Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

die Ehre meines Nechsten lauffet / oder sonsten jhm schädlich seyn kan. Drumb mercklich hie gesaget ist / nicht allein daß diese Gebott: Du solt nicht Ehebrechen / Du solt nicht tödten / Du solt nicht stelen / Du solt nicht falsch Zeugnüß geben; sondern auch dieses: Dich soll nicht gelüsten / in dem Gesetz der Liebe verfasset vnd eingeschlossen sey. Wen nun im geringsten etwas vngebürliches gelüstet wider den Nechsten / hat wider die Liebe gethan. Hingegen wo die Liebe völlig ist / da schändet man deß Nechsten Weib oder Kind nicht / man gedenckt sie auch nicht zu schänden / da tödtet / schlägt vnd flucht man nicht / man gedenckts auch nicht zu thun / da stilet man nichts / es sey so gering als es wolle / man gedenckt auch nicht zu stelen; da redet man nichts fälschlich wider den Nechsten / man gedenckts auch nichts zu thun. Also verhält sichs auch mit allen andern Gebotten / die da lehren / wie man mit dem Nechsten soll vmbgehen / sie werden alle begriffen in dem Gesetz der Liebe.

Kürtzlich beweiset dieses vnser Text also: Die Liebe thutV. 10. dem Nehesten nichtes böses. So ist nun die Liebe deß Gesetzes Erfüllung. Der Schluß gehet so fort: Was dem Nechsten kein böses thut / ist deß Gesetzes Erfüllung. Die Liebe thut dem Nechsten kein böses / drumb ist die Liebe deß Gesetzes Erfüllung. Hie fragts sich / wie das wahr sey: Was dem Nechsten kein böses thut / ist deß Gesetzes Erfüllung. Denn es gehöret ja mehr zur Erfüllung deß Gesetzes / als daß man dem Nechsten kein böses thut / man muß jhm ja nicht allein kein böses thun / sondern auch alles gutes. Paulus richtet sich nach den Zehen Gebotten / da zu mehrentheilen die Gebott verfasset seyn nicht dergestalt / daß sie die Tugenden nennen: Du solt deinem Nechsten helffen vnd fördern in allen Leibesnöthen: Du solt keusch vnd züchtig leben; Du solt deinem Nechsten sein Gut vnd Nahrung helffen bessern vnd behüten; Du sollst alles gutes von jhm reden / vnd alle ding zum besten kehren; sondern dergestalt / daß die gröbsten Laster namhafft gemacht

die Ehre meines Nechsten lauffet / oder sonsten jhm schädlich seyn kan. Drumb mercklich hie gesaget ist / nicht allein daß diese Gebott: Du solt nicht Ehebrechen / Du solt nicht tödten / Du solt nicht stelen / Du solt nicht falsch Zeugnüß geben; sondern auch dieses: Dich soll nicht gelüsten / in dem Gesetz der Liebe verfasset vnd eingeschlossen sey. Wen nun im geringsten etwas vngebürliches gelüstet wider den Nechsten / hat wider die Liebe gethan. Hingegen wo die Liebe völlig ist / da schändet man deß Nechsten Weib oder Kind nicht / man gedenckt sie auch nicht zu schänden / da tödtet / schlägt vnd flucht man nicht / man gedenckts auch nicht zu thun / da stilet man nichts / es sey so gering als es wolle / man gedenckt auch nicht zu stelen; da redet man nichts fälschlich wider den Nechsten / man gedenckts auch nichts zu thun. Also verhält sichs auch mit allen andern Gebotten / die da lehren / wie man mit dem Nechsten soll vmbgehen / sie werden alle begriffen in dem Gesetz der Liebe.

Kürtzlich beweiset dieses vnser Text also: Die Liebe thutV. 10. dem Nehesten nichtes böses. So ist nun die Liebe deß Gesetzes Erfüllung. Der Schluß gehet so fort: Was dem Nechsten kein böses thut / ist deß Gesetzes Erfüllung. Die Liebe thut dem Nechsten kein böses / drumb ist die Liebe deß Gesetzes Erfüllung. Hie fragts sich / wie das wahr sey: Was dem Nechsten kein böses thut / ist deß Gesetzes Erfüllung. Denn es gehöret ja mehr zur Erfüllung deß Gesetzes / als daß man dem Nechsten kein böses thut / man muß jhm ja nicht allein kein böses thun / sondern auch alles gutes. Paulus richtet sich nach den Zehen Gebotten / da zu mehrentheilen die Gebott verfasset seyn nicht dergestalt / daß sie die Tugenden nennen: Du solt deinem Nechsten helffen vnd fördern in allen Leibesnöthen: Du solt keusch vnd züchtig leben; Du solt deinem Nechsten sein Gut vnd Nahrung helffen bessern vnd behüten; Du sollst alles gutes von jhm reden / vnd alle ding zum besten kehren; sondern dergestalt / daß die gröbsten Laster namhafft gemacht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0307" n="287"/>
die                      Ehre meines Nechsten lauffet / oder sonsten jhm schädlich seyn kan. Drumb                      mercklich hie gesaget ist / nicht allein daß diese Gebott: Du solt nicht                      Ehebrechen / Du solt nicht tödten / Du solt nicht stelen / Du solt nicht falsch                      Zeugnüß geben; sondern auch dieses: Dich soll nicht gelüsten / in dem Gesetz der                      Liebe verfasset vnd eingeschlossen sey. Wen nun im geringsten etwas                      vngebürliches gelüstet wider den Nechsten / hat wider die Liebe gethan. Hingegen                      wo die Liebe völlig ist / da schändet man deß Nechsten Weib oder Kind nicht /                      man gedenckt sie auch nicht zu schänden / da tödtet / schlägt vnd flucht man                      nicht / man gedenckts auch nicht zu thun / da stilet man nichts / es sey so                      gering als es wolle / man gedenckt auch nicht zu stelen; da redet man nichts                      fälschlich wider den Nechsten / man gedenckts auch nichts zu thun. Also verhält                      sichs auch mit allen andern Gebotten / die da lehren / wie man mit dem Nechsten                      soll vmbgehen / sie werden alle begriffen in dem Gesetz der Liebe.</p>
        <p>Kürtzlich beweiset dieses vnser Text also: Die Liebe thut<note place="right">V. 10.</note> dem Nehesten nichtes böses. So ist nun                      die Liebe deß Gesetzes Erfüllung. Der Schluß gehet so fort: Was dem Nechsten                      kein böses thut / ist deß Gesetzes Erfüllung. Die Liebe thut dem Nechsten kein                      böses / drumb ist die Liebe deß Gesetzes Erfüllung. Hie fragts sich / wie das                      wahr sey: Was dem Nechsten kein böses thut / ist deß Gesetzes Erfüllung. Denn es                      gehöret ja mehr zur Erfüllung deß Gesetzes / als daß man dem Nechsten kein böses                      thut / man muß jhm ja nicht allein kein böses thun / sondern auch alles gutes.                      Paulus richtet sich nach den Zehen Gebotten / da zu mehrentheilen die Gebott                      verfasset seyn nicht dergestalt / daß sie die Tugenden nennen: Du solt deinem                      Nechsten helffen vnd fördern in allen Leibesnöthen: Du solt keusch vnd züchtig                      leben; Du solt deinem Nechsten sein Gut vnd Nahrung helffen bessern vnd behüten;                      Du sollst alles gutes von jhm reden / vnd alle ding zum besten kehren; sondern                      dergestalt / daß die gröbsten Laster namhafft gemacht
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0307] die Ehre meines Nechsten lauffet / oder sonsten jhm schädlich seyn kan. Drumb mercklich hie gesaget ist / nicht allein daß diese Gebott: Du solt nicht Ehebrechen / Du solt nicht tödten / Du solt nicht stelen / Du solt nicht falsch Zeugnüß geben; sondern auch dieses: Dich soll nicht gelüsten / in dem Gesetz der Liebe verfasset vnd eingeschlossen sey. Wen nun im geringsten etwas vngebürliches gelüstet wider den Nechsten / hat wider die Liebe gethan. Hingegen wo die Liebe völlig ist / da schändet man deß Nechsten Weib oder Kind nicht / man gedenckt sie auch nicht zu schänden / da tödtet / schlägt vnd flucht man nicht / man gedenckts auch nicht zu thun / da stilet man nichts / es sey so gering als es wolle / man gedenckt auch nicht zu stelen; da redet man nichts fälschlich wider den Nechsten / man gedenckts auch nichts zu thun. Also verhält sichs auch mit allen andern Gebotten / die da lehren / wie man mit dem Nechsten soll vmbgehen / sie werden alle begriffen in dem Gesetz der Liebe. Kürtzlich beweiset dieses vnser Text also: Die Liebe thut dem Nehesten nichtes böses. So ist nun die Liebe deß Gesetzes Erfüllung. Der Schluß gehet so fort: Was dem Nechsten kein böses thut / ist deß Gesetzes Erfüllung. Die Liebe thut dem Nechsten kein böses / drumb ist die Liebe deß Gesetzes Erfüllung. Hie fragts sich / wie das wahr sey: Was dem Nechsten kein böses thut / ist deß Gesetzes Erfüllung. Denn es gehöret ja mehr zur Erfüllung deß Gesetzes / als daß man dem Nechsten kein böses thut / man muß jhm ja nicht allein kein böses thun / sondern auch alles gutes. Paulus richtet sich nach den Zehen Gebotten / da zu mehrentheilen die Gebott verfasset seyn nicht dergestalt / daß sie die Tugenden nennen: Du solt deinem Nechsten helffen vnd fördern in allen Leibesnöthen: Du solt keusch vnd züchtig leben; Du solt deinem Nechsten sein Gut vnd Nahrung helffen bessern vnd behüten; Du sollst alles gutes von jhm reden / vnd alle ding zum besten kehren; sondern dergestalt / daß die gröbsten Laster namhafft gemacht V. 10.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/307
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/307>, abgerufen am 22.11.2024.