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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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solches / wann die Leute die gemeine Noth jhnen nicht lassen zu Hertzen gehen / sondern nur suchen einen frölichen Muth. Die auffrichtiges Hertzens seyn / sprechen in gemeinen Landplagen auß dem Psal. 137.137. Psalm: Vergeß ich dein Jerusalem / so werde meiner Rechten vergessen / meine Zunge müsse an meinem Gaumen kleben / wo ich dein nicht gedencke / wo ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Frewde seyn. In privat trawren enthält man sich von offentlichen Frewdenmahlen / wie mag denn ein auffrichtiges Hertz können frölich seyn / wann das gantze geistliche Jerusalem trawret vnd klaget? So der gantze Leib schmertzlich kranck liget / vnd ein einiges Glied von dem Schmertzen nichts empfindet / würde solches nicht eine Anzeigung seyn / daß selbiges Glied erstarret vnd erstorben wäre? Wann der gantze Leib Christi Angst leidet / vnd klaget / vnd einer jauchtzet vnd ist guter dinge / soll das nicht eine Anzeigung seyn / daß ein solcher Christ an dem Leibe Christi ein faules vnd erstorbenes Glied sey?

Daß aber auch der Seitenspiel vnd Gesängen gedacht wird / so wol bey Amos als Esaia / ist nicht dahin gemeynet / als wann es an jhm selbst sträfflich wäre; sintemal auch David deß Seitenspiels gebraucht. Aber eben das haben die losen Leute vorgewandt / daß sie / wie Amos andeutet / dem König David darin folgten / vnd damit haben sie jhren Wollüsten einen Schein gegeben. Die Musica ist nützlich / vnd schickt sich wol zum Gottesdienst / wann sie mit Davids Hertzen gebraucht wird / so sie aber zu fleischlicher Wollust gezogen wird / das ist nicht gar wol gethan. Wann man sitzet in lauter Wolleben beym Wein / bey Harffen vnd Pfeiffen / da man doch weinen solte über Gottes fewrbrennendem Zorn / ist freylich keine feine Anstalt. Hie machen es die grossen Herren nicht viel besser / als die vollen Bawren in jhren Zechen; welche / nach dem sie die Nase recht wol begossen / fein lustig schreyen vnd ruffen: Nun lobe mein Seel den HErren; Alleine GOtt in der Höhe sey Ehr; vnd damit den heiligen Namen Gottes schändlich mißbrau-

solches / wann die Leute die gemeine Noth jhnen nicht lassen zu Hertzen gehen / sondern nur suchen einen frölichen Muth. Die auffrichtiges Hertzens seyn / sprechen in gemeinen Landplagen auß dem Psal. 137.137. Psalm: Vergeß ich dein Jerusalem / so werde meiner Rechten vergessen / meine Zunge müsse an meinem Gaumen kleben / wo ich dein nicht gedencke / wo ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Frewde seyn. In privat trawren enthält man sich von offentlichen Frewdenmahlen / wie mag denn ein auffrichtiges Hertz können frölich seyn / wann das gantze geistliche Jerusalem trawret vnd klaget? So der gantze Leib schmertzlich kranck liget / vnd ein einiges Glied von dem Schmertzen nichts empfindet / würde solches nicht eine Anzeigung seyn / daß selbiges Glied erstarret vnd erstorben wäre? Wann der gantze Leib Christi Angst leidet / vnd klaget / vnd einer jauchtzet vnd ist guter dinge / soll das nicht eine Anzeigung seyn / daß ein solcher Christ an dem Leibe Christi ein faules vnd erstorbenes Glied sey?

Daß aber auch der Seitenspiel vnd Gesängen gedacht wird / so wol bey Amos als Esaia / ist nicht dahin gemeynet / als wann es an jhm selbst sträfflich wäre; sintemal auch David deß Seitenspiels gebraucht. Aber eben das haben die losen Leute vorgewandt / daß sie / wie Amos andeutet / dem König David darin folgten / vnd damit haben sie jhren Wollüsten einen Schein gegeben. Die Musica ist nützlich / vnd schickt sich wol zum Gottesdienst / wann sie mit Davids Hertzen gebraucht wird / so sie aber zu fleischlicher Wollust gezogen wird / das ist nicht gar wol gethan. Wann man sitzet in lauter Wolleben beym Wein / bey Harffen vnd Pfeiffen / da man doch weinen solte über Gottes fewrbrennendem Zorn / ist freylich keine feine Anstalt. Hie machen es die grossen Herren nicht viel besser / als die vollen Bawren in jhren Zechen; welche / nach dem sie die Nase recht wol begossen / fein lustig schreyen vnd ruffen: Nun lobe mein Seel den HErren; Alleine GOtt in der Höhe sey Ehr; vnd damit den heiligen Namen Gottes schändlich mißbrau-

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[428/0448] solches / wann die Leute die gemeine Noth jhnen nicht lassen zu Hertzen gehen / sondern nur suchen einen frölichen Muth. Die auffrichtiges Hertzens seyn / sprechen in gemeinen Landplagen auß dem 137. Psalm: Vergeß ich dein Jerusalem / so werde meiner Rechten vergessen / meine Zunge müsse an meinem Gaumen kleben / wo ich dein nicht gedencke / wo ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Frewde seyn. In privat trawren enthält man sich von offentlichen Frewdenmahlen / wie mag denn ein auffrichtiges Hertz können frölich seyn / wann das gantze geistliche Jerusalem trawret vnd klaget? So der gantze Leib schmertzlich kranck liget / vnd ein einiges Glied von dem Schmertzen nichts empfindet / würde solches nicht eine Anzeigung seyn / daß selbiges Glied erstarret vnd erstorben wäre? Wann der gantze Leib Christi Angst leidet / vnd klaget / vnd einer jauchtzet vnd ist guter dinge / soll das nicht eine Anzeigung seyn / daß ein solcher Christ an dem Leibe Christi ein faules vnd erstorbenes Glied sey? Psal. 137. Daß aber auch der Seitenspiel vnd Gesängen gedacht wird / so wol bey Amos als Esaia / ist nicht dahin gemeynet / als wann es an jhm selbst sträfflich wäre; sintemal auch David deß Seitenspiels gebraucht. Aber eben das haben die losen Leute vorgewandt / daß sie / wie Amos andeutet / dem König David darin folgten / vnd damit haben sie jhren Wollüsten einen Schein gegeben. Die Musica ist nützlich / vnd schickt sich wol zum Gottesdienst / wann sie mit Davids Hertzen gebraucht wird / so sie aber zu fleischlicher Wollust gezogen wird / das ist nicht gar wol gethan. Wann man sitzet in lauter Wolleben beym Wein / bey Harffen vnd Pfeiffen / da man doch weinen solte über Gottes fewrbrennendem Zorn / ist freylich keine feine Anstalt. Hie machen es die grossen Herren nicht viel besser / als die vollen Bawren in jhren Zechen; welche / nach dem sie die Nase recht wol begossen / fein lustig schreyen vnd ruffen: Nun lobe mein Seel den HErren; Alleine GOtt in der Höhe sey Ehr; vnd damit den heiligen Namen Gottes schändlich mißbrau-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/448>, abgerufen am 25.11.2024.