Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.annehmen / wie Christus hatte / damit wir auch durch Demuth vnd Niedrigkeit zur Himlischen Hoheit gezogen werden. Damit ist vns nun gegeben ein fein deutlicher Vnterricht / von der Erniedrigung vnd Erhöhung vnsers Heylandes JEsu Christi / welches wir zur Lehr fassen sollen. Bey der Erniedrigung Christi ist einem Einfaltigen zweyerley insonderheit zu wissen / Erstlich / nach welcher Natur Christus erniedriget sey; Zum andern / worin die Erniedrigung bestehe. Wann man fraget / nach welcher Natur ist Christus erniedriget? Ist dar auff zu antworten / nach seiner menschlichen Natur. Dann die Göttliche Natur kan nicht erniedriget werden. Darumb hie in acht zu nehmen ist / daß die Erniedrigung eigentlich nicht bestehe in der Menschwerdung des Sohns GOttes / als wann dadurch die Gottheit in dem Sohn were geringer geworden. Dann auch nun Christus zur Rechten GOTtes erhöhet ist / er sein Fleisch bey sich hat / so wol als da er auff Erden herumb gewallet / das hält man aber nicht für eine Erniedrigung. Fragt man dann weiter / worin bestehet die Erniedrigung Christi? So ist die Antwort / die Erniedrigung Christi bestehet darin / daß er sich seiner Göttlichen Gestalt geeussert / vnd Knechtische Gestalt angenommen. Gehöret also zweyerley dazu. Erstlich die Enteusserung / dessen das er hatte / daß er sich seiner habenden Göttlichen Hoheit nicht hat angenommen / vnnd wie ein GOTT alles allenthalben regiret. Zum andern / die Annemung dessen / daß er von recht vnnd Natur nicht solte haben / in dem er Knechtische Gestalt angenommen / vnd in Armut / Schwachheit vnd Schmache herein gegangen / biß an den Todt deß Creutzes. Bey der Erhöhung Christi ist gleichfals zweyerley zu wissen / erstlich / nach welcher Natur Christus erhöhet; Zum andern / worin die Erhöhung bestehet. Fragt man dann; nach welcher Natur ist Christus erhaben? Ist die Antwort / nach der menschlichen Natur / in welcher er auch erniedriget ist. Fragt man: Worin bestehet die Erhöhung' Ist die Antwort: Darin bestehet die Erhö- annehmen / wie Christus hatte / damit wir auch durch Demuth vnd Niedrigkeit zur Himlischen Hoheit gezogen werden. Damit ist vns nun gegeben ein fein deutlicher Vnterricht / von der Erniedrigung vnd Erhöhung vnsers Heylandes JEsu Christi / welches wir zur Lehr fassen sollen. Bey der Erniedrigung Christi ist einem Einfaltigen zweyerley insonderheit zu wissen / Erstlich / nach welcher Natur Christus erniedriget sey; Zum andern / worin die Erniedrigung bestehe. Wann man fraget / nach welcher Natur ist Christus erniedriget? Ist dar auff zu antworten / nach seiner menschlichen Natur. Dann die Göttliche Natur kan nicht erniedriget werden. Darumb hie in acht zu nehmen ist / daß die Erniedrigung eigentlich nicht bestehe in der Menschwerdung des Sohns GOttes / als wann dadurch die Gottheit in dem Sohn were geringer geworden. Dañ auch nun Christus zur Rechten GOTtes erhöhet ist / er sein Fleisch bey sich hat / so wol als da er auff Erden herumb gewallet / das hält man aber nicht für eine Erniedrigung. Fragt man dann weiter / worin bestehet die Erniedrigung Christi? So ist die Antwort / die Erniedrigung Christi bestehet darin / daß er sich seiner Göttlichen Gestalt geeussert / vnd Knechtische Gestalt angenommen. Gehöret also zweyerley dazu. Erstlich die Enteusserung / dessen das er hatte / daß er sich seiner habenden Göttlichen Hoheit nicht hat angenommen / vnnd wie ein GOTT alles allenthalben regiret. Zum andern / die Annemung dessen / daß er von recht vnnd Natur nicht solte haben / in dem er Knechtische Gestalt angenommen / vnd in Armut / Schwachheit vnd Schmache herein gegangen / biß an den Todt deß Creutzes. Bey der Erhöhung Christi ist gleichfals zweyerley zu wissen / erstlich / nach welcher Natur Christus erhöhet; Zum andern / worin die Erhöhung bestehet. Fragt man dann; nach welcher Natur ist Christus erhaben? Ist die Antwort / nach der menschlichen Natur / in welcher er auch erniedriget ist. Fragt man: Worin bestehet die Erhöhung’ Ist die Antwort: Darin bestehet die Erhö- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0582" n="562"/> annehmen / wie Christus hatte / damit wir auch durch Demuth vnd Niedrigkeit zur Himlischen Hoheit gezogen werden.</p> <note place="left">Ulus 1. Didacticus.</note> <p>Damit ist vns nun gegeben ein fein deutlicher Vnterricht / von der Erniedrigung vnd Erhöhung vnsers Heylandes JEsu Christi / welches wir zur Lehr fassen sollen. Bey der Erniedrigung Christi ist einem Einfaltigen zweyerley insonderheit zu wissen / Erstlich / nach welcher Natur Christus erniedriget sey; Zum andern / worin die Erniedrigung bestehe. Wann man fraget / nach welcher Natur ist Christus erniedriget? Ist dar auff zu antworten / nach seiner menschlichen Natur. Dann die Göttliche Natur kan nicht erniedriget werden. Darumb hie in acht zu nehmen ist / daß die Erniedrigung eigentlich nicht bestehe in der Menschwerdung des Sohns GOttes / als wann dadurch die Gottheit in dem Sohn were geringer geworden. Dañ auch nun Christus zur Rechten GOTtes erhöhet ist / er sein Fleisch bey sich hat / so wol als da er auff Erden herumb gewallet / das hält man aber nicht für eine Erniedrigung. Fragt man dann weiter / worin bestehet die Erniedrigung Christi? So ist die Antwort / die Erniedrigung Christi bestehet darin / daß er sich seiner Göttlichen Gestalt geeussert / vnd Knechtische Gestalt angenommen. Gehöret also zweyerley dazu. 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annehmen / wie Christus hatte / damit wir auch durch Demuth vnd Niedrigkeit zur Himlischen Hoheit gezogen werden.
Damit ist vns nun gegeben ein fein deutlicher Vnterricht / von der Erniedrigung vnd Erhöhung vnsers Heylandes JEsu Christi / welches wir zur Lehr fassen sollen. Bey der Erniedrigung Christi ist einem Einfaltigen zweyerley insonderheit zu wissen / Erstlich / nach welcher Natur Christus erniedriget sey; Zum andern / worin die Erniedrigung bestehe. Wann man fraget / nach welcher Natur ist Christus erniedriget? Ist dar auff zu antworten / nach seiner menschlichen Natur. Dann die Göttliche Natur kan nicht erniedriget werden. Darumb hie in acht zu nehmen ist / daß die Erniedrigung eigentlich nicht bestehe in der Menschwerdung des Sohns GOttes / als wann dadurch die Gottheit in dem Sohn were geringer geworden. Dañ auch nun Christus zur Rechten GOTtes erhöhet ist / er sein Fleisch bey sich hat / so wol als da er auff Erden herumb gewallet / das hält man aber nicht für eine Erniedrigung. Fragt man dann weiter / worin bestehet die Erniedrigung Christi? So ist die Antwort / die Erniedrigung Christi bestehet darin / daß er sich seiner Göttlichen Gestalt geeussert / vnd Knechtische Gestalt angenommen. Gehöret also zweyerley dazu. Erstlich die Enteusserung / dessen das er hatte / daß er sich seiner habenden Göttlichen Hoheit nicht hat angenommen / vnnd wie ein GOTT alles allenthalben regiret. Zum andern / die Annemung dessen / daß er von recht vnnd Natur nicht solte haben / in dem er Knechtische Gestalt angenommen / vnd in Armut / Schwachheit vnd Schmache herein gegangen / biß an den Todt deß Creutzes.
Bey der Erhöhung Christi ist gleichfals zweyerley zu wissen / erstlich / nach welcher Natur Christus erhöhet; Zum andern / worin die Erhöhung bestehet. Fragt man dann; nach welcher Natur ist Christus erhaben? Ist die Antwort / nach der menschlichen Natur / in welcher er auch erniedriget ist. Fragt man: Worin bestehet die Erhöhung’ Ist die Antwort: Darin bestehet die Erhö-
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