Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.vnser Seelenangst: Sihe / das ist das Lamb Gottes / daß der Welt Sünde träget. So antworten wir durch den Glauben: Ja / Vatter / das ist das Lamb Gottes / das meine Sünde trägt; vmb dessen willen sey mir gnädig. Solche Lehre sollen wir recht fassen / auch vmb Verführung willen. Denn ob wol / GOtt Lob / wir an diesem Ort für Juden vnd andern Feinden Friede haben / so möchte es doch geschehen / daß Verführer zu vns / oder wir zu jhnen kämen. Da ists ja noth / daß wir im Grunde vnsers Glaubens verwahret seyn. So hören wir auch von vielen Secten / die auff Christlich Leben gewaltig dringen. Das ist gut; aber ein Christ muß auff den Grund sehen / auß was Grunde das Christliche Leben von einem erfordert werde / ob wir auch auß der Freyheit gestossen werden. Ist dem also / so gilts nichts / wie schön es auch scheinet. Hat Abraham in Wercken eine Gerechtigkeit / vnd lebet für der Welt vnsträfflich; so hat er wol Ruhm / vnd wird billich für Menschen gelobet; aber damit hat er Rom. 4, 2.nicht Ruhm für GOtt / zun Römern am 4. Einer sehe sich für / ehrbarer Christlicher Wandel ist ja freylich gut / vnd hoch zu rühmen / aber die Freyheit für GOtt in vnserm Gewissen / wann wir Gerechtigkeit vnd Seligkeit suchen / muß damit vnverwirret bleiben. 2. Ad fiduciam & consolationen.Diß glaubige Erkäntnüß macht rechtschaffene Hoffnung vnd Zuversicht in der Todesnoth / vnd wann wir sonsten vmb der Sünde willen für Gottes Gericht gezogen werden. Denn wann mich da mein Gewissen überzeuget / ich sey fleischlich vnd der Sünden Rom. 7, 14. 18.ergeben / daß in meinem Fleisch nichts gutes wohne / daß ich viel böses begangen / viel gutes versäumet habe; so beruff ich mich auff die Erlösung Jesu Christi / vnd gedencke / ich sey meinenthalben wer ich will / ich sey gerecht oder vngerecht / heilig oder vnheilig / das soll mir hie nicht helffen / soll mir auch hie nicht schaden. Ein Sünder bin ich / groß genug / das weiß ich / doch stehe ich für dir / O heiliger Vatter / in der Gerechtigkeit Jesu Christi / nach deiner Verheissung. Da muß ich denn auch einen oder mehr Sprüche vnser Seelenangst: Sihe / das ist das Lamb Gottes / daß der Welt Sünde träget. So antworten wir durch den Glauben: Ja / Vatter / das ist das Lamb Gottes / das meine Sünde trägt; vmb dessen willen sey mir gnädig. Solche Lehre sollen wir recht fassen / auch vmb Verführung willen. Denn ob wol / GOtt Lob / wir an diesem Ort für Juden vnd andern Feinden Friede haben / so möchte es doch geschehen / daß Verführer zu vns / oder wir zu jhnen kämen. Da ists ja noth / daß wir im Grunde vnsers Glaubens verwahret seyn. So hören wir auch von vielen Secten / die auff Christlich Leben gewaltig dringen. Das ist gut; aber ein Christ muß auff den Grund sehen / auß was Grunde das Christliche Leben von einem erfordert werde / ob wir auch auß der Freyheit gestossen werden. Ist dem also / so gilts nichts / wie schön es auch scheinet. Hat Abraham in Wercken eine Gerechtigkeit / vnd lebet für der Welt vnsträfflich; so hat er wol Ruhm / vnd wird billich für Menschen gelobet; aber damit hat er Rom. 4, 2.nicht Ruhm für GOtt / zun Römern am 4. Einer sehe sich für / ehrbarer Christlicher Wandel ist ja freylich gut / vnd hoch zu rühmen / aber die Freyheit für GOtt in vnserm Gewissen / wann wir Gerechtigkeit vnd Seligkeit suchen / muß damit vnverwirret bleiben. 2. Ad fiduciam & cõsolationẽ.Diß glaubige Erkäntnüß macht rechtschaffene Hoffnung vnd Zuversicht in der Todesnoth / vnd wann wir sonsten vmb der Sünde willen für Gottes Gericht gezogen werden. Denn wann mich da mein Gewissen überzeuget / ich sey fleischlich vnd der Sünden Rom. 7, 14. 18.ergeben / daß in meinem Fleisch nichts gutes wohne / daß ich viel böses begangen / viel gutes versäumet habe; so beruff ich mich auff die Erlösung Jesu Christi / vnd gedencke / ich sey meinenthalben wer ich will / ich sey gerecht oder vngerecht / heilig oder vnheilig / das soll mir hie nicht helffen / soll mir auch hie nicht schaden. Ein Sünder bin ich / groß genug / das weiß ich / doch stehe ich für dir / O heiliger Vatter / in der Gerechtigkeit Jesu Christi / nach deiner Verheissung. Da muß ich denn auch einen oder mehr Sprüche <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0536" n="516"/> vnser Seelenangst: Sihe / das ist das Lamb Gottes / daß der Welt Sünde träget. So antworten wir durch den Glauben: Ja / Vatter / das ist das Lamb Gottes / das meine Sünde trägt; vmb dessen willen sey mir gnädig.</p> <p>Solche Lehre sollen wir recht fassen / auch vmb Verführung willen. Denn ob wol / GOtt Lob / wir an diesem Ort für Juden vnd andern Feinden Friede haben / so möchte es doch geschehen / daß Verführer zu vns / oder wir zu jhnen kämen. Da ists ja noth / daß wir im Grunde vnsers Glaubens verwahret seyn. So hören wir auch von vielen Secten / die auff Christlich Leben gewaltig dringen. Das ist gut; aber ein Christ muß auff den Grund sehen / auß was Grunde das Christliche Leben von einem erfordert werde / ob wir auch auß der Freyheit gestossen werden. Ist dem also / so gilts nichts / wie schön es auch scheinet. Hat Abraham in Wercken eine Gerechtigkeit / vnd lebet für der Welt vnsträfflich; so hat er wol Ruhm / vnd wird billich für Menschen gelobet; aber damit hat er <note place="left">Rom. 4, 2.</note>nicht Ruhm für GOtt / zun Römern am 4. Einer sehe sich für / ehrbarer Christlicher Wandel ist ja freylich gut / vnd hoch zu rühmen / aber die Freyheit für GOtt in vnserm Gewissen / wann wir Gerechtigkeit vnd Seligkeit suchen / muß damit vnverwirret bleiben.</p> <note place="left">2. Ad fiduciam & cõsolationẽ.</note> <p>Diß glaubige Erkäntnüß macht rechtschaffene Hoffnung vnd Zuversicht in der Todesnoth / vnd wann wir sonsten vmb der Sünde willen für Gottes Gericht gezogen werden. Denn wann mich da mein Gewissen überzeuget / ich sey fleischlich vnd der Sünden <note place="left">Rom. 7, 14. 18.</note>ergeben / daß in meinem Fleisch nichts gutes wohne / daß ich viel böses begangen / viel gutes versäumet habe; so beruff ich mich auff die Erlösung Jesu Christi / vnd gedencke / ich sey meinenthalben wer ich will / ich sey gerecht oder vngerecht / heilig oder vnheilig / das soll mir hie nicht helffen / soll mir auch hie nicht schaden. Ein Sünder bin ich / groß genug / das weiß ich / doch stehe ich für dir / O heiliger Vatter / in der Gerechtigkeit Jesu Christi / nach deiner Verheissung. Da muß ich denn auch einen oder mehr Sprüche </p> </div> </body> </text> </TEI> [516/0536]
vnser Seelenangst: Sihe / das ist das Lamb Gottes / daß der Welt Sünde träget. So antworten wir durch den Glauben: Ja / Vatter / das ist das Lamb Gottes / das meine Sünde trägt; vmb dessen willen sey mir gnädig.
Solche Lehre sollen wir recht fassen / auch vmb Verführung willen. Denn ob wol / GOtt Lob / wir an diesem Ort für Juden vnd andern Feinden Friede haben / so möchte es doch geschehen / daß Verführer zu vns / oder wir zu jhnen kämen. Da ists ja noth / daß wir im Grunde vnsers Glaubens verwahret seyn. So hören wir auch von vielen Secten / die auff Christlich Leben gewaltig dringen. Das ist gut; aber ein Christ muß auff den Grund sehen / auß was Grunde das Christliche Leben von einem erfordert werde / ob wir auch auß der Freyheit gestossen werden. Ist dem also / so gilts nichts / wie schön es auch scheinet. Hat Abraham in Wercken eine Gerechtigkeit / vnd lebet für der Welt vnsträfflich; so hat er wol Ruhm / vnd wird billich für Menschen gelobet; aber damit hat er nicht Ruhm für GOtt / zun Römern am 4. Einer sehe sich für / ehrbarer Christlicher Wandel ist ja freylich gut / vnd hoch zu rühmen / aber die Freyheit für GOtt in vnserm Gewissen / wann wir Gerechtigkeit vnd Seligkeit suchen / muß damit vnverwirret bleiben.
Rom. 4, 2. Diß glaubige Erkäntnüß macht rechtschaffene Hoffnung vnd Zuversicht in der Todesnoth / vnd wann wir sonsten vmb der Sünde willen für Gottes Gericht gezogen werden. Denn wann mich da mein Gewissen überzeuget / ich sey fleischlich vnd der Sünden ergeben / daß in meinem Fleisch nichts gutes wohne / daß ich viel böses begangen / viel gutes versäumet habe; so beruff ich mich auff die Erlösung Jesu Christi / vnd gedencke / ich sey meinenthalben wer ich will / ich sey gerecht oder vngerecht / heilig oder vnheilig / das soll mir hie nicht helffen / soll mir auch hie nicht schaden. Ein Sünder bin ich / groß genug / das weiß ich / doch stehe ich für dir / O heiliger Vatter / in der Gerechtigkeit Jesu Christi / nach deiner Verheissung. Da muß ich denn auch einen oder mehr Sprüche
Rom. 7, 14. 18.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/536 |
Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/536>, abgerufen am 28.07.2024. |