Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

achtet sich deß Trostes vnwürdig / suchet nur / wie die Angst jhres Hertzens möge grösser werden; vnd doch begegnet jhr der gütige GOtt mit lauter Hertzenstrost. Das macht die Erlösung Jesu Christi / die wir haben in seinem Blut.

O wie werth muß die Seele GOTT seyn / die so thewr erkaufft ist! Was hat doch GOtt an den Menschen gesehen / daß er sich so hoch derselben angenommen? O das über auß grosse Lösegeld! O vnaußsprechliche Barmhertzigkeit. Im Alten Testament Lev. 16, 5.ist diese Barmhertzigkeit fürgebildet in zween Ziegenböcken / die nach Gottes Ordnung alle Jahr einmal haben müssen für den HERRN gestellet werden. Vber diese zween Böcke hat man müssen das Loß werffen / ein Loß dem HERRN / vnd das ander dem lebendigen Bock. Auff welchen Bock deß HERRN Loß gefallen / hat müssen zum Sündopffer geopffert werden; auff welchen aber das Loß deß ledigen gefallen / denselben hat der Hohepriester lebendig für den HERRN gestellet / daß er jhn versöhne / vnd ledig in die Wüsten gelassen würde. Das zeiget / was der höchste GOtt in seinem ewigen Rath mit den Menschen fürgenommen. Da hat er auff einer seiten gestellet das menschliche Geschlecht / das in Sünd vnd Verdamnüß gefallen war. Auff der andern seiten hat er jhm fürgestellet seinen eingebornen Sohn / vnd nach seiner vnendlichen Weißheit wol ersehen / daß der allein den verdampten Menschen helffen könte. Da musts einen treffen / entweder der Sohn Gottes muste herab / vnd für die Menschen sterben; oder alle Menschen müsten im Todt verlohren seyn ewiglich. Sihe / was die Barmhertzigkeit Gottes thut! Das Loß deß HERRN fällt auff den Sohn. Ehe der barmhertzige GOtt sein Geschöpff wolt lassen gar verderben / hat er von Ewigkeit den Schluß gemacht / seines Sohns nicht zu schonen / sondern für vns alle dahin zu geben. Wer kan die grosse Liebe vnd Güte vnsers Gottes gnug betrachten?

2. Ad informationem.

Es fassen aber die Einfältigen hie wol den Grund jhrer Seligkeit. Es darff vor erst kein Sünder zweiffeln / ob GOtt auch

achtet sich deß Trostes vnwürdig / suchet nur / wie die Angst jhres Hertzens möge grösser werden; vnd doch begegnet jhr der gütige GOtt mit lauter Hertzenstrost. Das macht die Erlösung Jesu Christi / die wir haben in seinem Blut.

O wie werth muß die Seele GOTT seyn / die so thewr erkaufft ist! Was hat doch GOtt an den Menschen gesehen / daß er sich so hoch derselben angenommen? O das über auß grosse Lösegeld! O vnaußsprechliche Barmhertzigkeit. Im Alten Testament Lev. 16, 5.ist diese Barmhertzigkeit fürgebildet in zween Ziegenböcken / die nach Gottes Ordnung alle Jahr einmal haben müssen für den HERRN gestellet werden. Vber diese zween Böcke hat man müssen das Loß werffen / ein Loß dem HERRN / vnd das ander dem lebendigen Bock. Auff welchen Bock deß HERRN Loß gefallen / hat müssen zum Sündopffer geopffert werden; auff welchen aber das Loß deß ledigen gefallen / denselben hat der Hohepriester lebendig für den HERRN gestellet / daß er jhn versöhne / vnd ledig in die Wüsten gelassen würde. Das zeiget / was der höchste GOtt in seinem ewigen Rath mit den Menschen fürgenommen. Da hat er auff einer seiten gestellet das menschliche Geschlecht / das in Sünd vnd Verdamnüß gefallen war. Auff der andern seiten hat er jhm fürgestellet seinen eingebornen Sohn / vnd nach seiner vnendlichen Weißheit wol ersehen / daß der allein den verdampten Menschen helffen könte. Da musts einen treffen / entweder der Sohn Gottes muste herab / vnd für die Menschen sterben; oder alle Menschen müsten im Todt verlohren seyn ewiglich. Sihe / was die Barmhertzigkeit Gottes thut! Das Loß deß HERRN fällt auff den Sohn. Ehe der barmhertzige GOtt sein Geschöpff wolt lassen gar verderben / hat er von Ewigkeit den Schluß gemacht / seines Sohns nicht zu schonen / sondern für vns alle dahin zu geben. Wer kan die grosse Liebe vnd Güte vnsers Gottes gnug betrachten?

2. Ad informationem.

Es fassen aber die Einfältigen hie wol den Grund jhrer Seligkeit. Es darff vor erst kein Sünder zweiffeln / ob GOtt auch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0562" n="542"/>
achtet sich deß Trostes vnwürdig / suchet nur / wie die Angst jhres Hertzens                      möge grösser werden; vnd doch begegnet jhr der gütige GOtt mit lauter                      Hertzenstrost. Das macht die Erlösung Jesu Christi / die wir haben in seinem                      Blut.</p>
        <p>O wie werth muß die Seele GOTT seyn / die so thewr erkaufft ist! Was hat doch                      GOtt an den Menschen gesehen / daß er sich so hoch derselben angenommen? O das                      über auß grosse Lösegeld! O vnaußsprechliche Barmhertzigkeit. Im Alten Testament                          <note place="left">Lev. 16, 5.</note>ist diese Barmhertzigkeit                      fürgebildet in zween Ziegenböcken / die nach Gottes Ordnung alle Jahr einmal                      haben müssen für den HERRN gestellet werden. Vber diese zween Böcke hat man                      müssen das Loß werffen / ein Loß dem HERRN / vnd das ander dem lebendigen Bock.                      Auff welchen Bock deß HERRN Loß gefallen / hat müssen zum Sündopffer geopffert                      werden; auff welchen aber das Loß deß ledigen gefallen / denselben hat der                      Hohepriester lebendig für den HERRN gestellet / daß er jhn versöhne / vnd ledig                      in die Wüsten gelassen würde. Das zeiget / was der höchste GOtt in seinem ewigen                      Rath mit den Menschen fürgenommen. Da hat er auff einer seiten gestellet das                      menschliche Geschlecht / das in Sünd vnd Verdamnüß gefallen war. Auff der andern                      seiten hat er jhm fürgestellet seinen eingebornen Sohn / vnd nach seiner                      vnendlichen Weißheit wol ersehen / daß der allein den verdampten Menschen                      helffen könte. Da musts einen treffen / entweder der Sohn Gottes muste herab /                      vnd für die Menschen sterben; oder alle Menschen müsten im Todt verlohren seyn                      ewiglich. Sihe / was die Barmhertzigkeit Gottes thut! Das Loß deß HERRN fällt                      auff den Sohn. Ehe der barmhertzige GOtt sein Geschöpff wolt lassen gar                      verderben / hat er von Ewigkeit den Schluß gemacht / seines Sohns nicht zu                      schonen / sondern für vns alle dahin zu geben. Wer kan die grosse Liebe vnd Güte                      vnsers Gottes gnug betrachten?</p>
        <note place="left">2. Ad informationem.</note>
        <p>Es fassen aber die Einfältigen hie wol den Grund jhrer Seligkeit. Es darff vor                      erst kein Sünder zweiffeln / ob GOtt auch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[542/0562] achtet sich deß Trostes vnwürdig / suchet nur / wie die Angst jhres Hertzens möge grösser werden; vnd doch begegnet jhr der gütige GOtt mit lauter Hertzenstrost. Das macht die Erlösung Jesu Christi / die wir haben in seinem Blut. O wie werth muß die Seele GOTT seyn / die so thewr erkaufft ist! Was hat doch GOtt an den Menschen gesehen / daß er sich so hoch derselben angenommen? O das über auß grosse Lösegeld! O vnaußsprechliche Barmhertzigkeit. Im Alten Testament ist diese Barmhertzigkeit fürgebildet in zween Ziegenböcken / die nach Gottes Ordnung alle Jahr einmal haben müssen für den HERRN gestellet werden. Vber diese zween Böcke hat man müssen das Loß werffen / ein Loß dem HERRN / vnd das ander dem lebendigen Bock. Auff welchen Bock deß HERRN Loß gefallen / hat müssen zum Sündopffer geopffert werden; auff welchen aber das Loß deß ledigen gefallen / denselben hat der Hohepriester lebendig für den HERRN gestellet / daß er jhn versöhne / vnd ledig in die Wüsten gelassen würde. Das zeiget / was der höchste GOtt in seinem ewigen Rath mit den Menschen fürgenommen. Da hat er auff einer seiten gestellet das menschliche Geschlecht / das in Sünd vnd Verdamnüß gefallen war. Auff der andern seiten hat er jhm fürgestellet seinen eingebornen Sohn / vnd nach seiner vnendlichen Weißheit wol ersehen / daß der allein den verdampten Menschen helffen könte. Da musts einen treffen / entweder der Sohn Gottes muste herab / vnd für die Menschen sterben; oder alle Menschen müsten im Todt verlohren seyn ewiglich. Sihe / was die Barmhertzigkeit Gottes thut! Das Loß deß HERRN fällt auff den Sohn. Ehe der barmhertzige GOtt sein Geschöpff wolt lassen gar verderben / hat er von Ewigkeit den Schluß gemacht / seines Sohns nicht zu schonen / sondern für vns alle dahin zu geben. Wer kan die grosse Liebe vnd Güte vnsers Gottes gnug betrachten? Lev. 16, 5. Es fassen aber die Einfältigen hie wol den Grund jhrer Seligkeit. Es darff vor erst kein Sünder zweiffeln / ob GOtt auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/562
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/562>, abgerufen am 25.11.2024.