Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.jetzt klar am Tag ist. Sehet / wie Gottes Sohn in der Sünden gedienet hat allen Menschen / beydes Juden vnd Heyden / vnd sie auß der Schmach / vnd auß dem Fluch gerissen / vnd zu Gottes Lob gebracht. Weil nun Christus die Juden so werth geachtet / daß Er jhr Diener vnd Lehrer geworden / darumb ob sie schon die Christliche Freyheit nicht verstehen: sollen die Christen auß den Heyden sie doch nicht verlachen / als vnverständige Thoren. Hinwieder hat auch Christus die Heyden angenommen auß Barmhertzigkeit / darumb sollen die Christen auß den Juden dieselben nicht verachten / als Frembdling. Also in allen dingen sollen wir Christo darin nachfolgen / daß wir vns vnter einander auffnehmen / wie Christus vns Sünder nicht verstossen hat / ob wir schon GOtt mit vnsern Sünden geschmähet haben; sondern zu sich gezogen / vnd vns mit seiner Heiligkeit geholffen / daß wir ein Lob Gottes würden. Also sollen wir vns auch vnter einander auffnehmen / keinen Schwachen verstossen / sondern jhm mit zum guten behülfflich seyn. Finden wir einen / der sich leicht ein Gewissen macht / in einem freyen Dinge / sollen wir jhn darumb nicht verlachen: seynd wir aber selbst schwach im Gebrauch der Freyheit / vnd halten ein freyes Ding für Sünde / müssen wir vns nicht selbst für heilig halten / vnd den anderen / der der Freyheit gebrauchet / verdammen. Es ist hie zu mercken / wie zweyerley Vrsachen angedeutet werden / die vns zur Freundligkeit gegen die Schwachen anreitzen. Erstlich das Exempel Christi / weil derselbe vns nicht verachtet / noch verworffen / sondern hat vns auff genommen / daß wir von der Schmach erlöset würden. Die andere Vrsache bestehet in dem Nutz: denn wenn wir vns vnter einander auffnehmen / vertragen / forthelffen / vnd ein jeglicher lässet deß Nechsten Sach seine eigene seyn / werden die Schwachen zum Glauben gereitzet vnd gestärcket / daß GOtt auch durch sie gepreiset werde: Also geschichts da / daß / gleich wie Christus / also auch wir vns vnter einander auffnehmen zu Gottes Preiß. jetzt klar am Tag ist. Sehet / wie Gottes Sohn in der Sünden gedienet hat allen Menschen / beydes Juden vnd Heyden / vnd sie auß der Schmach / vnd auß dem Fluch gerissen / vnd zu Gottes Lob gebracht. Weil nun Christus die Juden so werth geachtet / daß Er jhr Diener vnd Lehrer geworden / darumb ob sie schon die Christliche Freyheit nicht verstehen: sollen die Christen auß den Heyden sie doch nicht verlachen / als vnverständige Thoren. Hinwieder hat auch Christus die Heyden angenommen auß Barmhertzigkeit / darumb sollen die Christen auß den Juden dieselben nicht verachten / als Frembdling. Also in allen dingen sollen wir Christo darin nachfolgen / daß wir vns vnter einander auffnehmen / wie Christus vns Sünder nicht verstossen hat / ob wir schon GOtt mit vnsern Sünden geschmähet haben; sondern zu sich gezogen / vnd vns mit seiner Heiligkeit geholffen / daß wir ein Lob Gottes würden. Also sollen wir vns auch vnter einander auffnehmen / keinen Schwachen verstossen / sondern jhm mit zum guten behülfflich seyn. Finden wir einen / der sich leicht ein Gewissen macht / in einem freyen Dinge / sollen wir jhn darumb nicht verlachen: seynd wir aber selbst schwach im Gebrauch der Freyheit / vnd halten ein freyes Ding für Sünde / müssen wir vns nicht selbst für heilig halten / vnd den anderen / der der Freyheit gebrauchet / verdammen. Es ist hie zu mercken / wie zweyerley Vrsachen angedeutet werden / die vns zur Freundligkeit gegen die Schwachen anreitzen. Erstlich das Exempel Christi / weil derselbe vns nicht verachtet / noch verworffen / sondern hat vns auff genommen / daß wir von der Schmach erlöset würden. Die andere Vrsache bestehet in dem Nutz: denn wenn wir vns vnter einander auffnehmen / vertragen / forthelffen / vnd ein jeglicher lässet deß Nechsten Sach seine eigene seyn / werden die Schwachen zum Glauben gereitzet vnd gestärcket / daß GOtt auch durch sie gepreiset werde: Also geschichts da / daß / gleich wie Christus / also auch wir vns vnter einander auffnehmen zu Gottes Preiß. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0051" n="31"/> jetzt klar am Tag ist. 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Also sollen wir vns auch vnter einander auffnehmen / keinen Schwachen verstossen / sondern jhm mit zum guten behülfflich seyn. Finden wir einen / der sich leicht ein Gewissen macht / in einem freyen Dinge / sollen wir jhn darumb nicht verlachen: seynd wir aber selbst schwach im Gebrauch der Freyheit / vnd halten ein freyes Ding für Sünde / müssen wir vns nicht selbst für heilig halten / vnd den anderen / der der Freyheit gebrauchet / verdammen.</p> <p>Es ist hie zu mercken / wie zweyerley Vrsachen angedeutet werden / die vns zur Freundligkeit gegen die Schwachen anreitzen. Erstlich das Exempel Christi / weil derselbe vns nicht verachtet / noch verworffen / sondern hat vns auff genommen / daß wir von der Schmach erlöset würden. Die andere Vrsache bestehet in dem Nutz: denn wenn wir vns vnter einander auffnehmen / vertragen / forthelffen / vnd ein jeglicher lässet deß Nechsten Sach seine eigene seyn / werden die Schwachen zum Glauben gereitzet vnd gestärcket / daß GOtt auch durch sie gepreiset werde: Also geschichts da / daß / gleich wie Christus / also auch wir vns vnter einander auffnehmen zu Gottes Preiß.</p> </div> </body> </text> </TEI> [31/0051]
jetzt klar am Tag ist. Sehet / wie Gottes Sohn in der Sünden gedienet hat allen Menschen / beydes Juden vnd Heyden / vnd sie auß der Schmach / vnd auß dem Fluch gerissen / vnd zu Gottes Lob gebracht.
Weil nun Christus die Juden so werth geachtet / daß Er jhr Diener vnd Lehrer geworden / darumb ob sie schon die Christliche Freyheit nicht verstehen: sollen die Christen auß den Heyden sie doch nicht verlachen / als vnverständige Thoren. Hinwieder hat auch Christus die Heyden angenommen auß Barmhertzigkeit / darumb sollen die Christen auß den Juden dieselben nicht verachten / als Frembdling. Also in allen dingen sollen wir Christo darin nachfolgen / daß wir vns vnter einander auffnehmen / wie Christus vns Sünder nicht verstossen hat / ob wir schon GOtt mit vnsern Sünden geschmähet haben; sondern zu sich gezogen / vnd vns mit seiner Heiligkeit geholffen / daß wir ein Lob Gottes würden. Also sollen wir vns auch vnter einander auffnehmen / keinen Schwachen verstossen / sondern jhm mit zum guten behülfflich seyn. Finden wir einen / der sich leicht ein Gewissen macht / in einem freyen Dinge / sollen wir jhn darumb nicht verlachen: seynd wir aber selbst schwach im Gebrauch der Freyheit / vnd halten ein freyes Ding für Sünde / müssen wir vns nicht selbst für heilig halten / vnd den anderen / der der Freyheit gebrauchet / verdammen.
Es ist hie zu mercken / wie zweyerley Vrsachen angedeutet werden / die vns zur Freundligkeit gegen die Schwachen anreitzen. Erstlich das Exempel Christi / weil derselbe vns nicht verachtet / noch verworffen / sondern hat vns auff genommen / daß wir von der Schmach erlöset würden. Die andere Vrsache bestehet in dem Nutz: denn wenn wir vns vnter einander auffnehmen / vertragen / forthelffen / vnd ein jeglicher lässet deß Nechsten Sach seine eigene seyn / werden die Schwachen zum Glauben gereitzet vnd gestärcket / daß GOtt auch durch sie gepreiset werde: Also geschichts da / daß / gleich wie Christus / also auch wir vns vnter einander auffnehmen zu Gottes Preiß.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/51>, abgerufen am 16.02.2025. |