Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.die Haupt-Tugenden / derer wir vns sollen befleissigen. Durch Zucht wird nicht allein verstanden die Reinigkeit deß Fleisches / sondern auch deß Gemüths / vnd ist eine Mässigkeit in Essen vnd Trincken / Worten vnd Begierden / auch in Schlaffen vnd Kleidung. Die Gerechtigkeit sihet auff den Nechsten / vnd thut demselbigen was du wilst das dir geschehe / dem sollen wir kein Schad noch Leyd thun an Leib oder Gut / an Weib / an Kind / oder etwas das sein ist. Hingegen seynd wir schüldig jhm beyzuspringen / vnd zu helffen an Leib vnd Gut / vnd allem das wir haben / in allem / da wir sehen daß er vnser bedürfftig ist. Dahin gehöret auch Fleiß im Ampt / daß ein Knecht thue was eines Knechtes ist / vnd eine Obrigkeit was der Obrigkeit ist / vnd ein jeglicher was seines Standes ist. Die Gottseligkeit ist ein allgemeine Tugend / sihet auff GOtt / vnd ist entgegen gesetzt dem vngöttlichen Wesen: sie bestehet in zweyen Stücken. Erstlich im Vertrawen / daß das Hertze auff Gott hoffe / vnd auff seine Gnade bawe / daß wann das Hertz nicht glaubig ist / so ist nichts da / denn vngöttlich Wesen / vnd solte auch das Werck / das auß solchem Hertzen kompt / von aussen herrlicher gleissen / als die Wercke der Heiligen. Zum andern erfoderts Gottesfurcht / daß wir nichts begehren wider Gott zu thun. Wer gottselig lebet / der thut nichts von jhm selber / sondern er ergibet sich GOtt zu eigen / vnd ist wie ein zahmes Pferd / das seinem Rittmeister den Zaum gönnet / vnd sich regieren lässt. Das seyn die drey Haupt-Tugenden / denen ein Christ in dieser Welt folgen muß / daß er lebe keusch vnd mässig gegen sich selbsten / gerecht gegen dem Nechsten / vnd gottselig gegen Gott. Wie die beyde ersten Regeln vns gewiesen haben auff die Wanderschafft dieser Welt / was darinnen zu meiden oder zu lieben ist: Also weiset vns die dritte Regel zur Welt hinauß auff das Ende / dahin wir in vnserer Wanderschafft sehen sollen / Denn wir sollen warten auff die selige Hoffnung vnd Erschei- die Haupt-Tugenden / derer wir vns sollen befleissigen. Durch Zucht wird nicht allein verstanden die Reinigkeit deß Fleisches / sondern auch deß Gemüths / vnd ist eine Mässigkeit in Essen vnd Trincken / Worten vnd Begierden / auch in Schlaffen vnd Kleidung. Die Gerechtigkeit sihet auff den Nechsten / vnd thut demselbigen was du wilst das dir geschehe / dem sollen wir kein Schad noch Leyd thun an Leib oder Gut / an Weib / an Kind / oder etwas das sein ist. Hingegen seynd wir schüldig jhm beyzuspringen / vnd zu helffen an Leib vnd Gut / vnd allem das wir haben / in allem / da wir sehen daß er vnser bedürfftig ist. Dahin gehöret auch Fleiß im Ampt / daß ein Knecht thue was eines Knechtes ist / vnd eine Obrigkeit was der Obrigkeit ist / vnd ein jeglicher was seines Standes ist. Die Gottseligkeit ist ein allgemeine Tugend / sihet auff GOtt / vnd ist entgegen gesetzt dem vngöttlichen Wesen: sie bestehet in zweyen Stücken. Erstlich im Vertrawen / daß das Hertze auff Gott hoffe / vnd auff seine Gnade bawe / daß wann das Hertz nicht glaubig ist / so ist nichts da / denn vngöttlich Wesen / vnd solte auch das Werck / das auß solchem Hertzen kompt / von aussen herrlicher gleissen / als die Wercke der Heiligen. Zum andern erfoderts Gottesfurcht / daß wir nichts begehren wider Gott zu thun. Wer gottselig lebet / der thut nichts von jhm selber / sondern er ergibet sich GOtt zu eigen / vnd ist wie ein zahmes Pferd / das seinem Rittmeister den Zaum gönnet / vnd sich regieren lässt. Das seyn die drey Haupt-Tugenden / denen ein Christ in dieser Welt folgen muß / daß er lebe keusch vnd mässig gegen sich selbsten / gerecht gegen dem Nechsten / vnd gottselig gegen Gott. Wie die beyde ersten Regeln vns gewiesen haben auff die Wanderschafft dieser Welt / was darinnen zu meiden oder zu lieben ist: Also weiset vns die dritte Regel zur Welt hinauß auff das Ende / dahin wir in vnserer Wanderschafft sehen sollen / Denn wir sollen warten auff die selige Hoffnung vnd Erschei- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0144" n="124"/> die Haupt-Tugenden / derer wir vns sollen befleissigen. Durch Zucht wird nicht allein verstanden die Reinigkeit deß Fleisches / sondern auch deß Gemüths / vnd ist eine Mässigkeit in Essen vnd Trincken / Worten vnd Begierden / auch in Schlaffen vnd Kleidung. Die Gerechtigkeit sihet auff den Nechsten / vnd thut demselbigen was du wilst das dir geschehe / dem sollen wir kein Schad noch Leyd thun an Leib oder Gut / an Weib / an Kind / oder etwas das sein ist. Hingegen seynd wir schüldig jhm beyzuspringen / vnd zu helffen an Leib vnd Gut / vnd allem das wir haben / in allem / da wir sehen daß er vnser bedürfftig ist. Dahin gehöret auch Fleiß im Ampt / daß ein Knecht thue was eines Knechtes ist / vnd eine Obrigkeit was der Obrigkeit ist / vnd ein jeglicher was seines Standes ist. Die Gottseligkeit ist ein allgemeine Tugend / sihet auff GOtt / vnd ist entgegen gesetzt dem vngöttlichen Wesen: sie bestehet in zweyen Stücken. Erstlich im Vertrawen / daß das Hertze auff Gott hoffe / vnd auff seine Gnade bawe / daß wann das Hertz nicht glaubig ist / so ist nichts da / denn vngöttlich Wesen / vnd solte auch das Werck / das auß solchem Hertzen kompt / von aussen herrlicher gleissen / als die Wercke der Heiligen. Zum andern erfoderts Gottesfurcht / daß wir nichts begehren wider Gott zu thun. Wer gottselig lebet / der thut nichts von jhm selber / sondern er ergibet sich GOtt zu eigen / vnd ist wie ein zahmes Pferd / das seinem Rittmeister den Zaum gönnet / vnd sich regieren lässt. Das seyn die drey Haupt-Tugenden / denen ein Christ in dieser Welt folgen muß / daß er lebe keusch vnd mässig gegen sich selbsten / gerecht gegen dem Nechsten / vnd gottselig gegen Gott.</p> <note place="left">Regula 3.</note> <p>Wie die beyde ersten Regeln vns gewiesen haben auff die Wanderschafft dieser Welt / was darinnen zu meiden oder zu lieben ist: Also weiset vns die dritte Regel zur Welt hinauß auff das Ende / dahin wir in vnserer Wanderschafft sehen sollen / Denn wir sollen warten auff die selige Hoffnung vnd Erschei- </p> </div> </body> </text> </TEI> [124/0144]
die Haupt-Tugenden / derer wir vns sollen befleissigen. Durch Zucht wird nicht allein verstanden die Reinigkeit deß Fleisches / sondern auch deß Gemüths / vnd ist eine Mässigkeit in Essen vnd Trincken / Worten vnd Begierden / auch in Schlaffen vnd Kleidung. Die Gerechtigkeit sihet auff den Nechsten / vnd thut demselbigen was du wilst das dir geschehe / dem sollen wir kein Schad noch Leyd thun an Leib oder Gut / an Weib / an Kind / oder etwas das sein ist. Hingegen seynd wir schüldig jhm beyzuspringen / vnd zu helffen an Leib vnd Gut / vnd allem das wir haben / in allem / da wir sehen daß er vnser bedürfftig ist. Dahin gehöret auch Fleiß im Ampt / daß ein Knecht thue was eines Knechtes ist / vnd eine Obrigkeit was der Obrigkeit ist / vnd ein jeglicher was seines Standes ist. Die Gottseligkeit ist ein allgemeine Tugend / sihet auff GOtt / vnd ist entgegen gesetzt dem vngöttlichen Wesen: sie bestehet in zweyen Stücken. Erstlich im Vertrawen / daß das Hertze auff Gott hoffe / vnd auff seine Gnade bawe / daß wann das Hertz nicht glaubig ist / so ist nichts da / denn vngöttlich Wesen / vnd solte auch das Werck / das auß solchem Hertzen kompt / von aussen herrlicher gleissen / als die Wercke der Heiligen. Zum andern erfoderts Gottesfurcht / daß wir nichts begehren wider Gott zu thun. Wer gottselig lebet / der thut nichts von jhm selber / sondern er ergibet sich GOtt zu eigen / vnd ist wie ein zahmes Pferd / das seinem Rittmeister den Zaum gönnet / vnd sich regieren lässt. Das seyn die drey Haupt-Tugenden / denen ein Christ in dieser Welt folgen muß / daß er lebe keusch vnd mässig gegen sich selbsten / gerecht gegen dem Nechsten / vnd gottselig gegen Gott.
Wie die beyde ersten Regeln vns gewiesen haben auff die Wanderschafft dieser Welt / was darinnen zu meiden oder zu lieben ist: Also weiset vns die dritte Regel zur Welt hinauß auff das Ende / dahin wir in vnserer Wanderschafft sehen sollen / Denn wir sollen warten auff die selige Hoffnung vnd Erschei-
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