Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.mörder Cain. Denn wer den Hungerigen nicht speiset / der tödtet jhn. So ich jhm die Speise versage / ein ander auch / vnd so fortan ein jeglicher; so müste ja der Dürfftige in seinem Hunger verschmachten / vnd sterben. Wann ich denn dem Hungerigen mein Brodt versage / so habe ich / so viel an mir ist / jhn getödtet / vnd bin für Gottes Gericht ein Todtschläger. Wann denn für Todtschläger geachtet werden / die keine Liebeswerck üben; wird solches viel mehr treffen dieselbe / die neiden vnd hassen / verachten vnd lachen / betriegen vnd liegen / Gewalt vnd Leid thun? Sie seynd alle Todtschläger. Ihr wisset aber / daß ein Todtschläger nicht hat das ewige Leben bey jhm bleibend. Ich setze / daß einer wiedergeboren / vnd ein guter Christ gewesen ist; doch so er von der Liebe abtritt / so kan das ewige Leben nicht bey jhm bleiben. Darumb gleich wie wir wissen / daß wir durch den Geist Gottes wiedergeboren / vnd vom Todt zum Leben kommen seyn / wenn wir die Brüder lieben; also wissen vnd erkennen wir auch / daß wir nicht wiedergeboren / sondern entweder im Todt geblieben / oder vom Leben wieder in den Todt gefallen seyn / wenn wir nicht lieben / sondern dem Nechsten Leid thun / vnd jhn hassen. Darauß ist denn offenbar / wie nötig die Liebe einem Christen sey / vnd ob er ohne Liebe wol mag ein Christ heissen. II. Dilectionis oftenditur ratio.Das ist nun eins in dieser Lection; Das ander Stück zeiget die Art derselbigen Liebe / die so nötig ist; vnd zwar in dem Exempel der Liebe Gottes; denn so spricht Johannes weiter: Daran V. 16. 17.haben wir erkant die Liebe / daß er sein Leben für vns gelassen hat / vnd wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen. Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat / vnd sihet seinen Bruder darben / vnd schleusst sein Hertz ubi 1. Dilectionis divinae demonstratiofür jhm zu / wie bleibt die Liebe Gottes bey jhm? Hie ist zufodderst zu erwegen / der Beweißthumb vnd Offenbarung der Liebe Gottes: Daran haben wir erkant die Lie- mörder Cain. Denn wer den Hungerigen nicht speiset / der tödtet jhn. So ich jhm die Speise versage / ein ander auch / vnd so fortan ein jeglicher; so müste ja der Dürfftige in seinem Hunger verschmachten / vnd sterben. Wann ich denn dem Hungerigen mein Brodt versage / so habe ich / so viel an mir ist / jhn getödtet / vnd bin für Gottes Gericht ein Todtschläger. Wann denn für Todtschläger geachtet werden / die keine Liebeswerck üben; wird solches viel mehr treffen dieselbe / die neiden vnd hassen / verachten vnd lachen / betriegen vnd liegen / Gewalt vnd Leid thun? Sie seynd alle Todtschläger. Ihr wisset aber / daß ein Todtschläger nicht hat das ewige Leben bey jhm bleibend. Ich setze / daß einer wiedergeboren / vnd ein guter Christ gewesen ist; doch so er von der Liebe abtritt / so kan das ewige Leben nicht bey jhm bleiben. Darumb gleich wie wir wissen / daß wir durch den Geist Gottes wiedergeboren / vnd vom Todt zum Leben kommen seyn / wenn wir die Brüder lieben; also wissen vnd erkennen wir auch / daß wir nicht wiedergeboren / sondern entweder im Todt geblieben / oder vom Leben wieder in den Todt gefallen seyn / wenn wir nicht lieben / sondern dem Nechsten Leid thun / vnd jhn hassen. Darauß ist denn offenbar / wie nötig die Liebe einem Christen sey / vnd ob er ohne Liebe wol mag ein Christ heissen. II. Dilectionis oftenditur ratio.Das ist nun eins in dieser Lection; Das ander Stück zeiget die Art derselbigen Liebe / die so nötig ist; vnd zwar in dem Exempel der Liebe Gottes; denn so spricht Johannes weiter: Daran V. 16. 17.haben wir erkant die Liebe / daß er sein Leben für vns gelassen hat / vnd wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen. Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat / vnd sihet seinen Bruder darben / vnd schleusst sein Hertz ubi 1. Dilectionis divinae demonstratiofür jhm zu / wie bleibt die Liebe Gottes bey jhm? Hie ist zufodderst zu erwegen / der Beweißthumb vnd Offenbarung der Liebe Gottes: Daran haben wir erkant die Lie- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0066" n="50"/> mörder Cain. Denn wer den Hungerigen nicht speiset / der tödtet jhn. So ich jhm die Speise versage / ein ander auch / vnd so fortan ein jeglicher; so müste ja der Dürfftige in seinem Hunger verschmachten / vnd sterben. Wann ich denn dem Hungerigen mein Brodt versage / so habe ich / so viel an mir ist / jhn getödtet / vnd bin für Gottes Gericht ein Todtschläger. Wann denn für Todtschläger geachtet werden / die keine Liebeswerck üben; wird solches viel mehr treffen dieselbe / die neiden vnd hassen / verachten vnd lachen / betriegen vnd liegen / Gewalt vnd Leid thun? Sie seynd alle Todtschläger. Ihr wisset aber / daß ein Todtschläger nicht hat das ewige Leben bey jhm bleibend. Ich setze / daß einer wiedergeboren / vnd ein guter Christ gewesen ist; doch so er von der Liebe abtritt / so kan das ewige Leben nicht bey jhm bleiben.</p> <p>Darumb gleich wie wir wissen / daß wir durch den Geist Gottes wiedergeboren / vnd vom Todt zum Leben kommen seyn / wenn wir die Brüder lieben; also wissen vnd erkennen wir auch / daß wir nicht wiedergeboren / sondern entweder im Todt geblieben / oder vom Leben wieder in den Todt gefallen seyn / wenn wir nicht lieben / sondern dem Nechsten Leid thun / vnd jhn hassen. Darauß ist denn offenbar / wie nötig die Liebe einem Christen sey / vnd ob er ohne Liebe wol mag ein Christ heissen.</p> <note place="left">II. 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mörder Cain. Denn wer den Hungerigen nicht speiset / der tödtet jhn. So ich jhm die Speise versage / ein ander auch / vnd so fortan ein jeglicher; so müste ja der Dürfftige in seinem Hunger verschmachten / vnd sterben. Wann ich denn dem Hungerigen mein Brodt versage / so habe ich / so viel an mir ist / jhn getödtet / vnd bin für Gottes Gericht ein Todtschläger. Wann denn für Todtschläger geachtet werden / die keine Liebeswerck üben; wird solches viel mehr treffen dieselbe / die neiden vnd hassen / verachten vnd lachen / betriegen vnd liegen / Gewalt vnd Leid thun? Sie seynd alle Todtschläger. Ihr wisset aber / daß ein Todtschläger nicht hat das ewige Leben bey jhm bleibend. Ich setze / daß einer wiedergeboren / vnd ein guter Christ gewesen ist; doch so er von der Liebe abtritt / so kan das ewige Leben nicht bey jhm bleiben.
Darumb gleich wie wir wissen / daß wir durch den Geist Gottes wiedergeboren / vnd vom Todt zum Leben kommen seyn / wenn wir die Brüder lieben; also wissen vnd erkennen wir auch / daß wir nicht wiedergeboren / sondern entweder im Todt geblieben / oder vom Leben wieder in den Todt gefallen seyn / wenn wir nicht lieben / sondern dem Nechsten Leid thun / vnd jhn hassen. Darauß ist denn offenbar / wie nötig die Liebe einem Christen sey / vnd ob er ohne Liebe wol mag ein Christ heissen.
Das ist nun eins in dieser Lection; Das ander Stück zeiget die Art derselbigen Liebe / die so nötig ist; vnd zwar in dem Exempel der Liebe Gottes; denn so spricht Johannes weiter: Daran haben wir erkant die Liebe / daß er sein Leben für vns gelassen hat / vnd wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen. Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat / vnd sihet seinen Bruder darben / vnd schleusst sein Hertz für jhm zu / wie bleibt die Liebe Gottes bey jhm?
V. 16. 17.
ubi 1. Dilectionis divinae demonstratio Hie ist zufodderst zu erwegen / der Beweißthumb vnd Offenbarung der Liebe Gottes: Daran haben wir erkant die Lie-
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/66>, abgerufen am 16.02.2025. |