Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

redet von solchen Reichen / die sich mit jhrem Reichthumb lassen sättigen / vnnd haben keinen Durst nach dem Himmlischen. Deßgleichen seynd auch geistlich für reich zu achten / die keine Sünde bey jhnen fühlen / sondern so voller Weißheit vnnd Heyligkeit seyn / daß sie keiner andern bedörffen. Was sagt doch vnsere Meisterin von solchen Reichen? Er läßt sie lähr / er läßt sie lähr hinziehen; lähr so wol an zeitlichen Gütern als an geistlichen Gütern. An zeitlichem Gute macht GOtt sie lähr / wann er entweder bey Lebenszeit jhre Güter jhnen entziehet / oder durch den Todt sie von den Gütern ziehet / da sie allererst lähr müssen hinziehen / vnnd wie sie nichts mit sich gebracht / also auch nichts mit sich hinweg nehmen. Erlässet sie auch hinziehen lähr an geistlichen gütern. Dann gleich wie der Mensch keinen appetit hat zum Brod / wann der Leib mit Speiß vberfüllet ist / also wann der Mensch sich mit zeitlichen Gütern vberladet / vnd damit seine Begier de sättiget / vnnd dagegen den Seelenmangel nicht erkennet / so hat er kein Verlangen nach den Himmlischen Gütern / vnd weil er kein Verlangen darnach hat / so strebt er auch nicht darnach / vnd erlanget sie auch nicht. Es ist bey jhm aller Evangelischer Trost vergebens / vnd wann er auch tausend Trostpredigten höret / schmecket er dennoch den Trost nicht. Vnd wann dann ein solcher Liebhaber der Welt stirbet / da muß er das zeitliche Gut verlassen / vnd das Ewige kan jhm nicht werden / da muß er dann recht lähr hinziehen / lähr von allen Gütern / lähr an Leib vnd Seel in Ewigkeit. Das heißt: GOTT läßt die Reichen lähr.

Zu dem andern Hauffen zehlet die Mutter GOTTES die Elenden vnnd die Hungerigen. Hiedurch verstehen wir nicht einen jeden armen Bettler. Nichts haben ist an jhm selber kein Lob. Hieher gehören solche Leuthe / die Jammer vnd Dürfftigkeit bey jhnen finden / vnd in der Welt weder Trost noch Reichthumb haben / damit sie sich befriedigen können. Wann ich ein Christ bin / vnnd habe die gantze Welt voll Silber vnnd Gold / so

redet von solchen Reichen / die sich mit jhrem Reichthumb lassen sättigen / vnnd haben keinen Durst nach dem Him̃lischen. Deßgleichen seynd auch geistlich für reich zu achten / die keine Sünde bey jhnen fühlen / sondern so voller Weißheit vnnd Heyligkeit seyn / daß sie keiner andern bedörffen. Was sagt doch vnsere Meisterin von solchen Reichen? Er läßt sie lähr / er läßt sie lähr hinziehen; lähr so wol an zeitlichen Gütern als an geistlichen Gütern. An zeitlichem Gute macht GOtt sie lähr / wann er entweder bey Lebenszeit jhre Güter jhnen entziehet / oder durch den Todt sie von den Gütern ziehet / da sie allererst lähr müssen hinziehen / vnnd wie sie nichts mit sich gebracht / also auch nichts mit sich hinweg nehmen. Erlässet sie auch hinziehen lähr an geistlichen gütern. Dann gleich wie der Mensch keinen appetit hat zum Brod / wann der Leib mit Speiß vberfüllet ist / also wann der Mensch sich mit zeitlichen Gütern vberladet / vnd damit seine Begier de sättiget / vnnd dagegen den Seelenmangel nicht erkennet / so hat er kein Verlangen nach den Him̃lischen Gütern / vnd weil er kein Verlangen darnach hat / so strebt er auch nicht darnach / vnd erlanget sie auch nicht. Es ist bey jhm aller Evangelischer Trost vergebens / vnd wann er auch tausend Trostpredigten höret / schmecket er dennoch den Trost nicht. Vnd wann dann ein solcher Liebhaber der Welt stirbet / da muß er das zeitliche Gut verlassen / vnd das Ewige kan jhm nicht werden / da muß er dann recht lähr hinziehen / lähr von allen Gütern / lähr an Leib vnd Seel in Ewigkeit. Das heißt: GOTT läßt die Reichen lähr.

Zu dem andern Hauffen zehlet die Mutter GOTTES die Elenden vnnd die Hungerigen. Hiedurch verstehen wir nicht einen jeden armen Bettler. Nichts haben ist an jhm selber kein Lob. Hieher gehören solche Leuthe / die Jammer vnd Dürfftigkeit bey jhnen finden / vnd in der Welt weder Trost noch Reichthumb haben / damit sie sich befriedigen können. Wann ich ein Christ bin / vnnd habe die gantze Welt voll Silber vnnd Gold / so

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0668" n="652"/>
redet von solchen                      Reichen / die sich mit jhrem Reichthumb lassen sättigen / vnnd haben keinen                      Durst nach dem Him&#x0303;lischen. Deßgleichen seynd auch geistlich für                      reich zu achten / die keine Sünde bey jhnen fühlen / sondern so voller Weißheit                      vnnd Heyligkeit seyn / daß sie keiner andern bedörffen. Was sagt doch vnsere                      Meisterin von solchen Reichen? Er läßt sie lähr / er läßt sie lähr hinziehen;                      lähr so wol an zeitlichen Gütern als an geistlichen Gütern. An zeitlichem Gute                      macht GOtt sie lähr / wann er entweder bey Lebenszeit jhre Güter jhnen entziehet                      / oder durch den Todt sie von den Gütern ziehet / da sie allererst lähr müssen                      hinziehen / vnnd wie sie nichts mit sich gebracht / also auch nichts mit sich                      hinweg nehmen. Erlässet sie auch hinziehen lähr an geistlichen gütern. Dann                      gleich wie der Mensch keinen appetit hat zum Brod / wann der Leib mit Speiß                      vberfüllet ist / also wann der Mensch sich mit zeitlichen Gütern vberladet / vnd                      damit seine Begier de sättiget / vnnd dagegen den Seelenmangel nicht erkennet /                      so hat er kein Verlangen nach den Him&#x0303;lischen Gütern / vnd weil er                      kein Verlangen darnach hat / so strebt er auch nicht darnach / vnd erlanget sie                      auch nicht. Es ist bey jhm aller Evangelischer Trost vergebens / vnd wann er                      auch tausend Trostpredigten höret / schmecket er dennoch den Trost nicht. Vnd                      wann dann ein solcher Liebhaber der Welt stirbet / da muß er das zeitliche Gut                      verlassen / vnd das Ewige kan jhm nicht werden / da muß er dann recht lähr                      hinziehen / lähr von allen Gütern / lähr an Leib vnd Seel in Ewigkeit. Das                      heißt: GOTT läßt die Reichen lähr.</p>
        <p>Zu dem andern Hauffen zehlet die Mutter GOTTES die Elenden vnnd die Hungerigen.                      Hiedurch verstehen wir nicht einen jeden armen Bettler. Nichts haben ist an jhm                      selber kein Lob. Hieher gehören solche Leuthe / die Jammer vnd Dürfftigkeit bey                      jhnen finden / vnd in der Welt weder Trost noch Reichthumb haben / damit sie                      sich befriedigen können. Wann ich ein Christ bin / vnnd habe die gantze Welt                      voll Silber vnnd Gold / so
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[652/0668] redet von solchen Reichen / die sich mit jhrem Reichthumb lassen sättigen / vnnd haben keinen Durst nach dem Him̃lischen. Deßgleichen seynd auch geistlich für reich zu achten / die keine Sünde bey jhnen fühlen / sondern so voller Weißheit vnnd Heyligkeit seyn / daß sie keiner andern bedörffen. Was sagt doch vnsere Meisterin von solchen Reichen? Er läßt sie lähr / er läßt sie lähr hinziehen; lähr so wol an zeitlichen Gütern als an geistlichen Gütern. An zeitlichem Gute macht GOtt sie lähr / wann er entweder bey Lebenszeit jhre Güter jhnen entziehet / oder durch den Todt sie von den Gütern ziehet / da sie allererst lähr müssen hinziehen / vnnd wie sie nichts mit sich gebracht / also auch nichts mit sich hinweg nehmen. Erlässet sie auch hinziehen lähr an geistlichen gütern. Dann gleich wie der Mensch keinen appetit hat zum Brod / wann der Leib mit Speiß vberfüllet ist / also wann der Mensch sich mit zeitlichen Gütern vberladet / vnd damit seine Begier de sättiget / vnnd dagegen den Seelenmangel nicht erkennet / so hat er kein Verlangen nach den Him̃lischen Gütern / vnd weil er kein Verlangen darnach hat / so strebt er auch nicht darnach / vnd erlanget sie auch nicht. Es ist bey jhm aller Evangelischer Trost vergebens / vnd wann er auch tausend Trostpredigten höret / schmecket er dennoch den Trost nicht. Vnd wann dann ein solcher Liebhaber der Welt stirbet / da muß er das zeitliche Gut verlassen / vnd das Ewige kan jhm nicht werden / da muß er dann recht lähr hinziehen / lähr von allen Gütern / lähr an Leib vnd Seel in Ewigkeit. Das heißt: GOTT läßt die Reichen lähr. Zu dem andern Hauffen zehlet die Mutter GOTTES die Elenden vnnd die Hungerigen. Hiedurch verstehen wir nicht einen jeden armen Bettler. Nichts haben ist an jhm selber kein Lob. Hieher gehören solche Leuthe / die Jammer vnd Dürfftigkeit bey jhnen finden / vnd in der Welt weder Trost noch Reichthumb haben / damit sie sich befriedigen können. Wann ich ein Christ bin / vnnd habe die gantze Welt voll Silber vnnd Gold / so

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/668
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/668>, abgerufen am 22.11.2024.