Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Menschen nichts gelten. Vnd eben dadurch / daß die Natur bey dir erstirbt / vnd du deinem Sinn vnd eigenen Willen absagest / heissestu ein Opffer Gottes. Mancher sagt / das ist meine Natur / ich kans nicht ändern / klebts mir an dem Rock / so wolt ich den Rock von mir werffen. Damit meynt er / sey er entschuldiget. Aber wo stehet / daß wir vnsere Natur sollen behalten? Vnsere Ernewrung gehet nicht den Rock an / sondern das Hertz vnd die Natur selbst. Erkennestu / daß dein Sinn vnd Natur böse ist / das ist gut; aber thue das hinzu / vnd bekümmere dich / wie du den bösen Sinn ändern mögest / nach dem Wort / das hie stehet: Verändert euch durch Ernewrung ewres Sinnes. Vnser Sinn muß eine newe Gestalt annehmen / daß er nicht mehr bestialisch sey / sondern vernünfftig; nicht mehr jrrdisch / sondern himlisch / nicht mehr sündlich / sondern heilig. Wofür sich ein Gott-ergebener Mensch hüten muß / haben wir gehöret / nemblich für der Welt vnd eignen Sinn. Nun istUnum tenendum, Voluntas DEI. übrig eins / dem wir als einer gewissen Regel stetiglich folgen müssen / das ist Gottes Wille. Prüfet / welches da sey der gute / der wolgefällige / vnd der vollkommene Gottes Wille. Der Wille Gottes heisst hie / was GOtt von vns fodert vnd haben will; als wann geschrieben stehet: Der Wille Gottes ist ewre Heiligung; ist die Meynung: das was GOtt von euch begehret vnd haben will / ist ewre Heiligung. Wer nun sich GOtt zum heiligen Opffer ergeben will / der muß nicht achten / was in der Welt üblich / oder was vnserm Sinne geliebet; sondern einig vnd allein auff Gottes Willen acht haben / vnd dem folgen. Darumb er auch in allem thun vnd lassen fleissig prüfen vnd nachforschen muß / was Gottes Wille sey. Da muß ein Christ nicht leichtglaubig seyn / vnd stracks bey seinem thun oder lassen gedencken; das mag GOtt wol leiden / es ist GOtt nicht zu wider; sondern er soll in diesem fall argwönisch seyn / vnd sorgfältig / ob er auch den Willen GOttes treffe oder nicht. Gleich wie ein fürsichtiger Menschen nichts gelten. Vnd eben dadurch / daß die Natur bey dir erstirbt / vnd du deinem Sinn vnd eigenen Willen absagest / heissestu ein Opffer Gottes. Mancher sagt / das ist meine Natur / ich kans nicht ändern / klebts mir an dem Rock / so wolt ich den Rock von mir werffen. Damit meynt er / sey er entschuldiget. Aber wo stehet / daß wir vnsere Natur sollen behalten? Vnsere Ernewrung gehet nicht den Rock an / sondern das Hertz vnd die Natur selbst. Erkennestu / daß dein Sinn vnd Natur böse ist / das ist gut; aber thue das hinzu / vnd bekümmere dich / wie du den bösen Sinn ändern mögest / nach dem Wort / das hie stehet: Verändert euch durch Ernewrung ewres Sinnes. Vnser Sinn muß eine newe Gestalt annehmen / daß er nicht mehr bestialisch sey / sondern vernünfftig; nicht mehr jrrdisch / sondern himlisch / nicht mehr sündlich / sondern heilig. Wofür sich ein Gott-ergebener Mensch hüten muß / haben wir gehöret / nemblich für der Welt vnd eignen Sinn. Nun istUnum tenendum, Voluntas DEI. übrig eins / dem wir als einer gewissen Regel stetiglich folgen müssen / das ist Gottes Wille. Prüfet / welches da sey der gute / der wolgefällige / vnd der vollkommene Gottes Wille. Der Wille Gottes heisst hie / was GOtt von vns fodert vnd haben will; als wann geschrieben stehet: Der Wille Gottes ist ewre Heiligung; ist die Meynung: das was GOtt von euch begehret vnd haben will / ist ewre Heiligung. Wer nun sich GOtt zum heiligen Opffer ergeben will / der muß nicht achten / was in der Welt üblich / oder was vnserm Sinne geliebet; sondern einig vnd allein auff Gottes Willen acht haben / vnd dem folgen. Darumb er auch in allem thun vnd lassen fleissig prüfen vnd nachforschen muß / was Gottes Wille sey. Da muß ein Christ nicht leichtglaubig seyn / vnd stracks bey seinem thun oder lassen gedencken; das mag GOtt wol leiden / es ist GOtt nicht zu wider; sondern er soll in diesem fall argwönisch seyn / vnd sorgfältig / ob er auch den Willen GOttes treffe oder nicht. Gleich wie ein fürsichtiger <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0255" n="235"/> Menschen nichts gelten. Vnd eben dadurch / daß die Natur bey dir erstirbt / vnd du deinem Sinn vnd eigenen Willen absagest / heissestu ein Opffer Gottes. Mancher sagt / das ist meine Natur / ich kans nicht ändern / klebts mir an dem Rock / so wolt ich den Rock von mir werffen. Damit meynt er / sey er entschuldiget. Aber wo stehet / daß wir vnsere Natur sollen behalten? Vnsere Ernewrung gehet nicht den Rock an / sondern das Hertz vnd die Natur selbst. Erkennestu / daß dein Sinn vnd Natur böse ist / das ist gut; aber thue das hinzu / vnd bekümmere dich / wie du den bösen Sinn ändern mögest / nach dem Wort / das hie stehet: Verändert euch durch Ernewrung ewres Sinnes. Vnser Sinn muß eine newe Gestalt annehmen / daß er nicht mehr bestialisch sey / sondern vernünfftig; nicht mehr jrrdisch / sondern himlisch / nicht mehr sündlich / sondern heilig.</p> <p>Wofür sich ein Gott-ergebener Mensch hüten muß / haben wir gehöret / nemblich für der Welt vnd eignen Sinn. Nun ist<note place="right">Unum tenendum, Voluntas DEI.</note> übrig eins / dem wir als einer gewissen Regel stetiglich folgen müssen / das ist Gottes Wille. Prüfet / welches da sey der gute / der wolgefällige / vnd der vollkommene Gottes Wille. Der Wille Gottes heisst hie / was GOtt von vns fodert vnd haben will; als wann geschrieben stehet: Der Wille Gottes ist ewre Heiligung; ist die Meynung: das was GOtt von euch begehret vnd haben will / ist ewre Heiligung. Wer nun sich GOtt zum heiligen Opffer ergeben will / der muß nicht achten / was in der Welt üblich / oder was vnserm Sinne geliebet; sondern einig vnd allein auff Gottes Willen acht haben / vnd dem folgen. Darumb er auch in allem thun vnd lassen fleissig prüfen vnd nachforschen muß / was Gottes Wille sey. Da muß ein Christ nicht leichtglaubig seyn / vnd stracks bey seinem thun oder lassen gedencken; das mag GOtt wol leiden / es ist GOtt nicht zu wider; sondern er soll in diesem fall argwönisch seyn / vnd sorgfältig / ob er auch den Willen GOttes treffe oder nicht. Gleich wie ein fürsichtiger </p> </div> </body> </text> </TEI> [235/0255]
Menschen nichts gelten. Vnd eben dadurch / daß die Natur bey dir erstirbt / vnd du deinem Sinn vnd eigenen Willen absagest / heissestu ein Opffer Gottes. Mancher sagt / das ist meine Natur / ich kans nicht ändern / klebts mir an dem Rock / so wolt ich den Rock von mir werffen. Damit meynt er / sey er entschuldiget. Aber wo stehet / daß wir vnsere Natur sollen behalten? Vnsere Ernewrung gehet nicht den Rock an / sondern das Hertz vnd die Natur selbst. Erkennestu / daß dein Sinn vnd Natur böse ist / das ist gut; aber thue das hinzu / vnd bekümmere dich / wie du den bösen Sinn ändern mögest / nach dem Wort / das hie stehet: Verändert euch durch Ernewrung ewres Sinnes. Vnser Sinn muß eine newe Gestalt annehmen / daß er nicht mehr bestialisch sey / sondern vernünfftig; nicht mehr jrrdisch / sondern himlisch / nicht mehr sündlich / sondern heilig.
Wofür sich ein Gott-ergebener Mensch hüten muß / haben wir gehöret / nemblich für der Welt vnd eignen Sinn. Nun ist übrig eins / dem wir als einer gewissen Regel stetiglich folgen müssen / das ist Gottes Wille. Prüfet / welches da sey der gute / der wolgefällige / vnd der vollkommene Gottes Wille. Der Wille Gottes heisst hie / was GOtt von vns fodert vnd haben will; als wann geschrieben stehet: Der Wille Gottes ist ewre Heiligung; ist die Meynung: das was GOtt von euch begehret vnd haben will / ist ewre Heiligung. Wer nun sich GOtt zum heiligen Opffer ergeben will / der muß nicht achten / was in der Welt üblich / oder was vnserm Sinne geliebet; sondern einig vnd allein auff Gottes Willen acht haben / vnd dem folgen. Darumb er auch in allem thun vnd lassen fleissig prüfen vnd nachforschen muß / was Gottes Wille sey. Da muß ein Christ nicht leichtglaubig seyn / vnd stracks bey seinem thun oder lassen gedencken; das mag GOtt wol leiden / es ist GOtt nicht zu wider; sondern er soll in diesem fall argwönisch seyn / vnd sorgfältig / ob er auch den Willen GOttes treffe oder nicht. Gleich wie ein fürsichtiger
Unum tenendum, Voluntas DEI.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/255>, abgerufen am 16.02.2025. |