Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Gott seyn / wenn er der Liebe mangel hätte / denn vnmüglich ist / daß ein gut Werck oder Gabe ohne Liebe seyn kan. Nun wollen wir absonderlich ansehen die Gaben / gegen welchen hie die Liebe gehalten wird / vnter denen ist die erste / die Kundschafft der Sprachen / vnd die Wolredenheit: Wenn ich mitV. 1. Menschen vnd mit Engel-Zungen redete / vnd hätte der Liebe nicht / so wäre ich ein thönend Ertz / oder eine klingende Schelle. Es ist hie vnnötig zu fragen / auff was weise die Engel reden / nach dem sie Geister seyn / dieses ist vnläugbar / weil die Engel Gottes Boten seyn / dessen Befehl sie außrichten müssen / bey allen Völckern / daß sie auch aller Völcker Sprachen verstehen. So setzet vns nun Paulus vor Augen einen solchen Menschen / der so viel Sprachen verstehet vnd redet / als in der gantzen Welt seyn / dazu mit himlischer Liebligkeit / vnd zeuget von solchem / wo er nicht die Liebe habe / so sey er ein thönend Ertz vnd klingende Schelle. Ein Ertz gibt einen Schall von sich / ist aber ohne Geist vnd Leben. Gesetzet nun / daß ein Mensch über alle menschliche weise mit allen Sprachen reden könte / vnd wäre ohne Liebe / vnd suchte seine eigene Ehre / so würde doch seine Kunst für Gott nicht mehr gelten / als das klingend einer Schelle / es ist ein Schall / vnd nichtes mehr / ohne Geist vnd Glauben. Die andere Gabe ist Wissenschafft vnd Erkäntnüß: Vnd wenn ich weissagen könte / vnd wüste alle GeheimnüßV. 2. / vnd alle Erkäntnüß / vnd hätte allen Glauben / also / daß ich Berge versetzte / vnd hätte der Liebe nicht / so wäre ich nichts. Eine feine Gabe ist es weissagen / das ist / die Prophetische Schrifft / durch Eingebung deß H. Geistes / wol verstehen vnd außlegen können / eine feine Gabe ist es / Geheimnüssen deß Reiches Gottes wissen / von GOtt vnd seinen Wundern / imgleichen alles was in den Fürbilden der H. Schrifft verborgen liget; eine feine Gabe ist es / die Erkäntnüß haben / nicht allein in Gott seyn / wenn er der Liebe mangel hätte / denn vnmüglich ist / daß ein gut Werck oder Gabe ohne Liebe seyn kan. Nun wollen wir absonderlich ansehen die Gaben / gegen welchen hie die Liebe gehalten wird / vnter denen ist die erste / die Kundschafft der Sprachen / vnd die Wolredenheit: Wenn ich mitV. 1. Menschen vnd mit Engel-Zungen redete / vnd hätte der Liebe nicht / so wäre ich ein thönend Ertz / oder eine klingende Schelle. Es ist hie vnnötig zu fragen / auff was weise die Engel reden / nach dem sie Geister seyn / dieses ist vnläugbar / weil die Engel Gottes Boten seyn / dessen Befehl sie außrichten müssen / bey allen Völckern / daß sie auch aller Völcker Sprachen verstehen. So setzet vns nun Paulus vor Augen einen solchen Menschen / der so viel Sprachen verstehet vnd redet / als in der gantzen Welt seyn / dazu mit himlischer Liebligkeit / vñ zeuget von solchem / wo er nicht die Liebe habe / so sey er ein thönend Ertz vnd klingende Schelle. Ein Ertz gibt einen Schall von sich / ist aber ohne Geist vnd Leben. Gesetzet nun / daß ein Mensch über alle menschliche weise mit allen Sprachen reden könte / vnd wäre ohne Liebe / vnd suchte seine eigene Ehre / so würde doch seine Kunst für Gott nicht mehr gelten / als das klingend einer Schelle / es ist ein Schall / vnd nichtes mehr / ohne Geist vnd Glauben. Die andere Gabe ist Wissenschafft vnd Erkäntnüß: Vnd wenn ich weissagen könte / vnd wüste alle GeheimnüßV. 2. / vnd alle Erkäntnüß / vnd hätte allen Glauben / also / daß ich Berge versetzte / vnd hätte der Liebe nicht / so wäre ich nichts. Eine feine Gabe ist es weissagen / das ist / die Prophetische Schrifft / durch Eingebung deß H. Geistes / wol verstehen vnd außlegen können / eine feine Gabe ist es / Geheimnüssen deß Reiches Gottes wissen / von GOtt vnd seinen Wundern / imgleichen alles was in den Fürbilden der H. Schrifft verborgen liget; eine feine Gabe ist es / die Erkäntnüß haben / nicht allein in <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0425" n="405"/> Gott seyn / wenn er der Liebe mangel hätte / denn vnmüglich ist / daß ein gut Werck oder Gabe ohne Liebe seyn kan.</p> <p>Nun wollen wir absonderlich ansehen die Gaben / gegen welchen hie die Liebe gehalten wird / vnter denen ist die erste / die Kundschafft der Sprachen / vnd die Wolredenheit: Wenn ich mit<note place="right">V. 1.</note> Menschen vnd mit Engel-Zungen redete / vnd hätte der Liebe nicht / so wäre ich ein thönend Ertz / oder eine klingende Schelle. Es ist hie vnnötig zu fragen / auff was weise die Engel reden / nach dem sie Geister seyn / dieses ist vnläugbar / weil die Engel Gottes Boten seyn / dessen Befehl sie außrichten müssen / bey allen Völckern / daß sie auch aller Völcker Sprachen verstehen. So setzet vns nun Paulus vor Augen einen solchen Menschen / der so viel Sprachen verstehet vnd redet / als in der gantzen Welt seyn / dazu mit himlischer Liebligkeit / vñ zeuget von solchem / wo er nicht die Liebe habe / so sey er ein thönend Ertz vnd klingende Schelle. Ein Ertz gibt einen Schall von sich / ist aber ohne Geist vnd Leben. Gesetzet nun / daß ein Mensch über alle menschliche weise mit allen Sprachen reden könte / vnd wäre ohne Liebe / vnd suchte seine eigene Ehre / so würde doch seine Kunst für Gott nicht mehr gelten / als das klingend einer Schelle / es ist ein Schall / vnd nichtes mehr / ohne Geist vnd Glauben.</p> <p>Die andere Gabe ist Wissenschafft vnd Erkäntnüß: Vnd wenn ich weissagen könte / vnd wüste alle Geheimnüß<note place="right">V. 2.</note> / vnd alle Erkäntnüß / vnd hätte allen Glauben / also / daß ich Berge versetzte / vnd hätte der Liebe nicht / so wäre ich nichts. Eine feine Gabe ist es weissagen / das ist / die Prophetische Schrifft / durch Eingebung deß H. Geistes / wol verstehen vnd außlegen können / eine feine Gabe ist es / Geheimnüssen deß Reiches Gottes wissen / von GOtt vnd seinen Wundern / imgleichen alles was in den Fürbilden der H. Schrifft verborgen liget; eine feine Gabe ist es / die Erkäntnüß haben / nicht allein in </p> </div> </body> </text> </TEI> [405/0425]
Gott seyn / wenn er der Liebe mangel hätte / denn vnmüglich ist / daß ein gut Werck oder Gabe ohne Liebe seyn kan.
Nun wollen wir absonderlich ansehen die Gaben / gegen welchen hie die Liebe gehalten wird / vnter denen ist die erste / die Kundschafft der Sprachen / vnd die Wolredenheit: Wenn ich mit Menschen vnd mit Engel-Zungen redete / vnd hätte der Liebe nicht / so wäre ich ein thönend Ertz / oder eine klingende Schelle. Es ist hie vnnötig zu fragen / auff was weise die Engel reden / nach dem sie Geister seyn / dieses ist vnläugbar / weil die Engel Gottes Boten seyn / dessen Befehl sie außrichten müssen / bey allen Völckern / daß sie auch aller Völcker Sprachen verstehen. So setzet vns nun Paulus vor Augen einen solchen Menschen / der so viel Sprachen verstehet vnd redet / als in der gantzen Welt seyn / dazu mit himlischer Liebligkeit / vñ zeuget von solchem / wo er nicht die Liebe habe / so sey er ein thönend Ertz vnd klingende Schelle. Ein Ertz gibt einen Schall von sich / ist aber ohne Geist vnd Leben. Gesetzet nun / daß ein Mensch über alle menschliche weise mit allen Sprachen reden könte / vnd wäre ohne Liebe / vnd suchte seine eigene Ehre / so würde doch seine Kunst für Gott nicht mehr gelten / als das klingend einer Schelle / es ist ein Schall / vnd nichtes mehr / ohne Geist vnd Glauben.
V. 1. Die andere Gabe ist Wissenschafft vnd Erkäntnüß: Vnd wenn ich weissagen könte / vnd wüste alle Geheimnüß / vnd alle Erkäntnüß / vnd hätte allen Glauben / also / daß ich Berge versetzte / vnd hätte der Liebe nicht / so wäre ich nichts. Eine feine Gabe ist es weissagen / das ist / die Prophetische Schrifft / durch Eingebung deß H. Geistes / wol verstehen vnd außlegen können / eine feine Gabe ist es / Geheimnüssen deß Reiches Gottes wissen / von GOtt vnd seinen Wundern / imgleichen alles was in den Fürbilden der H. Schrifft verborgen liget; eine feine Gabe ist es / die Erkäntnüß haben / nicht allein in
V. 2.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/425>, abgerufen am 16.02.2025. |