Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Weiter zum andern / erscheinet vns Christus als ein Liecht im Finsternüß / durch Sieg vnd Errettung. Du darffst nicht sorgen / ob soltestu ewig vnter dem Creutze seyn / vnd allein mit süssen Worten dich abspeisen lassen. Er ist dein Erretter / Er muß nicht allein trösten / vnd das Creutz süß vnd leicht machen / sondern auch endlich das Joch gar zerbrechen. Das kan Er thun / das will Er thun / denn Er ist gantz dein. Vns ist ein Kind gebohren / ein Sohn ist vns gegeben. Ist Er dein / so muß Er dir auch dienen mit allem was Er ist vnd hat. Hat dir GOtt der Vatter seinen Sohn gegeben / warumb solt Er dir mit Ihm nicht alles schencken? Hastu den Sohn Gottes / was solte dir mangeln? Je mehr vnd mehr wir im Creutz besagter massen durch Trost vnd Sieg geübet werden / je mehr gewinnen wir zu GOtt Hoffnung / als die lieben Kinder / vnd frewen vns mit Paulo derRom. 5, 3. Trübsal / dieweil wir wissen / daß Trübsal Gedult bringet / Gedult aber bringt Erfahrung / Erfahrung aber bringt Hoffnung / Hoffnung aber lässt nicht zu Schanden werden. Christus wird vns jnnerlich süß / vnd so lieblich / daß wir durch Ihn alles ertragen mögen. Darumb lieben Christen / suchet ewre Frewde in ewrem2. Hortatorius, & consolatorius. Jesu. Wenn Gott ein Mensch wird / spricht er: Sehet meine Lust ist bey den Menschenkindern. Ihr Menschenkinder saget ja nicht: Ich habe keine Lust zu GOtt. So saget jhr zu keinem Fürsten in der Welt / wann er sich zu euch gesellet / allermeist / wann er euch nützlich ist. Es hat die gantze Natur kein edlers Gewächs herfür gebracht / als da das Jungfräwliche Zweiglein Früchte getragen. Hüte dich / daß du nicht lieber zu einem wurmstichigen Apffel greiffest / als zu dieser alleredelsten Frucht. Viele suchen jhre grösseste Lust in der Welt / bey denen kan Christus keinen Raum finden; wenn die Herberge voll / ist kein Raum für Christo. Kompt denn Trübsal vnd Angst / muß die Seel im finstern bleiben / vnd findet keinen Trost. Wenn aber Christus mit seiner Lust das Hertze eingenommen / hastu ein Liecht / das dir im Finsternüß scheinen Weiter zum andern / erscheinet vns Christus als ein Liecht im Finsternüß / durch Sieg vnd Errettung. Du darffst nicht sorgen / ob soltestu ewig vnter dem Creutze seyn / vnd allein mit süssen Worten dich abspeisen lassen. Er ist dein Erretter / Er muß nicht allein trösten / vnd das Creutz süß vnd leicht machen / sondern auch endlich das Joch gar zerbrechen. Das kan Er thun / das will Er thun / denn Er ist gantz dein. Vns ist ein Kind gebohren / ein Sohn ist vns gegeben. Ist Er dein / so muß Er dir auch dienen mit allem was Er ist vnd hat. Hat dir GOtt der Vatter seinen Sohn gegeben / warumb solt Er dir mit Ihm nicht alles schencken? Hastu den Sohn Gottes / was solte dir mangeln? Je mehr vnd mehr wir im Creutz besagter massen durch Trost vnd Sieg geübet werden / je mehr gewinnen wir zu GOtt Hoffnung / als die lieben Kinder / vnd frewen vns mit Paulo derRom. 5, 3. Trübsal / dieweil wir wissen / daß Trübsal Gedult bringet / Gedult aber bringt Erfahrung / Erfahrung aber bringt Hoffnung / Hoffnung aber lässt nicht zu Schanden werden. Christus wird vns jnnerlich süß / vnd so lieblich / daß wir durch Ihn alles ertragen mögen. Darumb lieben Christen / suchet ewre Frewde in ewrem2. Hortatorius, & consolatorius. Jesu. Wenn Gott ein Mensch wird / spricht er: Sehet meine Lust ist bey den Menschenkindern. Ihr Menschenkinder saget ja nicht: Ich habe keine Lust zu GOtt. So saget jhr zu keinem Fürsten in der Welt / wann er sich zu euch gesellet / allermeist / wann er euch nützlich ist. Es hat die gantze Natur kein edlers Gewächs herfür gebracht / als da das Jungfräwliche Zweiglein Früchte getragen. Hüte dich / daß du nicht lieber zu einem wurmstichigen Apffel greiffest / als zu dieser alleredelsten Frucht. Viele suchen jhre grösseste Lust in der Welt / bey denen kan Christus keinen Raum finden; wenn die Herberge voll / ist kein Raum für Christo. Kompt denn Trübsal vnd Angst / muß die Seel im finstern bleiben / vnd findet keinen Trost. Wenn aber Christus mit seiner Lust das Hertze eingenommen / hastu ein Liecht / das dir im Finsternüß scheinen <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0111" n="91"/> <p>Weiter zum andern / erscheinet vns Christus als ein Liecht im Finsternüß / durch Sieg vnd Errettung. Du darffst nicht sorgen / ob soltestu ewig vnter dem Creutze seyn / vnd allein mit süssen Worten dich abspeisen lassen. Er ist dein Erretter / Er muß nicht allein trösten / vnd das Creutz süß vnd leicht machen / sondern auch endlich das Joch gar zerbrechen. Das kan Er thun / das will Er thun / denn Er ist gantz dein. Vns ist ein Kind gebohren / ein Sohn ist vns gegeben. Ist Er dein / so muß Er dir auch dienen mit allem was Er ist vnd hat. Hat dir GOtt der Vatter seinen Sohn gegeben / warumb solt Er dir mit Ihm nicht alles schencken? Hastu den Sohn Gottes / was solte dir mangeln?</p> <p>Je mehr vnd mehr wir im Creutz besagter massen durch Trost vnd Sieg geübet werden / je mehr gewinnen wir zu GOtt Hoffnung / als die lieben Kinder / vnd frewen vns mit Paulo der<note place="right">Rom. 5, 3.</note> Trübsal / dieweil wir wissen / daß Trübsal Gedult bringet / Gedult aber bringt Erfahrung / Erfahrung aber bringt Hoffnung / Hoffnung aber lässt nicht zu Schanden werden. Christus wird vns jnnerlich süß / vnd so lieblich / daß wir durch Ihn alles ertragen mögen.</p> <p>Darumb lieben Christen / suchet ewre Frewde in ewrem<note place="right">2. Hortatorius, & consolatorius.</note> Jesu. Wenn Gott ein Mensch wird / spricht er: Sehet meine Lust ist bey den Menschenkindern. Ihr Menschenkinder saget ja nicht: Ich habe keine Lust zu GOtt. So saget jhr zu keinem Fürsten in der Welt / wann er sich zu euch gesellet / allermeist / wann er euch nützlich ist. Es hat die gantze Natur kein edlers Gewächs herfür gebracht / als da das Jungfräwliche Zweiglein Früchte getragen. Hüte dich / daß du nicht lieber zu einem wurmstichigen Apffel greiffest / als zu dieser alleredelsten Frucht. Viele suchen jhre grösseste Lust in der Welt / bey denen kan Christus keinen Raum finden; wenn die Herberge voll / ist kein Raum für Christo. Kompt denn Trübsal vnd Angst / muß die Seel im finstern bleiben / vnd findet keinen Trost. Wenn aber Christus mit seiner Lust das Hertze eingenommen / hastu ein Liecht / das dir im Finsternüß scheinen </p> </div> </body> </text> </TEI> [91/0111]
Weiter zum andern / erscheinet vns Christus als ein Liecht im Finsternüß / durch Sieg vnd Errettung. Du darffst nicht sorgen / ob soltestu ewig vnter dem Creutze seyn / vnd allein mit süssen Worten dich abspeisen lassen. Er ist dein Erretter / Er muß nicht allein trösten / vnd das Creutz süß vnd leicht machen / sondern auch endlich das Joch gar zerbrechen. Das kan Er thun / das will Er thun / denn Er ist gantz dein. Vns ist ein Kind gebohren / ein Sohn ist vns gegeben. Ist Er dein / so muß Er dir auch dienen mit allem was Er ist vnd hat. Hat dir GOtt der Vatter seinen Sohn gegeben / warumb solt Er dir mit Ihm nicht alles schencken? Hastu den Sohn Gottes / was solte dir mangeln?
Je mehr vnd mehr wir im Creutz besagter massen durch Trost vnd Sieg geübet werden / je mehr gewinnen wir zu GOtt Hoffnung / als die lieben Kinder / vnd frewen vns mit Paulo der Trübsal / dieweil wir wissen / daß Trübsal Gedult bringet / Gedult aber bringt Erfahrung / Erfahrung aber bringt Hoffnung / Hoffnung aber lässt nicht zu Schanden werden. Christus wird vns jnnerlich süß / vnd so lieblich / daß wir durch Ihn alles ertragen mögen.
Rom. 5, 3. Darumb lieben Christen / suchet ewre Frewde in ewrem Jesu. Wenn Gott ein Mensch wird / spricht er: Sehet meine Lust ist bey den Menschenkindern. Ihr Menschenkinder saget ja nicht: Ich habe keine Lust zu GOtt. So saget jhr zu keinem Fürsten in der Welt / wann er sich zu euch gesellet / allermeist / wann er euch nützlich ist. Es hat die gantze Natur kein edlers Gewächs herfür gebracht / als da das Jungfräwliche Zweiglein Früchte getragen. Hüte dich / daß du nicht lieber zu einem wurmstichigen Apffel greiffest / als zu dieser alleredelsten Frucht. Viele suchen jhre grösseste Lust in der Welt / bey denen kan Christus keinen Raum finden; wenn die Herberge voll / ist kein Raum für Christo. Kompt denn Trübsal vnd Angst / muß die Seel im finstern bleiben / vnd findet keinen Trost. Wenn aber Christus mit seiner Lust das Hertze eingenommen / hastu ein Liecht / das dir im Finsternüß scheinen
2. Hortatorius, & consolatorius.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/111 |
Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/111>, abgerufen am 16.02.2025. |