Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.so sie es schon allerdings nicht recht machen. Denn das Evangelium führet lauter Segen mit sich / die das Wort von Gottes Gnad vnd Segen wollen im Mund vnd Hertzen führen / die müssen niemand fluchen. Denn wo das Hertz voll Segen ist / lässt sich der Segen im Munde hören. Aber ein Fluchmaul ist kein Christenmaul. Wie aber / wann vns ein Fluch vnversehens auß dem Munde entfähret? Sihe / das laß dir alsdann eine Anzeigung seyn / wie auch mitten in den wiedergebornen Christen annoch der Fluch wohnet. Dann wo kein Fluch ist / da kan auch kein Fluch herauß gehen. Was soll man denn thun? Man muß über solchen Jammer klagen / vnd Gott vmb Vergebung bitten. Zum neundten: Frewet euch mit den Frölichen / vnd weinet mit den Weinenden. Die Meynung ist: wann es vnserem Nechsten wol gehet / soll es vns so lieb seyn / als wäre es vnser eigen Glück; wanns jhm übel gehet / soll es vns so leyd seyn / als wäre es vnser eigen Vnglück. Ja über eigen Vnglück mögen wir vns frewen; aber über deß Nechsten Vnglück müssen wir trawren. Soll solches geschehen / muß das Hertz in der Liebe wol gegründet seyn. Denn wo das nicht ist / so findet sich Neyd vnd Trawrigkeit über deß Nechsten Glück vnd Wolergehen: hingegen Frewd vnd Ergetzung über seinem Vnglück vnd Schaden. Darumb führet vns der Geist Gottes 1. Cor. 12, 12. 25.in der ersten an die Corinther am 12. Capitel auff das Band der Einigung in Christo / wie wir alle Glieder an dem geistlichen Leibe Christi seyn / vnd lehret dabey / daß wir vns vnter einander als Glieder eines Leibes halten sollen. Denn wo keine Spaltung im Leibe seyn soll / müssen die Glieder für einander gleich sorgen; vnd so ein Glied leidet / so leiden alle Glieder mit; vnd so ein Glied wird herrlich gehalten / so frewen sich alle Glieder mit. Wie nun / wann wir vns nicht frewen mit den Frölichen / vnd nicht trawren mit den Trawrigen? das ist eine Anzeigung / daß wir entweder todte / vnd vom Leibe Christi abgerissene Glieder seyn / oder gar schwache Glieder / vnd mangeln deß Geistes Christi. so sie es schon allerdings nicht recht machen. Denn das Evangelium führet lauter Segen mit sich / die das Wort von Gottes Gnad vnd Segen wollen im Mund vnd Hertzen führen / die müssen niemand fluchen. Denn wo das Hertz voll Segen ist / lässt sich der Segen im Munde hören. Aber ein Fluchmaul ist kein Christenmaul. Wie aber / wann vns ein Fluch vnversehens auß dem Munde entfähret? Sihe / das laß dir alsdann eine Anzeigung seyn / wie auch mitten in den wiedergebornen Christen annoch der Fluch wohnet. Dann wo kein Fluch ist / da kan auch kein Fluch herauß gehen. Was soll man denn thun? Man muß über solchen Jammer klagen / vnd Gott vmb Vergebung bitten. Zum neundten: Frewet euch mit den Frölichen / vnd weinet mit den Weinenden. Die Meynung ist: wann es vnserem Nechsten wol gehet / soll es vns so lieb seyn / als wäre es vnser eigen Glück; wanns jhm übel gehet / soll es vns so leyd seyn / als wäre es vnser eigen Vnglück. Ja über eigen Vnglück mögen wir vns frewen; aber über deß Nechsten Vnglück müssen wir trawren. Soll solches geschehen / muß das Hertz in der Liebe wol gegründet seyn. Denn wo das nicht ist / so findet sich Neyd vnd Trawrigkeit über deß Nechsten Glück vnd Wolergehen: hingegen Frewd vnd Ergetzung über seinem Vnglück vnd Schaden. Darumb führet vns der Geist Gottes 1. Cor. 12, 12. 25.in der ersten an die Corinther am 12. Capitel auff das Band der Einigung in Christo / wie wir alle Glieder an dem geistlichen Leibe Christi seyn / vnd lehret dabey / daß wir vns vnter einander als Glieder eines Leibes halten sollen. Denn wo keine Spaltung im Leibe seyn soll / müssen die Glieder für einander gleich sorgen; vnd so ein Glied leidet / so leiden alle Glieder mit; vnd so ein Glied wird herrlich gehalten / so frewen sich alle Glieder mit. Wie nun / wann wir vns nicht frewen mit den Frölichen / vnd nicht trawren mit den Trawrigen? das ist eine Anzeigung / daß wir entweder todte / vnd vom Leibe Christi abgerissene Glieder seyn / oder gar schwache Glieder / vnd mangeln deß Geistes Christi. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0288" n="268"/> so sie es schon allerdings nicht recht machen. Denn das Evangelium führet lauter Segen mit sich / die das Wort von Gottes Gnad vnd Segen wollen im Mund vnd Hertzen führen / die müssen niemand fluchen. Denn wo das Hertz voll Segen ist / lässt sich der Segen im Munde hören. Aber ein Fluchmaul ist kein Christenmaul. Wie aber / wann vns ein Fluch vnversehens auß dem Munde entfähret? Sihe / das laß dir alsdann eine Anzeigung seyn / wie auch mitten in den wiedergebornen Christen annoch der Fluch wohnet. Dann wo kein Fluch ist / da kan auch kein Fluch herauß gehen. Was soll man denn thun? Man muß über solchen Jammer klagen / vnd Gott vmb Vergebung bitten.</p> <note place="left">Reg. IX. V. 15.</note> <p>Zum neundten: Frewet euch mit den Frölichen / vnd weinet mit den Weinenden. Die Meynung ist: wann es vnserem Nechsten wol gehet / soll es vns so lieb seyn / als wäre es vnser eigen Glück; wanns jhm übel gehet / soll es vns so leyd seyn / als wäre es vnser eigen Vnglück. Ja über eigen Vnglück mögen wir vns frewen; aber über deß Nechsten Vnglück müssen wir trawren. Soll solches geschehen / muß das Hertz in der Liebe wol gegründet seyn. Denn wo das nicht ist / so findet sich Neyd vnd Trawrigkeit über deß Nechsten Glück vnd Wolergehen: hingegen Frewd vnd Ergetzung über seinem Vnglück vnd Schaden. Darumb führet vns der Geist Gottes <note place="left">1. Cor. 12, 12. 25.</note>in der ersten an die Corinther am 12. Capitel auff das Band der Einigung in Christo / wie wir alle Glieder an dem geistlichen Leibe Christi seyn / vnd lehret dabey / daß wir vns vnter einander als Glieder eines Leibes halten sollen. Denn wo keine Spaltung im Leibe seyn soll / müssen die Glieder für einander gleich sorgen; vnd so ein Glied leidet / so leiden alle Glieder mit; vnd so ein Glied wird herrlich gehalten / so frewen sich alle Glieder mit. Wie nun / wann wir vns nicht frewen mit den Frölichen / vnd nicht trawren mit den Trawrigen? das ist eine Anzeigung / daß wir entweder todte / vnd vom Leibe Christi abgerissene Glieder seyn / oder gar schwache Glieder / vnd mangeln deß Geistes Christi. </p> </div> </body> </text> </TEI> [268/0288]
so sie es schon allerdings nicht recht machen. Denn das Evangelium führet lauter Segen mit sich / die das Wort von Gottes Gnad vnd Segen wollen im Mund vnd Hertzen führen / die müssen niemand fluchen. Denn wo das Hertz voll Segen ist / lässt sich der Segen im Munde hören. Aber ein Fluchmaul ist kein Christenmaul. Wie aber / wann vns ein Fluch vnversehens auß dem Munde entfähret? Sihe / das laß dir alsdann eine Anzeigung seyn / wie auch mitten in den wiedergebornen Christen annoch der Fluch wohnet. Dann wo kein Fluch ist / da kan auch kein Fluch herauß gehen. Was soll man denn thun? Man muß über solchen Jammer klagen / vnd Gott vmb Vergebung bitten.
Zum neundten: Frewet euch mit den Frölichen / vnd weinet mit den Weinenden. Die Meynung ist: wann es vnserem Nechsten wol gehet / soll es vns so lieb seyn / als wäre es vnser eigen Glück; wanns jhm übel gehet / soll es vns so leyd seyn / als wäre es vnser eigen Vnglück. Ja über eigen Vnglück mögen wir vns frewen; aber über deß Nechsten Vnglück müssen wir trawren. Soll solches geschehen / muß das Hertz in der Liebe wol gegründet seyn. Denn wo das nicht ist / so findet sich Neyd vnd Trawrigkeit über deß Nechsten Glück vnd Wolergehen: hingegen Frewd vnd Ergetzung über seinem Vnglück vnd Schaden. Darumb führet vns der Geist Gottes in der ersten an die Corinther am 12. Capitel auff das Band der Einigung in Christo / wie wir alle Glieder an dem geistlichen Leibe Christi seyn / vnd lehret dabey / daß wir vns vnter einander als Glieder eines Leibes halten sollen. Denn wo keine Spaltung im Leibe seyn soll / müssen die Glieder für einander gleich sorgen; vnd so ein Glied leidet / so leiden alle Glieder mit; vnd so ein Glied wird herrlich gehalten / so frewen sich alle Glieder mit. Wie nun / wann wir vns nicht frewen mit den Frölichen / vnd nicht trawren mit den Trawrigen? das ist eine Anzeigung / daß wir entweder todte / vnd vom Leibe Christi abgerissene Glieder seyn / oder gar schwache Glieder / vnd mangeln deß Geistes Christi.
1. Cor. 12, 12. 25.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/288 |
Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/288>, abgerufen am 16.02.2025. |