Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.sich vnter den Willen Gottes / vnd dancket jhm noch dazu: wie Hiob thät: Der Name deß HERRN sey gelobet. Hernach hat die Demuth auch mit dem Nechsten zu thun. Allesampt seyd vnter einander vnterthan. Ist ein gemein Gebott / das alle Menschen angehet. Dann da absonderlich zuvor von den Jungen gesaget ist: Ihr Jungen seyd vnterthan den Eltesten; wird stracks darauff zu allen Christen ins gemein gesagt: Ihr allesampt / hoch vnd niedrig / reich vnd arm / jung vnd alt / niemand auß genommen / jhr allesampt seyd vnter einander vnterthan. Damit wird nicht alle Ordnung in der Gemeine auffgehoben / als wann ein Fürst nicht mehr gelten solte / als ein Bawr; denn es bleibt die Regel: Gebt Ehr dem Ehr gebühret / Furcht dem Furcht gebühret. Das ist nur die Meynung / daß ein Christ / der hoch ist am Stand vnd Gaben / auff sein Recht vnd Hoheit nicht pochen soll / sondern sich auch dem geringsten bequemlich mache / füge / vnd so viel es seyn kan / nach eines andern Sinn sich richte / vielmehr als daß alles schlecht nach vnserm Kopff gehen soll: vnd daß er durch die Demuth ein Knecht aller Menschen werde. Das geschicht 1. im Gemüth / wann einer an sich selbst sich nicht das geringste höher achtet / als den allergeringsten / in Betrachtung / daß die Ordnung vnd Vnterscheid der Stände nur zu diesem zeitlichen Leben gehören. Das Wesen dieser Welt vergehet. Hat ein Christ auch grosse Gaben / so erkennet er sie / als ein Geschenck Gottes / damit er andern Leuten dienen soll. An jhm selbsten erkennet er sich so dürfftig vnd vnvermögen / als ein Mensch seyn kan. Sihet dann ein demütiger Christ einen armen gebrechlichen Menschen auff einem Misthauffen ligen / so verachtet er denselben nicht hochmütiglich / sondern spricht in seinem Hertzen: Ach / was bistu deiner Natur halben besser / als dieser Mensch? Was ist GOtt dir mehr schuldig gewesen / denn diesem? Wäre es denn mir zu nahe / wann ich eben also in armseliger sich vnter den Willen Gottes / vnd dancket jhm noch dazu: wie Hiob thät: Der Name deß HERRN sey gelobet. Hernach hat die Demuth auch mit dem Nechsten zu thun. Allesampt seyd vnter einander vnterthan. Ist ein gemein Gebott / das alle Menschen angehet. Dann da absonderlich zuvor von den Jungen gesaget ist: Ihr Jungen seyd vnterthan den Eltesten; wird stracks darauff zu allen Christen ins gemein gesagt: Ihr allesampt / hoch vnd niedrig / reich vnd arm / jung vnd alt / niemand auß genommen / jhr allesampt seyd vnter einander vnterthan. Damit wird nicht alle Ordnung in der Gemeine auffgehoben / als wann ein Fürst nicht mehr gelten solte / als ein Bawr; denn es bleibt die Regel: Gebt Ehr dem Ehr gebühret / Furcht dem Furcht gebühret. Das ist nur die Meynung / daß ein Christ / der hoch ist am Stand vnd Gaben / auff sein Recht vnd Hoheit nicht pochen soll / sondern sich auch dem geringsten bequemlich mache / füge / vnd so viel es seyn kan / nach eines andern Sinn sich richte / vielmehr als daß alles schlecht nach vnserm Kopff gehen soll: vnd daß er durch die Demuth ein Knecht aller Menschen werde. Das geschicht 1. im Gemüth / wann einer an sich selbst sich nicht das geringste höher achtet / als den allergeringsten / in Betrachtung / daß die Ordnung vnd Vnterscheid der Stände nur zu diesem zeitlichen Leben gehören. Das Wesen dieser Welt vergehet. Hat ein Christ auch grosse Gaben / so erkennet er sie / als ein Geschenck Gottes / damit er andern Leuten dienen soll. An jhm selbsten erkennet er sich so dürfftig vnd vnvermögen / als ein Mensch seyn kan. Sihet dann ein demütiger Christ einen armen gebrechlichen Menschen auff einem Misthauffen ligen / so verachtet er denselben nicht hochmütiglich / sondern spricht in seinem Hertzen: Ach / was bistu deiner Natur halben besser / als dieser Mensch? Was ist GOtt dir mehr schuldig gewesen / denn diesem? Wäre es denn mir zu nahe / wann ich eben also in armseliger <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0084" n="68"/> sich vnter den Willen Gottes / vnd dancket jhm noch dazu: wie Hiob thät: Der Name deß HERRN sey gelobet.</p> <note place="left">2. De humilitate erga proximum.</note> <p>Hernach hat die Demuth auch mit dem Nechsten zu thun. Allesampt seyd vnter einander vnterthan. Ist ein gemein Gebott / das alle Menschen angehet. Dann da absonderlich zuvor von den Jungen gesaget ist: Ihr Jungen seyd vnterthan den Eltesten; wird stracks darauff zu allen Christen ins gemein gesagt: Ihr allesampt / hoch vnd niedrig / reich vnd arm / jung vnd alt / niemand auß genommen / jhr allesampt seyd vnter einander vnterthan. Damit wird nicht alle Ordnung in der Gemeine auffgehoben / als wann ein Fürst nicht mehr gelten solte / als ein Bawr; denn es bleibt die Regel: Gebt Ehr dem Ehr gebühret / Furcht dem Furcht gebühret. Das ist nur die Meynung / daß ein Christ / der hoch ist am Stand vnd Gaben / auff sein Recht vnd Hoheit nicht pochen soll / sondern sich auch dem geringsten bequemlich mache / füge / vnd so viel es seyn kan / nach eines andern Sinn sich richte / vielmehr als daß alles schlecht nach vnserm Kopff gehen soll: vnd daß er durch die Demuth ein Knecht aller Menschen werde. Das geschicht 1. im Gemüth / wann einer an sich selbst sich nicht das geringste höher achtet / als den allergeringsten / in Betrachtung / daß die Ordnung vnd Vnterscheid der Stände nur zu diesem zeitlichen Leben gehören. Das Wesen dieser Welt vergehet. Hat ein Christ auch grosse Gaben / so erkennet er sie / als ein Geschenck Gottes / damit er andern Leuten dienen soll. An jhm selbsten erkennet er sich so dürfftig vnd vnvermögen / als ein Mensch seyn kan. Sihet dann ein demütiger Christ einen armen gebrechlichen Menschen auff einem Misthauffen ligen / so verachtet er denselben nicht hochmütiglich / sondern spricht in seinem Hertzen: Ach / was bistu deiner Natur halben besser / als dieser Mensch? Was ist GOtt dir mehr schuldig gewesen / denn diesem? Wäre es denn mir zu nahe / wann ich eben also in armseliger </p> </div> </body> </text> </TEI> [68/0084]
sich vnter den Willen Gottes / vnd dancket jhm noch dazu: wie Hiob thät: Der Name deß HERRN sey gelobet.
Hernach hat die Demuth auch mit dem Nechsten zu thun. Allesampt seyd vnter einander vnterthan. Ist ein gemein Gebott / das alle Menschen angehet. Dann da absonderlich zuvor von den Jungen gesaget ist: Ihr Jungen seyd vnterthan den Eltesten; wird stracks darauff zu allen Christen ins gemein gesagt: Ihr allesampt / hoch vnd niedrig / reich vnd arm / jung vnd alt / niemand auß genommen / jhr allesampt seyd vnter einander vnterthan. Damit wird nicht alle Ordnung in der Gemeine auffgehoben / als wann ein Fürst nicht mehr gelten solte / als ein Bawr; denn es bleibt die Regel: Gebt Ehr dem Ehr gebühret / Furcht dem Furcht gebühret. Das ist nur die Meynung / daß ein Christ / der hoch ist am Stand vnd Gaben / auff sein Recht vnd Hoheit nicht pochen soll / sondern sich auch dem geringsten bequemlich mache / füge / vnd so viel es seyn kan / nach eines andern Sinn sich richte / vielmehr als daß alles schlecht nach vnserm Kopff gehen soll: vnd daß er durch die Demuth ein Knecht aller Menschen werde. Das geschicht 1. im Gemüth / wann einer an sich selbst sich nicht das geringste höher achtet / als den allergeringsten / in Betrachtung / daß die Ordnung vnd Vnterscheid der Stände nur zu diesem zeitlichen Leben gehören. Das Wesen dieser Welt vergehet. Hat ein Christ auch grosse Gaben / so erkennet er sie / als ein Geschenck Gottes / damit er andern Leuten dienen soll. An jhm selbsten erkennet er sich so dürfftig vnd vnvermögen / als ein Mensch seyn kan. Sihet dann ein demütiger Christ einen armen gebrechlichen Menschen auff einem Misthauffen ligen / so verachtet er denselben nicht hochmütiglich / sondern spricht in seinem Hertzen: Ach / was bistu deiner Natur halben besser / als dieser Mensch? Was ist GOtt dir mehr schuldig gewesen / denn diesem? Wäre es denn mir zu nahe / wann ich eben also in armseliger
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/84>, abgerufen am 16.02.2025. |