Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.hat in der Gnade Christi / abwenden lasset auff ein ander Evangelium. Die Sache war diese. Viele von den Juden waren in jhrem Gewissen überzeuget / daß JESVS von Nazareth / der geereutzigter / wäre der Gesalbter deß HERRN / doch wolten sie von Mosaischer Art nicht ablassen; giengen hin vnd wieder / wo Paulus eine Kirche gepflantzet hatte / vnd überredeten die newgepflantzten Christen / sie müsten neben der Bekäntnüß Christi auch Moses Weise vnd Gesetz annehmen / wo sie anders wolten selig werden. Beredeten viel; denn Moses könte ja keinen falschen Gottesdienst verkündiget haben. Damit muste der alte Paulus zurück stehen / vnd nicht mehr so viel gelten / wie vorhin. Also gehets noch offt: Ein Löffel / so lang er new / ist noch wol lieb / wird er alt / so tritt man jhn in Koth. Merck aber die Vrsach / warumb Paulus über die Galater also sehr eiffert. Sie waren nicht Hurer / Ehebrecher oder Zäncker / wie die zu Corintho / sondern allein wolten sie die Gerechtigkeit für GOtt nicht allein in Christo / sondern auch im Gesetz suchen; das achtet Paulus so hoch / daß er auch saget: O jhr vnverständige GalaterGal. 3, 1. / wer hat euch bezaubert / daß jhr der Warheit nicht gehorchet? Welchen Christus Jesus für die Augen gemahlet war / vnd jetzt vnter euch gecreutziget ist. Solchem Irrthumb widersetzt sich der Apostel Paulus inApplicatio. dieser Epistel / an die Galater geschrieben / mit vielen Gründen; vnd in gegenwärtiger Lection führet er vns auff ein Fürbilde von einer zweyfachen Geburt Abrahams / welches er auß Mose nimpt / vnd zeiget darin / wie dieselben / so in dem Gesetz Ruhm vnd Gerechtigkeit für GOtt suchen / nicht können Gottes Erben seyn. Da sollen wir nicht gedencken / das gehet mich nicht an / ist nur eine Streitsache / ist mir zu hoch. Nein / es trifft den Grund deiner Sehligkeit. Denn das sollstu wissen / wann du glaubig geworden bist / so sicht dich der Satan an / nicht allein zur Lincken / durch die hat in der Gnade Christi / abwenden lasset auff ein ander Evangelium. Die Sache war diese. Viele von den Juden waren in jhrem Gewissen überzeuget / daß JESVS von Nazareth / der geereutzigter / wäre der Gesalbter deß HERRN / doch wolten sie von Mosaischer Art nicht ablassen; giengen hin vnd wieder / wo Paulus eine Kirche gepflantzet hatte / vnd überredeten die newgepflantzten Christen / sie müsten neben der Bekäntnüß Christi auch Moses Weise vnd Gesetz annehmen / wo sie anders wolten selig werden. Beredeten viel; denn Moses könte ja keinen falschen Gottesdienst verkündiget haben. Damit muste der alte Paulus zurück stehen / vnd nicht mehr so viel gelten / wie vorhin. Also gehets noch offt: Ein Löffel / so lang er new / ist noch wol lieb / wird er alt / so tritt man jhn in Koth. Merck aber die Vrsach / warumb Paulus über die Galater also sehr eiffert. Sie waren nicht Hurer / Ehebrecher oder Zäncker / wie die zu Corintho / sondern allein wolten sie die Gerechtigkeit für GOtt nicht allein in Christo / sondern auch im Gesetz suchen; das achtet Paulus so hoch / daß er auch saget: O jhr vnverständige GalaterGal. 3, 1. / wer hat euch bezaubert / daß jhr der Warheit nicht gehorchet? Welchen Christus Jesus für die Augen gemahlet war / vnd jetzt vnter euch gecreutziget ist. Solchem Irrthumb widersetzt sich der Apostel Paulus inApplicatio. dieser Epistel / an die Galater geschrieben / mit vielen Gründen; vnd in gegenwärtiger Lection führet er vns auff ein Fürbilde von einer zweyfachen Geburt Abrahams / welches er auß Mose nimpt / vnd zeiget darin / wie dieselben / so in dem Gesetz Ruhm vnd Gerechtigkeit für GOtt suchen / nicht können Gottes Erben seyn. Da sollen wir nicht gedencken / das gehet mich nicht an / ist nur eine Streitsache / ist mir zu hoch. Nein / es trifft den Grund deiner Sehligkeit. Denn das sollstu wissen / wann du glaubig geworden bist / so sicht dich der Satan an / nicht allein zur Lincken / durch die <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0525" n="505"/> hat in der Gnade Christi / abwenden lasset auff ein ander Evangelium. Die Sache war diese. Viele von den Juden waren in jhrem Gewissen überzeuget / daß JESVS von Nazareth / der geereutzigter / wäre der Gesalbter deß HERRN / doch wolten sie von Mosaischer Art nicht ablassen; giengen hin vnd wieder / wo Paulus eine Kirche gepflantzet hatte / vnd überredeten die newgepflantzten Christen / sie müsten neben der Bekäntnüß Christi auch Moses Weise vnd Gesetz annehmen / wo sie anders wolten selig werden. Beredeten viel; denn Moses könte ja keinen falschen Gottesdienst verkündiget haben. Damit muste der alte Paulus zurück stehen / vnd nicht mehr so viel gelten / wie vorhin. Also gehets noch offt: Ein Löffel / so lang er new / ist noch wol lieb / wird er alt / so tritt man jhn in Koth. Merck aber die Vrsach / warumb Paulus über die Galater also sehr eiffert. Sie waren nicht Hurer / Ehebrecher oder Zäncker / wie die zu Corintho / sondern allein wolten sie die Gerechtigkeit für GOtt nicht allein in Christo / sondern auch im Gesetz suchen; das achtet Paulus so hoch / daß er auch saget: O jhr vnverständige Galater<note place="right">Gal. 3, 1.</note> / wer hat euch bezaubert / daß jhr der Warheit nicht gehorchet? Welchen Christus Jesus für die Augen gemahlet war / vnd jetzt vnter euch gecreutziget ist.</p> <p>Solchem Irrthumb widersetzt sich der Apostel Paulus in<note place="right">Applicatio.</note> dieser Epistel / an die Galater geschrieben / mit vielen Gründen; vnd in gegenwärtiger Lection führet er vns auff ein Fürbilde von einer zweyfachen Geburt Abrahams / welches er auß Mose nimpt / vnd zeiget darin / wie dieselben / so in dem Gesetz Ruhm vnd Gerechtigkeit für GOtt suchen / nicht können Gottes Erben seyn. Da sollen wir nicht gedencken / das gehet mich nicht an / ist nur eine Streitsache / ist mir zu hoch. Nein / es trifft den Grund deiner Sehligkeit. Denn das sollstu wissen / wann du glaubig geworden bist / so sicht dich der Satan an / nicht allein zur Lincken / durch die </p> </div> </body> </text> </TEI> [505/0525]
hat in der Gnade Christi / abwenden lasset auff ein ander Evangelium. Die Sache war diese. Viele von den Juden waren in jhrem Gewissen überzeuget / daß JESVS von Nazareth / der geereutzigter / wäre der Gesalbter deß HERRN / doch wolten sie von Mosaischer Art nicht ablassen; giengen hin vnd wieder / wo Paulus eine Kirche gepflantzet hatte / vnd überredeten die newgepflantzten Christen / sie müsten neben der Bekäntnüß Christi auch Moses Weise vnd Gesetz annehmen / wo sie anders wolten selig werden. Beredeten viel; denn Moses könte ja keinen falschen Gottesdienst verkündiget haben. Damit muste der alte Paulus zurück stehen / vnd nicht mehr so viel gelten / wie vorhin. Also gehets noch offt: Ein Löffel / so lang er new / ist noch wol lieb / wird er alt / so tritt man jhn in Koth. Merck aber die Vrsach / warumb Paulus über die Galater also sehr eiffert. Sie waren nicht Hurer / Ehebrecher oder Zäncker / wie die zu Corintho / sondern allein wolten sie die Gerechtigkeit für GOtt nicht allein in Christo / sondern auch im Gesetz suchen; das achtet Paulus so hoch / daß er auch saget: O jhr vnverständige Galater / wer hat euch bezaubert / daß jhr der Warheit nicht gehorchet? Welchen Christus Jesus für die Augen gemahlet war / vnd jetzt vnter euch gecreutziget ist.
Gal. 3, 1. Solchem Irrthumb widersetzt sich der Apostel Paulus in dieser Epistel / an die Galater geschrieben / mit vielen Gründen; vnd in gegenwärtiger Lection führet er vns auff ein Fürbilde von einer zweyfachen Geburt Abrahams / welches er auß Mose nimpt / vnd zeiget darin / wie dieselben / so in dem Gesetz Ruhm vnd Gerechtigkeit für GOtt suchen / nicht können Gottes Erben seyn. Da sollen wir nicht gedencken / das gehet mich nicht an / ist nur eine Streitsache / ist mir zu hoch. Nein / es trifft den Grund deiner Sehligkeit. Denn das sollstu wissen / wann du glaubig geworden bist / so sicht dich der Satan an / nicht allein zur Lincken / durch die
Applicatio.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |