Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Alles in der Liebe. Denn die Liebe muß durchgehend seyn; was du thust oder leidest / muß in der Liebe anfangen / vnd sich in der Liebe enden. Straffestu / vermahnestu / so gedenck an die Liebe. Du thust was du thust / thue alles in der Liebe. Wer darnach strebet / der strebet nach den besten Gaben. Wann ich alle Gaben hätte / vnd hätte keine Liebe / so wäre ich nichts. So einer predigen könte wie ein Engel / am Verstand reich vnd weiß / an Worten lieblich / vnd hätte keine Liebe / wäre er nichts / vnd machte seine Gaben zu einem Grewel für GOTT. Hängstu aber der Liebe an / so ist dein Ding angenehm vnd köstlich für GOtt / es sey sonsten so gering es wolle. Köstlich / sage ich / ists für GOtt / vnd viel köstlicher als die Englische Weißheit dessen / der nicht in der Liebe wandelt. Denn die Liebe ist die Seele alles guten. Wie der Leib ohn die Seele ein todtes Aaß ist; also eine jegliche Gabe ist todt vnd ein stanck für GOtt / wo nicht Liebe dabey ist. So lange die Seele noch im Leibe ist / nimpt man sich noch deß Menschen an / er sey so schwach er wolle / man bietet jhm noch Speiß vnd Tranck / man erlabet jhn auch; so bald aber die Seele davon / bietet man jhm nichts mehr / da ist der Leib schabab / vnd muß in die Erde hinein. Deß Menschen Gabe vnd Arbeit sey so schlecht sie jmmer seyn kan / doch so nur die Liebe dabey ist / ob schon in Schwachheit / gilt sie noch etwas für GOtt; wo aber gar keine Liebe ist / da ist alles todt vnd ein stanck für Gott. Da mercken die Hoffärtigen / wie sie an jhnen selbst schänden die schönen Gaben / von GOtt jhnen verliehen; vnd nur dadurch / daß sie auß der Liebe tretten / denn sie machen solche feine Gaben zu einem stanck vnd Aaß für GOtt / ja du machest dich selbst zu nicht für GOtt. Denn Paulus sagt nicht allein von den Gaben / die nicht in der Liebe gebrauchet werden; sie seynd mir nichts nütz: sondern er spricht auch von seiner Person: Wenn ich alle Geheimnüß wüste / vnd hätte die Liebe nicht / so wäre ich nichts. Achte es aber nicht für ein geringes / du hoch müthiger Mensch / daß du für Gott Alles in der Liebe. Denn die Liebe muß durchgehend seyn; was du thust oder leidest / muß in der Liebe anfangen / vnd sich in der Liebe enden. Straffestu / vermahnestu / so gedenck an die Liebe. Du thust was du thust / thue alles in der Liebe. Wer darnach strebet / der strebet nach den besten Gaben. Wann ich alle Gaben hätte / vnd hätte keine Liebe / so wäre ich nichts. So einer predigen könte wie ein Engel / am Verstand reich vnd weiß / an Worten lieblich / vnd hätte keine Liebe / wäre er nichts / vnd machte seine Gaben zu einem Grewel für GOTT. Hängstu aber der Liebe an / so ist dein Ding angenehm vnd köstlich für GOtt / es sey sonsten so gering es wolle. Köstlich / sage ich / ists für GOtt / vnd viel köstlicher als die Englische Weißheit dessen / der nicht in der Liebe wandelt. Denn die Liebe ist die Seele alles guten. Wie der Leib ohn die Seele ein todtes Aaß ist; also eine jegliche Gabe ist todt vnd ein stanck für GOtt / wo nicht Liebe dabey ist. So lange die Seele noch im Leibe ist / nimpt man sich noch deß Menschen an / er sey so schwach er wolle / man bietet jhm noch Speiß vnd Tranck / man erlabet jhn auch; so bald aber die Seele davon / bietet man jhm nichts mehr / da ist der Leib schabab / vnd muß in die Erde hinein. Deß Menschen Gabe vnd Arbeit sey so schlecht sie jmmer seyn kan / doch so nur die Liebe dabey ist / ob schon in Schwachheit / gilt sie noch etwas für GOtt; wo aber gar keine Liebe ist / da ist alles todt vnd ein stanck für Gott. Da mercken die Hoffärtigen / wie sie an jhnen selbst schänden die schönen Gaben / von GOtt jhnen verliehen; vnd nur dadurch / daß sie auß der Liebe tretten / denn sie machen solche feine Gaben zu einem stanck vnd Aaß für GOtt / ja du machest dich selbst zu nicht für GOtt. Denn Paulus sagt nicht allein von den Gaben / die nicht in der Liebe gebrauchet werden; sie seynd mir nichts nütz: sondern er spricht auch von seiner Person: Wenn ich alle Geheimnüß wüste / vnd hätte die Liebe nicht / so wäre ich nichts. Achte es aber nicht für ein geringes / du hoch müthiger Mensch / daß du für Gott <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0438" n="418"/> Alles in der Liebe. Denn die Liebe muß durchgehend seyn; was du thust oder leidest / muß in der Liebe anfangen / vnd sich in der Liebe enden. Straffestu / vermahnestu / so gedenck an die Liebe. Du thust was du thust / thue alles in der Liebe.</p> <note place="left">Rationes.</note> <p>Wer darnach strebet / der strebet nach den besten Gaben. Wann ich alle Gaben hätte / vnd hätte keine Liebe / so wäre ich nichts. So einer predigen könte wie ein Engel / am Verstand reich vnd weiß / an Worten lieblich / vnd hätte keine Liebe / wäre er nichts / vnd machte seine Gaben zu einem Grewel für GOTT. Hängstu aber der Liebe an / so ist dein Ding angenehm vnd köstlich für GOtt / es sey sonsten so gering es wolle. Köstlich / sage ich / ists für GOtt / vnd viel köstlicher als die Englische Weißheit dessen / der nicht in der Liebe wandelt. Denn die Liebe ist die Seele alles guten. Wie der Leib ohn die Seele ein todtes Aaß ist; also eine jegliche Gabe ist todt vnd ein stanck für GOtt / wo nicht Liebe dabey ist. So lange die Seele noch im Leibe ist / nimpt man sich noch deß Menschen an / er sey so schwach er wolle / man bietet jhm noch Speiß vnd Tranck / man erlabet jhn auch; so bald aber die Seele davon / bietet man jhm nichts mehr / da ist der Leib schabab / vnd muß in die Erde hinein. 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Alles in der Liebe. Denn die Liebe muß durchgehend seyn; was du thust oder leidest / muß in der Liebe anfangen / vnd sich in der Liebe enden. Straffestu / vermahnestu / so gedenck an die Liebe. Du thust was du thust / thue alles in der Liebe.
Wer darnach strebet / der strebet nach den besten Gaben. Wann ich alle Gaben hätte / vnd hätte keine Liebe / so wäre ich nichts. So einer predigen könte wie ein Engel / am Verstand reich vnd weiß / an Worten lieblich / vnd hätte keine Liebe / wäre er nichts / vnd machte seine Gaben zu einem Grewel für GOTT. Hängstu aber der Liebe an / so ist dein Ding angenehm vnd köstlich für GOtt / es sey sonsten so gering es wolle. Köstlich / sage ich / ists für GOtt / vnd viel köstlicher als die Englische Weißheit dessen / der nicht in der Liebe wandelt. Denn die Liebe ist die Seele alles guten. Wie der Leib ohn die Seele ein todtes Aaß ist; also eine jegliche Gabe ist todt vnd ein stanck für GOtt / wo nicht Liebe dabey ist. So lange die Seele noch im Leibe ist / nimpt man sich noch deß Menschen an / er sey so schwach er wolle / man bietet jhm noch Speiß vnd Tranck / man erlabet jhn auch; so bald aber die Seele davon / bietet man jhm nichts mehr / da ist der Leib schabab / vnd muß in die Erde hinein. Deß Menschen Gabe vnd Arbeit sey so schlecht sie jmmer seyn kan / doch so nur die Liebe dabey ist / ob schon in Schwachheit / gilt sie noch etwas für GOtt; wo aber gar keine Liebe ist / da ist alles todt vnd ein stanck für Gott.
Da mercken die Hoffärtigen / wie sie an jhnen selbst schänden die schönen Gaben / von GOtt jhnen verliehen; vnd nur dadurch / daß sie auß der Liebe tretten / denn sie machen solche feine Gaben zu einem stanck vnd Aaß für GOtt / ja du machest dich selbst zu nicht für GOtt. Denn Paulus sagt nicht allein von den Gaben / die nicht in der Liebe gebrauchet werden; sie seynd mir nichts nütz: sondern er spricht auch von seiner Person: Wenn ich alle Geheimnüß wüste / vnd hätte die Liebe nicht / so wäre ich nichts. Achte es aber nicht für ein geringes / du hoch müthiger Mensch / daß du für Gott
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/438>, abgerufen am 16.02.2025. |