Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.auch / wie er in seiner Regierung nach Gottes Willen dem Nächsten diene. Vnter dessen trage er in seinem Hertzen ein Verlangen nach dem ewigen Gut / vnnd achte das für seine höchste Ehr vnnd Reichthumb. Also darff einer seinen Beruff nicht verlassen. Das aber sage ich: der der Welt braucht / der mißbrauch derselben nicht / wer Ehr vnnd Reichthumb hat / der habe es als hätte ers nicht; fällt dir Reichthumb zu / so hang das Hertz nicht daran. Dann so du das Hertz daran hängest / vnd zwar also / daß deß Himmlischen darüber vergessen wird / das ist vom bösen Ingleichem / so einer Mangel hat an zeitlichen Gütern / vnd will sein Hertz nicht befriedigen mit dem Himmlischen / sondern trachtet nur jmmer nach dem Irrdischen / das ist wieder vom bösen. So fasset nun also das Ewige / daß darüber die Liebe deß Zeitlichen sich verliere. Dann die Welt vnnd alles was darinnen ist / wird verbrennen. Es arbeytet niemand gern vergebens. Die Schwalb will nicht gerne / daß jhr Nest zerstöret werde; vnnd die Spinne will nicht gerne / daß jhr gewebtes zerrissen werde. Die jhr der Welt anhanget / jhr bawet euch auff der Erden Häuser von Koth / vnnd würcket Spinnewebe. Die Welt vergehet mit allem was darinnen ist / als dann wird auch ewre Arbeit vergehen. Wann eine Spinne jhr Werck gespunnen von einer Wand zur andern / vnd beyde werden fallen ein / muß auch die Spinnewebe mit fallen. Also wann die Erde wirdt in einen Hauffen fallen / wirdt zugleich mit fallen / alles was der Erden anhanget. Wann nun diß alles zergehet / was nutzet euch alle ewre Sorg vnd Arbeit? Das werden die Verdampten berewen / wie jhre Klage auffgezeichnet ist im Büchlein der Weißheit: Was hilfft vns nun der Pracht?Sap. 5, 8. 9. 15. Was bringt vns der Reichthumb sampt dem Hochmuth? Es ist alles dahin gefahren wie ein Schatten. Deß Gottlosen Hoffnung ist wie ein Staub vom Winde verstrewet. O weise weren sie / da sie solches vor bedacht hätten! auch / wie er in seiner Regierung nach Gottes Willen dem Nächsten diene. Vnter dessen trage er in seinem Hertzen ein Verlangen nach dem ewigen Gut / vnnd achte das für seine höchste Ehr vnnd Reichthumb. Also darff einer seinen Beruff nicht verlassen. Das aber sage ich: der der Welt braucht / der mißbrauch derselben nicht / wer Ehr vnnd Reichthumb hat / der habe es als hätte ers nicht; fällt dir Reichthumb zu / so hang das Hertz nicht daran. Dann so du das Hertz daran hängest / vnd zwar also / daß deß Him̃lischen darüber vergessen wird / das ist vom bösen Ingleichem / so einer Mangel hat an zeitlichen Gütern / vnd will sein Hertz nicht befriedigen mit dem Him̃lischen / sondern trachtet nur jm̃er nach dem Irrdischen / das ist wieder vom bösen. So fasset nun also das Ewige / daß darüber die Liebe deß Zeitlichen sich verliere. Dann die Welt vnnd alles was darinnen ist / wird verbrennen. Es arbeytet niemand gern vergebens. Die Schwalb will nicht gerne / daß jhr Nest zerstöret werde; vnnd die Spinne will nicht gerne / daß jhr gewebtes zerrissen werde. Die jhr der Welt anhanget / jhr bawet euch auff der Erden Häuser von Koth / vnnd würcket Spinnewebe. Die Welt vergehet mit allem was darinnen ist / als dann wird auch ewre Arbeit vergehen. Wann eine Spinne jhr Werck gespunnen von einer Wand zur andern / vnd beyde werden fallen ein / muß auch die Spinnewebe mit fallen. Also wann die Erde wirdt in einen Hauffen fallen / wirdt zugleich mit fallen / alles was der Erden anhanget. Wann nun diß alles zergehet / was nutzet euch alle ewre Sorg vnd Arbeit? Das werden die Verdampten berewen / wie jhre Klage auffgezeichnet ist im Büchlein der Weißheit: Was hilfft vns nun der Pracht?Sap. 5, 8. 9. 15. Was bringt vns der Reichthumb sampt dem Hochmuth? Es ist alles dahin gefahren wie ein Schatten. 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Dann so du das Hertz daran hängest / vnd zwar also / daß deß Him̃lischen darüber vergessen wird / das ist vom bösen Ingleichem / so einer Mangel hat an zeitlichen Gütern / vnd will sein Hertz nicht befriedigen mit dem Him̃lischen / sondern trachtet nur jm̃er nach dem Irrdischen / das ist wieder vom bösen.</p> <p>So fasset nun also das Ewige / daß darüber die Liebe deß Zeitlichen sich verliere. Dann die Welt vnnd alles was darinnen ist / wird verbrennen. Es arbeytet niemand gern vergebens. Die Schwalb will nicht gerne / daß jhr Nest zerstöret werde; vnnd die Spinne will nicht gerne / daß jhr gewebtes zerrissen werde. Die jhr der Welt anhanget / jhr bawet euch auff der Erden Häuser von Koth / vnnd würcket Spinnewebe. Die Welt vergehet mit allem was darinnen ist / als dann wird auch ewre Arbeit vergehen. Wann eine Spinne jhr Werck gespunnen von einer Wand zur andern / vnd beyde werden fallen ein / muß auch die Spinnewebe mit fallen. Also wann die Erde wirdt in einen Hauffen fallen / wirdt zugleich mit fallen / alles was der Erden anhanget. Wann nun diß alles zergehet / was nutzet euch alle ewre Sorg vnd Arbeit? Das werden die Verdampten berewen / wie jhre Klage auffgezeichnet ist im Büchlein der Weißheit: Was hilfft vns nun der Pracht?<note place="right">Sap. 5, 8. 9. 15.</note> Was bringt vns der Reichthumb sampt dem Hochmuth? Es ist alles dahin gefahren wie ein Schatten. Deß Gottlosen Hoffnung ist wie ein Staub vom Winde verstrewet. O weise weren sie / da sie solches vor bedacht hätten!</p> </div> </body> </text> </TEI> [575/0591]
auch / wie er in seiner Regierung nach Gottes Willen dem Nächsten diene. Vnter dessen trage er in seinem Hertzen ein Verlangen nach dem ewigen Gut / vnnd achte das für seine höchste Ehr vnnd Reichthumb. Also darff einer seinen Beruff nicht verlassen. Das aber sage ich: der der Welt braucht / der mißbrauch derselben nicht / wer Ehr vnnd Reichthumb hat / der habe es als hätte ers nicht; fällt dir Reichthumb zu / so hang das Hertz nicht daran. Dann so du das Hertz daran hängest / vnd zwar also / daß deß Him̃lischen darüber vergessen wird / das ist vom bösen Ingleichem / so einer Mangel hat an zeitlichen Gütern / vnd will sein Hertz nicht befriedigen mit dem Him̃lischen / sondern trachtet nur jm̃er nach dem Irrdischen / das ist wieder vom bösen.
So fasset nun also das Ewige / daß darüber die Liebe deß Zeitlichen sich verliere. Dann die Welt vnnd alles was darinnen ist / wird verbrennen. Es arbeytet niemand gern vergebens. Die Schwalb will nicht gerne / daß jhr Nest zerstöret werde; vnnd die Spinne will nicht gerne / daß jhr gewebtes zerrissen werde. Die jhr der Welt anhanget / jhr bawet euch auff der Erden Häuser von Koth / vnnd würcket Spinnewebe. Die Welt vergehet mit allem was darinnen ist / als dann wird auch ewre Arbeit vergehen. Wann eine Spinne jhr Werck gespunnen von einer Wand zur andern / vnd beyde werden fallen ein / muß auch die Spinnewebe mit fallen. Also wann die Erde wirdt in einen Hauffen fallen / wirdt zugleich mit fallen / alles was der Erden anhanget. Wann nun diß alles zergehet / was nutzet euch alle ewre Sorg vnd Arbeit? Das werden die Verdampten berewen / wie jhre Klage auffgezeichnet ist im Büchlein der Weißheit: Was hilfft vns nun der Pracht? Was bringt vns der Reichthumb sampt dem Hochmuth? Es ist alles dahin gefahren wie ein Schatten. Deß Gottlosen Hoffnung ist wie ein Staub vom Winde verstrewet. O weise weren sie / da sie solches vor bedacht hätten!
Sap. 5, 8. 9. 15.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/591>, abgerufen am 16.02.2025. |