Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Todtschlag mag wol offenbar seyn / die Busse aber oder Heucheley deß Hertzens wird von Menschen nicht ersehen. Wer weiß wie dem andern bey seinem schweren Fall zu muthe ist? Auch ists vergönnet / wann Zuhörer sehen / wie Lehrer in Lehr vnd Leben nicht recht einher gehen / daß sie darüber klagen / doch daß es geschehe in der Furcht Gottes / nach Gottes Wort / vnd daß man keine Ergetzligkeit dabey suche. Gleichfalls soll man gute Wercke loben / wie geschrieben stehet / Lasset ewer Liecht leuchten für den MenschenMatth. 5, 16 / daß sie ewre gute Wercke sehen / vnd ewren Vatter im Himmel preisen. Auch mag man einen Stand / eine Gabe oder ein Werck höher achten / als ein anders / nach dem es mehr oder weiniger Nutzen schaffet; so man aber vmb den äusserlichen Schein oder Nutzen eine Gabe vnd ein Werck für GOtt thewer vnd werther achtet / thut man zu viel / da alles wird nach dem Hertzen gerichtet. Denn bey GOtt galt so viel / wenn ein Weib einen Scherff in den Gotteskasten wirfft / oder Christo die Füsse waschet / als wann Salomo einen Tempel bawet. Derwegen kan ein Zuhörer mit seinem zuhören bey Gott so viel gelten / als ein Prediger mit seinem predigen. Denn wer weiß / wer das reineste Hertz herzu bringet. So wann man auch vmb eines guten Wercks willen einen rechtfertiget / vnd andern vorziehet / auch wol andere verachtet / ist eben wol vnrecht. Die Schrifft saget / Wer sich erhöhet / soll erniedriget werden / wer sich erniedriget / soll erhöhet werden. Nun ist mancher Mensch nach dem äusserlichen Ansehen demütig / bey einem anderen findet man also im Schein die Demuth nicht. Wiltu denn die äusserliche Demuth loben / so kanstus thun; aber hüte dich / daß du es nicht also erhebest / daß der ander darüber nichtes gelte. Also auch / wann einer bey seiner Frömmigkeit eingezogen ist / ein ander aber geselliger / da magstu den eingezogenen loben / aber nicht den anderen verwerffen. Lutherus saget über diese Epistel: Nach dem äusserlichen Ansehen richten / ist Eyer urtheilen nach den Schalen ohne dotter vnd weiß. Hier ist nun das beste / wer zu richten nicht gesetzet ist / der Todtschlag mag wol offenbar seyn / die Busse aber oder Heucheley deß Hertzens wird von Menschen nicht ersehen. Wer weiß wie dem andern bey seinem schweren Fall zu muthe ist? Auch ists vergönnet / wann Zuhörer sehen / wie Lehrer in Lehr vnd Leben nicht recht einher gehen / daß sie darüber klagen / doch daß es geschehe in der Furcht Gottes / nach Gottes Wort / vnd daß man keine Ergetzligkeit dabey suche. Gleichfalls soll man gute Wercke loben / wie geschrieben stehet / Lasset ewer Liecht leuchten für den MenschenMatth. 5, 16 / daß sie ewre gute Wercke sehen / vnd ewren Vatter im Himmel preisen. Auch mag man einen Stand / eine Gabe oder ein Werck höher achten / als ein anders / nach dem es mehr oder weiniger Nutzen schaffet; so man aber vmb den äusserlichen Schein oder Nutzen eine Gabe vnd ein Werck für GOtt thewer vnd werther achtet / thut man zu viel / da alles wird nach dem Hertzen gerichtet. Denn bey GOtt galt so viel / wenn ein Weib einen Scherff in den Gotteskasten wirfft / oder Christo die Füsse waschet / als wann Salomo einen Tempel bawet. Derwegen kan ein Zuhörer mit seinem zuhören bey Gott so viel gelten / als ein Prediger mit seinem predigen. Deñ wer weiß / wer das reineste Hertz herzu bringet. So wann man auch vmb eines guten Wercks willen einen rechtfertiget / vnd andern vorziehet / auch wol andere verachtet / ist eben wol vnrecht. Die Schrifft saget / Wer sich erhöhet / soll erniedriget werden / wer sich erniedriget / soll erhöhet werden. Nun ist mancher Mensch nach dem äusserlichen Ansehen demütig / bey einem anderen findet man also im Schein die Demuth nicht. Wiltu denn die äusserliche Demuth loben / so kanstus thun; aber hüte dich / daß du es nicht also erhebest / daß der ander darüber nichtes gelte. Also auch / wann einer bey seiner Frömmigkeit eingezogen ist / ein ander aber geselliger / da magstu den eingezogenen loben / aber nicht den anderen verwerffen. Lutherus saget über diese Epistel: Nach dem äusserlichen Ansehen richten / ist Eyer urtheilen nach den Schalen ohne dotter vnd weiß. Hier ist nun das beste / wer zu richten nicht gesetzet ist / der <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0069" n="49"/> Todtschlag mag wol offenbar seyn / die Busse aber oder Heucheley deß Hertzens wird von Menschen nicht ersehen. Wer weiß wie dem andern bey seinem schweren Fall zu muthe ist? 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Derwegen kan ein Zuhörer mit seinem zuhören bey Gott so viel gelten / als ein Prediger mit seinem predigen. Deñ wer weiß / wer das reineste Hertz herzu bringet. So wann man auch vmb eines guten Wercks willen einen rechtfertiget / vnd andern vorziehet / auch wol andere verachtet / ist eben wol vnrecht. Die Schrifft saget / Wer sich erhöhet / soll erniedriget werden / wer sich erniedriget / soll erhöhet werden. Nun ist mancher Mensch nach dem äusserlichen Ansehen demütig / bey einem anderen findet man also im Schein die Demuth nicht. Wiltu denn die äusserliche Demuth loben / so kanstus thun; aber hüte dich / daß du es nicht also erhebest / daß der ander darüber nichtes gelte. Also auch / wann einer bey seiner Frömmigkeit eingezogen ist / ein ander aber geselliger / da magstu den eingezogenen loben / aber nicht den anderen verwerffen. 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Todtschlag mag wol offenbar seyn / die Busse aber oder Heucheley deß Hertzens wird von Menschen nicht ersehen. Wer weiß wie dem andern bey seinem schweren Fall zu muthe ist? Auch ists vergönnet / wann Zuhörer sehen / wie Lehrer in Lehr vnd Leben nicht recht einher gehen / daß sie darüber klagen / doch daß es geschehe in der Furcht Gottes / nach Gottes Wort / vnd daß man keine Ergetzligkeit dabey suche. Gleichfalls soll man gute Wercke loben / wie geschrieben stehet / Lasset ewer Liecht leuchten für den Menschen / daß sie ewre gute Wercke sehen / vnd ewren Vatter im Himmel preisen. Auch mag man einen Stand / eine Gabe oder ein Werck höher achten / als ein anders / nach dem es mehr oder weiniger Nutzen schaffet; so man aber vmb den äusserlichen Schein oder Nutzen eine Gabe vnd ein Werck für GOtt thewer vnd werther achtet / thut man zu viel / da alles wird nach dem Hertzen gerichtet. Denn bey GOtt galt so viel / wenn ein Weib einen Scherff in den Gotteskasten wirfft / oder Christo die Füsse waschet / als wann Salomo einen Tempel bawet. Derwegen kan ein Zuhörer mit seinem zuhören bey Gott so viel gelten / als ein Prediger mit seinem predigen. Deñ wer weiß / wer das reineste Hertz herzu bringet. So wann man auch vmb eines guten Wercks willen einen rechtfertiget / vnd andern vorziehet / auch wol andere verachtet / ist eben wol vnrecht. Die Schrifft saget / Wer sich erhöhet / soll erniedriget werden / wer sich erniedriget / soll erhöhet werden. Nun ist mancher Mensch nach dem äusserlichen Ansehen demütig / bey einem anderen findet man also im Schein die Demuth nicht. Wiltu denn die äusserliche Demuth loben / so kanstus thun; aber hüte dich / daß du es nicht also erhebest / daß der ander darüber nichtes gelte. Also auch / wann einer bey seiner Frömmigkeit eingezogen ist / ein ander aber geselliger / da magstu den eingezogenen loben / aber nicht den anderen verwerffen. Lutherus saget über diese Epistel: Nach dem äusserlichen Ansehen richten / ist Eyer urtheilen nach den Schalen ohne dotter vnd weiß.
Matth. 5, 16 Hier ist nun das beste / wer zu richten nicht gesetzet ist / der
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/69>, abgerufen am 03.07.2024. |