Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.den Menschen allein erhebet. Ist aber der Glaube da / so haben wir das rechte Hauptgut / durch den Glauben kan vnd soll ein jeglicher sich halten für den allergrössesten vnd fürnembsten Menschen / dann es ist ein Heil / ein Reichthumb / eine Hoheit in Christo / allen Glaubigen gemein / du hast eben so viel in Christo / als der allerheiligste. Weil aber bey dem Glauben Gott seine Gaben vnterschiedlich außgetheilet hat / so sollen wir auch auff dieselbe sehen / 1. wann du sihest / daß dir eine Gabe entzogen sey / sollstu dir dieselbe nicht zumessen / auch vmb derselben kein Ehr vnd Ansehen begehren. 2. So du sihest / daß dir eine geringe Maaß zugemessen sey / so gedencke daß GOtt sey / der es außtheile / damit du nicht vngedültig werdest / oder andern mißgönnest / laß dich begnügen / daß du das Hauptgut habest / Christum vnd den Himmel im Glauben / es ist Hoheit genug nur ein Glied seyn an dem Leibe Christi / wär es auch das allergeringste. Meine Händ vnd Füß seynd eben so wol meine Glieder / als mein Auge / liebe sie auch / vnd pflege jhrer / ob schen das Auge ein edlere Wirckung hat / wann dann GOtt nicht hat wollen haben / daß du ein Auge seyest / sondern daß du ein Fuß oder Hand seyest / das laß dir gefallen / vnd gedencke / Ich habe ein so grosses Gut schon in Christo / als ein Mensch jmmermehr bekommen kan / ob mich wol Gott an diesen geringen Ort vnd Stand gesetzet / vnd diese geringe Gaben gegeben hat / so will ich derselben brauchen / zu Dienste meiner Mitglieder / vnd zur Ehre meines Gottes / vnd weiß gewiß / daß jhm dieser mein geringer Dienst so angenehm seyn wird / als der grösseste; ja vielleicht noch angenehmer / darumb / daß du dir vmb seinet willen auch das geringste gefallen lässest. Damit richten sich auff / die sonsten in der Welt geringschätzig vnd veracht seyn / Dienstknechte vnd Mägde / arme Handwercksleute / vnd die gar in einem schmählichen Stand sitzen / als ein Schinder vnd Hencker. 3. Findestu bey dir hohe Gaben / so verachte doch andere nicht / ist schon dein Ampt / deine Gabe vnd dein Werck fürtrefflicher / denn anderer Leute / solstu doch durch den Menschen allein erhebet. Ist aber der Glaube da / so haben wir das rechte Hauptgut / durch den Glauben kan vnd soll ein jeglicher sich halten für den allergrössesten vnd fürnembsten Menschen / dann es ist ein Heil / ein Reichthumb / eine Hoheit in Christo / allen Glaubigen gemein / du hast eben so viel in Christo / als der allerheiligste. Weil aber bey dem Glauben Gott seine Gaben vnterschiedlich außgetheilet hat / so sollen wir auch auff dieselbe sehen / 1. wann du sihest / daß dir eine Gabe entzogen sey / sollstu dir dieselbe nicht zumessen / auch vmb derselben kein Ehr vnd Ansehen begehren. 2. So du sihest / daß dir eine geringe Maaß zugemessen sey / so gedencke daß GOtt sey / der es außtheile / damit du nicht vngedültig werdest / oder andern mißgönnest / laß dich begnügen / daß du das Hauptgut habest / Christum vnd den Himmel im Glauben / es ist Hoheit genug nur ein Glied seyn an dem Leibe Christi / wär es auch das allergeringste. Meine Händ vnd Füß seynd eben so wol meine Glieder / als mein Auge / liebe sie auch / vnd pflege jhrer / ob schen das Auge ein edlere Wirckung hat / wann dann GOtt nicht hat wollen haben / daß du ein Auge seyest / sondern daß du ein Fuß oder Hand seyest / das laß dir gefallen / vnd gedencke / Ich habe ein so grosses Gut schon in Christo / als ein Mensch jmmermehr bekommen kan / ob mich wol Gott an diesen geringen Ort vnd Stand gesetzet / vnd diese geringe Gaben gegeben hat / so will ich derselben brauchen / zu Dienste meiner Mitglieder / vnd zur Ehre meines Gottes / vnd weiß gewiß / daß jhm dieser mein geringer Dienst so angenehm seyn wird / als der grösseste; ja vielleicht noch angenehmer / darumb / daß du dir vmb seinet willen auch das geringste gefallen lässest. Damit richten sich auff / die sonsten in der Welt geringschätzig vnd veracht seyn / Dienstknechte vnd Mägde / arme Handwercksleute / vnd die gar in einem schmählichen Stand sitzen / als ein Schinder vnd Hencker. 3. 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So du sihest / daß dir eine geringe Maaß zugemessen sey / so gedencke daß GOtt sey / der es außtheile / damit du nicht vngedültig werdest / oder andern mißgönnest / laß dich begnügen / daß du das Hauptgut habest / Christum vnd den Himmel im Glauben / es ist Hoheit genug nur ein Glied seyn an dem Leibe Christi / wär es auch das allergeringste. Meine Händ vnd Füß seynd eben so wol meine Glieder / als mein Auge / liebe sie auch / vnd pflege jhrer / ob schen das Auge ein edlere Wirckung hat / wann dann GOtt nicht hat wollen haben / daß du ein Auge seyest / sondern daß du ein Fuß oder Hand seyest / das laß dir gefallen / vnd gedencke / Ich habe ein so grosses Gut schon in Christo / als ein Mensch jmmermehr bekommen kan / ob mich wol Gott an diesen geringen Ort vnd Stand gesetzet / vnd diese geringe Gaben gegeben hat / so will ich derselben brauchen / zu Dienste meiner Mitglieder / vnd zur Ehre meines Gottes / vnd weiß gewiß / daß jhm dieser mein geringer Dienst so angenehm seyn wird / als der grösseste; ja vielleicht noch angenehmer / darumb / daß du dir vmb seinet willen auch das geringste gefallen lässest. Damit richten sich auff / die sonsten in der Welt geringschätzig vnd veracht seyn / Dienstknechte vnd Mägde / arme Handwercksleute / vnd die gar in einem schmählichen Stand sitzen / als ein Schinder vnd Hencker. 3. 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den Menschen allein erhebet. Ist aber der Glaube da / so haben wir das rechte Hauptgut / durch den Glauben kan vnd soll ein jeglicher sich halten für den allergrössesten vnd fürnembsten Menschen / dann es ist ein Heil / ein Reichthumb / eine Hoheit in Christo / allen Glaubigen gemein / du hast eben so viel in Christo / als der allerheiligste.
Weil aber bey dem Glauben Gott seine Gaben vnterschiedlich außgetheilet hat / so sollen wir auch auff dieselbe sehen / 1. wann du sihest / daß dir eine Gabe entzogen sey / sollstu dir dieselbe nicht zumessen / auch vmb derselben kein Ehr vnd Ansehen begehren. 2. So du sihest / daß dir eine geringe Maaß zugemessen sey / so gedencke daß GOtt sey / der es außtheile / damit du nicht vngedültig werdest / oder andern mißgönnest / laß dich begnügen / daß du das Hauptgut habest / Christum vnd den Himmel im Glauben / es ist Hoheit genug nur ein Glied seyn an dem Leibe Christi / wär es auch das allergeringste. Meine Händ vnd Füß seynd eben so wol meine Glieder / als mein Auge / liebe sie auch / vnd pflege jhrer / ob schen das Auge ein edlere Wirckung hat / wann dann GOtt nicht hat wollen haben / daß du ein Auge seyest / sondern daß du ein Fuß oder Hand seyest / das laß dir gefallen / vnd gedencke / Ich habe ein so grosses Gut schon in Christo / als ein Mensch jmmermehr bekommen kan / ob mich wol Gott an diesen geringen Ort vnd Stand gesetzet / vnd diese geringe Gaben gegeben hat / so will ich derselben brauchen / zu Dienste meiner Mitglieder / vnd zur Ehre meines Gottes / vnd weiß gewiß / daß jhm dieser mein geringer Dienst so angenehm seyn wird / als der grösseste; ja vielleicht noch angenehmer / darumb / daß du dir vmb seinet willen auch das geringste gefallen lässest. Damit richten sich auff / die sonsten in der Welt geringschätzig vnd veracht seyn / Dienstknechte vnd Mägde / arme Handwercksleute / vnd die gar in einem schmählichen Stand sitzen / als ein Schinder vnd Hencker. 3. Findestu bey dir hohe Gaben / so verachte doch andere nicht / ist schon dein Ampt / deine Gabe vnd dein Werck fürtrefflicher / denn anderer Leute / solstu doch durch
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/266>, abgerufen am 16.02.2025. |