Erlöser JEsus Christus weidet vns mit seinem Wort / daß wir an geistlicher Wollust satt vnnd fett werden. Die hungerig vnd durstig seyn nach der Gerechtigkeit / werden nicht allein gesättiget / sondern finden auch Lust für jhre Seelen. So hat auch dieser Hirt gute Auffsicht / daß wir nicht verirren / vnd dem höllischen Wolff in den Rachen lauffen. Entziehen wir vns nicht muthwillig von jhm / wird vns kein Teuffel können von jhm reissen. Der Hüter Israel schläfft noch schlummert nicht. Diß ist nun die erste vnd vornembste Vrsach / warumb Christus gelitten / nemblich daß er vns erlösete von vnsern Sünden / auff daß wir könten der Gerechtigkeit leben. Vnter dessen so hat er vns zugleich damit ein Exempel hinterlassen / das hält vns Petrus für / damit wir vns nicht beschweren so wir vnschuldig leiden / vnd doch gedultig ertragen müssen. Was nun der heilige Geist in erklärten Worten von vns begehret / ist klar vnd leicht zuvernehmen. Nemblich daß wir nicht böses mit bösem vergelten / sondern das Vbel ertragen / wann wir vnrechtleiden / vnd solches vmbs Gewissens willen. Das wird für grosse Gnade gehalten werden / das erfordert vnser Beruff / dazu ziehet vns das Exempel vnsers Erlösers Christi. Die Meynung ist klar / aber in die Vbung läßts sich so bald nicht bringen Mancher weiß nicht wie er sich verhalten soll / wann er an Ehr vnd Gut vnbillig angegriffen wird / vnd wenn ers noch weiß / wie er sich verhalten soll / fällts jhm doch schwer zu üben. Dann so ein Stuck deß Christenthumbs ist / dem sich das Fleisch wiedersetzet / so ist es freylich das. Dennoch so mustu wissen / was dir als einem Christen wol anstehet. So wisset nun vorauß / so jhr Christen seyt / daß jhr ohn Ver- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0720" n="700"/> herdeloß. Da gehet ein jeglicher nach seinem Sinn. Wie weiter er laufft / wie mehr er verirret / vnd wann er meynet er habe zum besten gerennet / so laufft er dem höllischen Wolff / dem Teuffel in den Rachen. Im Schaafstall Christi haben wir besser Glück. Der Erlöser JEsus Christus weidet vns mit seinem Wort / daß wir an geistlicher Wollust satt vnnd fett werden. Die hungerig vnd durstig seyn nach der Gerechtigkeit / werden nicht allein gesättiget / sondern finden auch Lust für jhre Seelen. So hat auch dieser Hirt gute Auffsicht / daß wir nicht verirren / vnd dem höllischen Wolff in den Rachen lauffen. Entziehen wir vns nicht muthwillig von jhm / wird vns kein Teuffel können von jhm reissen. Der Hüter Israel schläfft noch schlummert nicht.</p> <p>Diß ist nun die erste vnd vornembste Vrsach / warumb Christus gelitten / nemblich daß er vns erlösete von vnsern Sünden / auff daß wir könten der Gerechtigkeit leben. Vnter dessen so hat er vns zugleich damit ein Exempel hinterlassen / das hält vns Petrus für / damit wir vns nicht beschweren so wir vnschuldig leiden / vnd doch gedultig ertragen müssen.</p> <p>Was nun der heilige Geist in erklärten Worten von vns begehret / ist klar vnd leicht zuvernehmen. Nemblich daß wir nicht böses mit bösem vergelten / sondern das Vbel ertragen / wann wir vnrechtleiden / vnd solches vmbs Gewissens willen. Das wird für grosse Gnade gehalten werden / das erfordert vnser Beruff / dazu ziehet vns das Exempel vnsers Erlösers Christi.</p> <p>Die Meynung ist klar / aber in die Vbung läßts sich so bald nicht bringen Mancher weiß nicht wie er sich verhalten soll / wann er an Ehr vnd Gut vnbillig angegriffen wird / vnd wenn ers noch weiß / wie er sich verhalten soll / fällts jhm doch schwer zu üben. Dann so ein Stuck deß Christenthumbs ist / dem sich das Fleisch wiedersetzet / so ist es freylich das. Dennoch so mustu wissen / was dir als einem Christen wol anstehet.</p> <p>So wisset nun vorauß / so jhr Christen seyt / daß jhr ohn Ver- </p> </div> </body> </text> </TEI> [700/0720]
herdeloß. Da gehet ein jeglicher nach seinem Sinn. Wie weiter er laufft / wie mehr er verirret / vnd wann er meynet er habe zum besten gerennet / so laufft er dem höllischen Wolff / dem Teuffel in den Rachen. Im Schaafstall Christi haben wir besser Glück. Der Erlöser JEsus Christus weidet vns mit seinem Wort / daß wir an geistlicher Wollust satt vnnd fett werden. Die hungerig vnd durstig seyn nach der Gerechtigkeit / werden nicht allein gesättiget / sondern finden auch Lust für jhre Seelen. So hat auch dieser Hirt gute Auffsicht / daß wir nicht verirren / vnd dem höllischen Wolff in den Rachen lauffen. Entziehen wir vns nicht muthwillig von jhm / wird vns kein Teuffel können von jhm reissen. Der Hüter Israel schläfft noch schlummert nicht.
Diß ist nun die erste vnd vornembste Vrsach / warumb Christus gelitten / nemblich daß er vns erlösete von vnsern Sünden / auff daß wir könten der Gerechtigkeit leben. Vnter dessen so hat er vns zugleich damit ein Exempel hinterlassen / das hält vns Petrus für / damit wir vns nicht beschweren so wir vnschuldig leiden / vnd doch gedultig ertragen müssen.
Was nun der heilige Geist in erklärten Worten von vns begehret / ist klar vnd leicht zuvernehmen. Nemblich daß wir nicht böses mit bösem vergelten / sondern das Vbel ertragen / wann wir vnrechtleiden / vnd solches vmbs Gewissens willen. Das wird für grosse Gnade gehalten werden / das erfordert vnser Beruff / dazu ziehet vns das Exempel vnsers Erlösers Christi.
Die Meynung ist klar / aber in die Vbung läßts sich so bald nicht bringen Mancher weiß nicht wie er sich verhalten soll / wann er an Ehr vnd Gut vnbillig angegriffen wird / vnd wenn ers noch weiß / wie er sich verhalten soll / fällts jhm doch schwer zu üben. Dann so ein Stuck deß Christenthumbs ist / dem sich das Fleisch wiedersetzet / so ist es freylich das. Dennoch so mustu wissen / was dir als einem Christen wol anstehet.
So wisset nun vorauß / so jhr Christen seyt / daß jhr ohn Ver-
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/720>, abgerufen am 28.07.2024. |