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Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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Es wird aber nicht allein in diesem Exempel gezeiget der Liebe Nothwendigkeit / daß wir GOtt in der Liebe zu folgen schuldig seyn; sondern auch insonderheit wird angezeiget / welches der Liebe Art sey / vnd wie hoch sie steige: Wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen. Man möchte sagen: Christus vnd das Gesetz erfoderte nicht mehr / als daß wir vnsern Nechsten lieben / wie vns selbst. Wie aber? erfodert Johannes noch ein höhers / weil er sagt: Wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen? Heisset das nicht seinen Bruder mehr lieben / denn sich selbst? Hierauff gehöret diese Antwort: Vmb geringes Dinges willen das Leben einem andern zu gute lassen / ist nicht nötig / auch kein Liebeswerck / sondern eine Verwegenheit / als wann ich mit meinem Todt einem könte einen Gülden gewinnen. So aber eine hohe Noth da ist / so nehme ichs mit allem Danck an / wann einer für mich sein Leben waget. Darumb seynd wirs anderen auch schuldig; nach der Regel der Liebe: Was du wilt das dir geschehe / das soltu einem andern auch thun. Zum Exempel: Da wir waren in einer Noth / die Seel vnd Seligkeit angieng / ists freylich wol gethan / daß Gottes Sohn sein Leben für vns in den Todt gegeben. Also wann eine gantze Gemein in eusserster Gefahr ist / ists ein Liebeswerck / so einer derselben auch mit dem Todt dienet.

Auß diesem ist ferner zu schliessen: So wir dem Nechsten dienen sollen mit Leib vnd Leben / wie viel mehr mit leiblichen Gütern? Wiederumb / so wir dem Nechsten nicht dienen mit vnsern Gütern / denen wir doch mit Leib vnd Leben zu dienen schuldig seyn / so ist die Liebe gewiß nicht in vns. Drumb spricht Johannes: Wenn jemand dieser Welt Güter hat / vnd sihet seinen Bruder darben / vnd schleusst sein Hertz für jhm zu / wie bleibt die Liebe Gottes bey jhm?

Johannes sihet auff das gemeine Wesen der Welt. Mancher ist reich gnug / vnd will doch den Dürfftigen mit seinem Reich-

Es wird aber nicht allein in diesem Exempel gezeiget der Liebe Nothwendigkeit / daß wir GOtt in der Liebe zu folgen schuldig seyn; sondern auch insonderheit wird angezeiget / welches der Liebe Art sey / vnd wie hoch sie steige: Wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen. Man möchte sagen: Christus vnd das Gesetz erfoderte nicht mehr / als daß wir vnsern Nechsten lieben / wie vns selbst. Wie aber? erfodert Johannes noch ein höhers / weil er sagt: Wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen? Heisset das nicht seinen Bruder mehr lieben / denn sich selbst? Hierauff gehöret diese Antwort: Vmb geringes Dinges willen das Leben einem andern zu gute lassen / ist nicht nötig / auch kein Liebeswerck / sondern eine Verwegenheit / als wann ich mit meinem Todt einem könte einen Gülden gewinnen. So aber eine hohe Noth da ist / so nehme ichs mit allem Danck an / wann einer für mich sein Leben waget. Darumb seynd wirs anderen auch schuldig; nach der Regel der Liebe: Was du wilt das dir geschehe / das soltu einem andern auch thun. Zum Exempel: Da wir waren in einer Noth / die Seel vnd Seligkeit angieng / ists freylich wol gethan / daß Gottes Sohn sein Leben für vns in den Todt gegeben. Also wann eine gantze Gemein in eusserster Gefahr ist / ists ein Liebeswerck / so einer derselben auch mit dem Todt dienet.

Auß diesem ist ferner zu schliessen: So wir dem Nechsten dienen sollen mit Leib vnd Leben / wie viel mehr mit leiblichen Gütern? Wiederumb / so wir dem Nechsten nicht dienen mit vnsern Gütern / denen wir doch mit Leib vnd Leben zu dienen schuldig seyn / so ist die Liebe gewiß nicht in vns. Drumb spricht Johannes: Wenn jemand dieser Welt Güter hat / vnd sihet seinen Bruder darben / vnd schleusst sein Hertz für jhm zu / wie bleibt die Liebe Gottes bey jhm?

Johannes sihet auff das gemeine Wesen der Welt. Mancher ist reich gnug / vnd will doch den Dürfftigen mit seinem Reich-

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[52/0068] Es wird aber nicht allein in diesem Exempel gezeiget der Liebe Nothwendigkeit / daß wir GOtt in der Liebe zu folgen schuldig seyn; sondern auch insonderheit wird angezeiget / welches der Liebe Art sey / vnd wie hoch sie steige: Wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen. Man möchte sagen: Christus vnd das Gesetz erfoderte nicht mehr / als daß wir vnsern Nechsten lieben / wie vns selbst. Wie aber? erfodert Johannes noch ein höhers / weil er sagt: Wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen? Heisset das nicht seinen Bruder mehr lieben / denn sich selbst? Hierauff gehöret diese Antwort: Vmb geringes Dinges willen das Leben einem andern zu gute lassen / ist nicht nötig / auch kein Liebeswerck / sondern eine Verwegenheit / als wann ich mit meinem Todt einem könte einen Gülden gewinnen. So aber eine hohe Noth da ist / so nehme ichs mit allem Danck an / wann einer für mich sein Leben waget. Darumb seynd wirs anderen auch schuldig; nach der Regel der Liebe: Was du wilt das dir geschehe / das soltu einem andern auch thun. Zum Exempel: Da wir waren in einer Noth / die Seel vnd Seligkeit angieng / ists freylich wol gethan / daß Gottes Sohn sein Leben für vns in den Todt gegeben. Also wann eine gantze Gemein in eusserster Gefahr ist / ists ein Liebeswerck / so einer derselben auch mit dem Todt dienet. Auß diesem ist ferner zu schliessen: So wir dem Nechsten dienen sollen mit Leib vnd Leben / wie viel mehr mit leiblichen Gütern? Wiederumb / so wir dem Nechsten nicht dienen mit vnsern Gütern / denen wir doch mit Leib vnd Leben zu dienen schuldig seyn / so ist die Liebe gewiß nicht in vns. Drumb spricht Johannes: Wenn jemand dieser Welt Güter hat / vnd sihet seinen Bruder darben / vnd schleusst sein Hertz für jhm zu / wie bleibt die Liebe Gottes bey jhm? Johannes sihet auff das gemeine Wesen der Welt. Mancher ist reich gnug / vnd will doch den Dürfftigen mit seinem Reich-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/68>, abgerufen am 24.11.2024.