Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.nachgeben. Wer nun schnell ist zu Zorn vnd Vngedult / der hat mangel an der Liebe. 2. Die Liebe ist freundlich. Sie ist niemand beschwerlich / mit sauren Worten oder Geberden. Sie erzeiget sich gutwillig / daß jeder man wol mit jhr kan vmbgehen. Wer nun Vnfreundligkeit bey sich findet / der findet mangel in der Liebe. 3. Die Liebe eyffert nicht. (Non est zelosa.) Sie ist nicht neidisch / vnd eyffert nicht / lässt jhr auch nicht verdriessen / so es einem andern besser gehe / als vns selber. So nun einer entrüstet wird darüber / daß ein ander besser Glück findet / denn er; der wehre der bösen Natur / vnd halte ein / vnd er kenne daneben seinen mangel in der Liebe. 4. Die Liebe treibet nicht Muthwillen. Sie reisset dem Nechsten keine Schalckspossen / mit schimpffieren / bespotten / vnd andere Beleidigung / wie die thun / die einen hochmütigen Geist haben. Wer lust zu solchem Muthwillen hat / vnd redet vnd thut / was einem andern schimpfflich ist / der hat mangel an der Liebe. 5. Die Liebe blehet sich nicht. Sie ist nicht auffgeblasen vnd ruhmrätig; hält sich nicht höher denn andere / vnd veracht niemand. Die auffgeschwollne hochfahrende Geister seynd weit von der Liebe. 6. Die Liebe stellet sich nicht vngeberdig / wie die zornige vnd storrige Köpffe. Denn wo Zorn / Vngedult vnd Hochmuth wohnet / da entspringet leicht eine vngeberdige Gestalt im Gesicht / vnd bricht auß auff der Zungen. Von Christo ist geweissaget: Er wird nicht murrisch noch grewlich seyn.Esa. 42, 4. Wann einer diesen Gebrechen fühlet / so zähme er sich / vnd erkenne seinen mangel in der Liebe. 7. Die Liebe suchet nicht das jhre. Sie ist nicht eigennützig. Es ist jhre Lust / wann sie andern Nutz schaffen kan. nachgeben. Wer nun schnell ist zu Zorn vnd Vngedult / der hat mangel an der Liebe. 2. Die Liebe ist freundlich. Sie ist niemand beschwerlich / mit sauren Worten oder Geberden. Sie erzeiget sich gutwillig / daß jeder man wol mit jhr kan vmbgehen. Wer nun Vnfreundligkeit bey sich findet / der findet mangel in der Liebe. 3. Die Liebe eyffert nicht. (Non est zelosa.) Sie ist nicht neidisch / vnd eyffert nicht / lässt jhr auch nicht verdriessen / so es einem andern besser gehe / als vns selber. So nun einer entrüstet wird darüber / daß ein ander besser Glück findet / denn er; der wehre der bösen Natur / vnd halte ein / vnd er kenne daneben seinen mangel in der Liebe. 4. Die Liebe treibet nicht Muthwillen. Sie reisset dem Nechsten keine Schalckspossen / mit schimpffieren / bespotten / vnd andere Beleidigung / wie die thun / die einen hochmütigen Geist haben. Wer lust zu solchem Muthwillen hat / vnd redet vnd thut / was einem andern schimpfflich ist / der hat mangel an der Liebe. 5. Die Liebe blehet sich nicht. Sie ist nicht auffgeblasen vnd ruhmrätig; hält sich nicht höher denn andere / vnd veracht niemand. Die auffgeschwollne hochfahrende Geister seynd weit von der Liebe. 6. Die Liebe stellet sich nicht vngeberdig / wie die zornige vnd storrige Köpffe. Denn wo Zorn / Vngedult vnd Hochmuth wohnet / da entspringet leicht eine vngeberdige Gestalt im Gesicht / vnd bricht auß auff der Zungen. Von Christo ist geweissaget: Er wird nicht murrisch noch grewlich seyn.Esa. 42, 4. Wann einer diesen Gebrechen fühlet / so zähme er sich / vnd erkenne seinen mangel in der Liebe. 7. Die Liebe suchet nicht das jhre. Sie ist nicht eigennützig. Es ist jhre Lust / wann sie andern Nutz schaffen kan. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0429" n="409"/> nachgeben. Wer nun schnell ist zu Zorn vnd Vngedult / der hat mangel an der Liebe.</p> <p>2. Die Liebe ist freundlich. Sie ist niemand beschwerlich / mit sauren Worten oder Geberden. Sie erzeiget sich gutwillig / daß jeder man wol mit jhr kan vmbgehen. Wer nun Vnfreundligkeit bey sich findet / der findet mangel in der Liebe.</p> <p>3. Die Liebe eyffert nicht. (Non est zelosa.) Sie ist nicht neidisch / vnd eyffert nicht / lässt jhr auch nicht verdriessen / so es einem andern besser gehe / als vns selber. So nun einer entrüstet wird darüber / daß ein ander besser Glück findet / denn er; der wehre der bösen Natur / vnd halte ein / vnd er kenne daneben seinen mangel in der Liebe.</p> <p>4. Die Liebe treibet nicht Muthwillen. Sie reisset dem Nechsten keine Schalckspossen / mit schimpffieren / bespotten / vnd andere Beleidigung / wie die thun / die einen hochmütigen Geist haben. Wer lust zu solchem Muthwillen hat / vnd redet vnd thut / was einem andern schimpfflich ist / der hat mangel an der Liebe.</p> <p>5. Die Liebe blehet sich nicht. Sie ist nicht auffgeblasen vnd ruhmrätig; hält sich nicht höher denn andere / vnd veracht niemand. Die auffgeschwollne hochfahrende Geister seynd weit von der Liebe.</p> <p>6. Die Liebe stellet sich nicht vngeberdig / wie die zornige vnd storrige Köpffe. Denn wo Zorn / Vngedult vnd Hochmuth wohnet / da entspringet leicht eine vngeberdige Gestalt im Gesicht / vnd bricht auß auff der Zungen. Von Christo ist geweissaget: Er wird nicht murrisch noch grewlich seyn.<note place="right">Esa. 42, 4.</note> Wann einer diesen Gebrechen fühlet / so zähme er sich / vnd erkenne seinen mangel in der Liebe.</p> <p>7. Die Liebe suchet nicht das jhre. Sie ist nicht eigennützig. Es ist jhre Lust / wann sie andern Nutz schaffen kan. </p> </div> </body> </text> </TEI> [409/0429]
nachgeben. Wer nun schnell ist zu Zorn vnd Vngedult / der hat mangel an der Liebe.
2. Die Liebe ist freundlich. Sie ist niemand beschwerlich / mit sauren Worten oder Geberden. Sie erzeiget sich gutwillig / daß jeder man wol mit jhr kan vmbgehen. Wer nun Vnfreundligkeit bey sich findet / der findet mangel in der Liebe.
3. Die Liebe eyffert nicht. (Non est zelosa.) Sie ist nicht neidisch / vnd eyffert nicht / lässt jhr auch nicht verdriessen / so es einem andern besser gehe / als vns selber. So nun einer entrüstet wird darüber / daß ein ander besser Glück findet / denn er; der wehre der bösen Natur / vnd halte ein / vnd er kenne daneben seinen mangel in der Liebe.
4. Die Liebe treibet nicht Muthwillen. Sie reisset dem Nechsten keine Schalckspossen / mit schimpffieren / bespotten / vnd andere Beleidigung / wie die thun / die einen hochmütigen Geist haben. Wer lust zu solchem Muthwillen hat / vnd redet vnd thut / was einem andern schimpfflich ist / der hat mangel an der Liebe.
5. Die Liebe blehet sich nicht. Sie ist nicht auffgeblasen vnd ruhmrätig; hält sich nicht höher denn andere / vnd veracht niemand. Die auffgeschwollne hochfahrende Geister seynd weit von der Liebe.
6. Die Liebe stellet sich nicht vngeberdig / wie die zornige vnd storrige Köpffe. Denn wo Zorn / Vngedult vnd Hochmuth wohnet / da entspringet leicht eine vngeberdige Gestalt im Gesicht / vnd bricht auß auff der Zungen. Von Christo ist geweissaget: Er wird nicht murrisch noch grewlich seyn. Wann einer diesen Gebrechen fühlet / so zähme er sich / vnd erkenne seinen mangel in der Liebe.
Esa. 42, 4. 7. Die Liebe suchet nicht das jhre. Sie ist nicht eigennützig. Es ist jhre Lust / wann sie andern Nutz schaffen kan.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/429>, abgerufen am 22.07.2024. |